Linux und Open Source
Europäische Unternehmen fordern mehr offene Standards
Der deutsche Linux-Verband (Live) und das europäische Unternehmensnetzwerk OBOOE forderten in dieser Woche das Europäische Parlament auf, freie und offene Standards zu unterstützen. Elmar Geese, Vorsitzender des Linux-Verbands und Sprecher der OBOOE, betonte, wie wichtig es sei, Standards zu verwenden, die nicht der Kontrolle einzelner Unternehmen unterliegen: "Diskriminierungsfrei nutzbare Standards, die einer öffentlichen Kontrolle unterliegen, sind der Treibstoff, der die Informationstechnologie heute voran treibt. Die Zeit der proprietären 'Quasi-Standards' ist vorbei." Geese äußerte sich zudem zu Microsofts inkorrekter und abschreckender Marktstrategie: "Wer sich in die Abhängigkeit von Monopolisten begibt, die auch Strafen in Milliardenhöhe locker aus der Portokasse bezahlen, gefährdet den Wettbewerb." Jeder, der dies genauso sieht, ist aufgerufen, eine Petition für Offene Standards zu unterschreiben, um dem EU-Parlament das verbreitete Interesse an freien Standards zu demonstrieren.
Interview: Tobias König über die Entwicklung von Akonadi
Kubuntu-de.org hat diese Woche ein informatives Interview über die neuartige KDE-Speicherlösung veröffentlicht. Hauptsächlich geht es in dem Interview über die Entwicklung und die Funktionen von Akonadi. Akonadi soll eine plattformunabhängige, innovative Speicherlösung für persönliche Daten werden, die allerdings in der aktuellen KDE4-Version noch nicht enthalten ist. Befragt wird Tobias König, Informatikstudent und einer der Hauptentwickler von Akonadi, der neben den Funktionen der Technologie auch über seine Einbindung in die Entwicklung der KDE-Desktopbumgebung berichtet.
Jahresbericht 2007 der GNOME Foundation
Mit ihrem Jahresrückblick 2007 hat die Gnome Foundation einen Entwicklungsüberblick und -ausblick des seit gut 10 Jahren bestehenden Gnome-Projektes herausgebracht. Die Autoren beschäftigen sich darin sowohl mit der Erfüllung des ursprünglichen Ziels, ein freier und kompletter Desktop mit umfangreichen Applikationen, als auch mit den Argumenten der Kritiker, die der Foundation vorwerfen, kein klares Ziel zu verfolgen und nur schrittweise Veränderungen vorzunehmen. Neben Berichten über die Aktivitäten des Projektes beinhaltet der 22-seitige Bericht auch Interviews, Bilder und persönliche Kommentare. Die 1860 KB große PDF-Datei steht ab sofort auf der Website der Stiftung zum Download bereit.
Open Source Initiative akzeptiert AGPL
Die GNU Affero General Public License Version 3 (AGPLv3) wurde von der Open Source Initiative (OSI) zertifiziert. Damit gilt sie nun offiziell als Open-Source-Lizenz. Dafür wurde von der OSI eingehend geprüft, ob die Lizenz in ihrem Wortlaut auch den Definitionen für Open-Source entspricht.
Die AGPLv3 ist nun in der von der OSI geführten Liste der Open-Source-Lizenzen zu finden, in der unter anderem zwei Lizenzen von Microsoft auftauchen.
München gegen Standardisierung von OOXML
Der Münchener Oberbürgermeister Christian Ude spricht sich in einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Glos, den Direktor des Deutschen Instituts für Normung (DIN) Torsten Bahke und den Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik Hans Bernhard Beus gegen das Standardisierungsverfahren aus.
München braucht das offene Dokumentenformat ODF, das bereits ISO-Standard ist, und würde durch ein zweites konkurrierendes Format nur behindert, schreibt Ude. Das Open Document Format ist in bekannten Softwareprodukten wie OpenOffice.org, StarOffice und KOffice implementiert und wird von vielen, teilweise konkurrierenden Unternehmen eingesetzt und unterstützt. Laut Ude können besonders kleine und mittlere Unternehmen durch diesen bereits eingeführten Standard profitieren. Im Gegensatz dazu sei OOXML so komplex, dass es nur von großen Anbietern umgesetzt werden könne, der Wettbewerb somit geschwächt werde.
Neue GCC-Release kann CPU-bezogenen Fehler nicht beheben
Die GNU Compiler Collection (GCC) ist nun in Version 4.3.0 verfügbar. Die neue MPFR Bibliothek beinhaltet Mathematische Funktionen zur Gleitkommarechnung und soll das Kompilieren von Programmen effizienter gestalten. Weitere Details liefert wie immer das Changelog .
Weitere Berichte: GCC 4.3 erschienen, GCC 4.3.0 erschienen, GNU Compiler Collection 4.3: schneller und genauer rechnen
Software
Nach über zwei Jahren der Entwicklung ist seit dieser Woche die erste Beta-Version des freien Flash-Players Gnash verfügbar. Gnash 0.8.2 ist ihr Name und wurde gegenüber dem Vorgänger mit einigen Korrekturen und Verbesserungen versehen: Vollbild-Unterstützung für Flash-Filme, eine konfigurierbare Sandbox oder die verbesserte Flash8-Unterstützung wären drei von ihnen. Weiterhin lassen sich von nun an mehrere freie Container-Formate streamen, beispielsweise Ogg-Formate wie Vorbis/Theora oder Vorbis/Dirac. Gnash 0.8.2 kann man sich im Quelltext auf Gnu.org herunterladen oder als fertiges Deb-Paket von GetGnash. Neben der normalen Applikation wird auch das Gnash-Plugin angeboten, das unter anderem von Firefox oder dem KDE-Browser Konqueror unterstützt wird.
Weitere Berichte: Gnash 0.8.2 freigegeben, Freier Flash-Player Gnash als Betaversion
IE8-Funktionen Activities und WebSlices für den Firefox
Konkurrenz belebt das Geschäft: Nachdem Microsoft in seine Beta-Version des kommenden Internet Explorer 8 die beiden Funktionen Activities und WebSlices integriert hatte, forderte die Mozilla-Gemeinde eine Antwort des feurigen Fuchses, die dann auch nicht lange auf sich warten ließ: Die Mozilla-Entwickler bastelten kurzerhand zwei Erweiterungen, die dem Firefox Activities und WebSlices erlernen lassen. Activities wurde von Microsoft geschaffen, um häufig gebrauchte Copy-and-Paste-Aktivitäten überflüssig zu machen. Dazu wird zum Beispiel bei einer Postanschrift nach Wunsch ein Kontextmenü geöffnet, um einen Kartenausschnitt mit der besagten Adresse anzuzeigen. So spart man sich den umständlichen Weg des Kopierens der Anschrift und des Einfügens in eine Kartenanwendung. WebChunks nennt sich die Firefox-Imitation der Erweiterung WebSlices. Mit ihr lassen sich Teile von Websites markieren, die dann in der Favoriten-Leiste immer aktuell dargestellt werden, wie Börsenticker, das Wetter oder eine ebay-Auktion. Wer letzteres Addons einmal selbst testen möchte, sei vorgewarnt: Es funktioniert nur mit einer aktuellen Firefox 3 Beta und noch nicht mit Firefox 2.x.
Freies Mediacenter MythTV 0.21 erschienen
MythTV 0.21 verspricht zahlreiche Neuerungen. So können nun mehrere DVB-Programme gleichzeitig aufgenommen werden und es werden mehrere Aufnahmeverzeichnisse unterstützt. Allerdings benötigt die neue Version nun MySQL 5.0, dem steht jedoch ein geringerer Ressourcenverbrauch gegenüber. Wer wissen möchte, welche Funktionen noch hinzukamen und welche Fehler beseitigt wurden, dem seien die Release Notes empfohlen.
Skype 2.0 für Linux mit Videochat ist fertig
Seit einigen Monaten konnte man auch unter Linux schon mit der Beta-Version die Videotelefonie unter Skype nutzen, doch nun wurde die Finale Version 2.0 bereitgestellt. Seit Erscheinen der Beta-Version wurden zahlreiche Fehler bereinigt und ein paar neue Features hinzugefügt. Darunter zum Beispiel die neue Pipe-Login-Option auf der Kommandozeile und die Möglichkeit der automatischen Anrufannahme.
Weitere Berichte: Skype 2.0 bringt Linux-Nutzern Vollbild-Videotelefonie, Skype 2.0 mit Videotelefonie unter Linux, Skype 2.0 für Linux freigegeben, Skype 2.0 nun auch für Linux, Skype 2.0 für Linux ist fertig
Treiber
NTFS-Treiber für Linux: NTFS-3G 1.2310 steht bereit
Die neue Version 1.2310 bringt dieses Mal keine Neuerungen, da sich die Entwickler auf das Ausbessern von Fehlern konzentriert haben. Darunter wurden auch mehrere größere Defizite ausgebügelt, so gibt es keine Treiberabstürze beim Öffnen einer nicht-existenten Datei mehr,
deren Name zwei Mal länger als erlaubt ist. NTFS-3G ist für mehr als 130 Distributionen sowie FreeBSD, NetBSD, OpenSolaris, Haiku und Mac OS X verfügbar und dient dem Lesen und Schreiben auf NTFS-Dateisysteme. Der aktuelle Treiber kann hier heruntergeladen werden, eine Übersicht der Veränderungen ist in der Changelog zu finden.
Hardware
Die US-amerikanische Handelskette Wal-Mart hat nach gut vier Monaten das Angebot von Linux-Rechnern in ihren Geschäften beendet. Als Grund nannte ein Sprecher des Unternehmens, dass die günstigen Linux-Rechner bei den Kunden auf keine Resonanz gestoßen seien: "Das war nicht das, was unsere Kunden gesucht haben", begründete die Wal-Mart-Sprecherin Melissa O'Brien in den Yahoo News das Ende der Aktion. Wal-Mart hatte im Oktober letzten Jahres den Verkauf des Green gPCs für 199 US-Dollar gestartet, die als Betriebssystem die gOS-Distribution verwendeten. Das Unternehmen will den Vertrieb von Linux-Computern aber nicht ganz aufgeben, sondern plant bereits die Entwicklung einer zweiten Version des "Green gPCs", der dann nur noch im Online-Shop erhältlich sein soll.
Sonstiges
Bundestrojaner in Australien geplant
In der australischen Provinz New South Wales hat die Polizei zukünftig die Erlaubnis der Regierung, vernetzte Computer zu durchsuchen. Wie das Nachrichtenportal ABC News meldet, stehen der Polizei fortan folgende Befugnisse zur Verfügung: Durchstöberung der Computer, für die ein Durchsuchungsbefehl vorliegt und Beschlagnahmung von Festplatten und anderen Speichermedien für bis zu sieben Tage. Die Argumente der Regierung dürften manchem User dieserorts nicht unbekannt vorkommen: Aufspürung von terroristischen Drohungen, Betrügern und Pädophilen-Netzwerken. Der australische Polizei-Minister David Campbell äußerte sich folgendermaßen dazu: "Während die Computertechnologie immer besser und ausgefeilter wird, ist die Regierung entschlossen, der Polizei die Macht zu geben, die sie braucht, um mit diesem komplexen Verbrechen fertig zu werden."
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