Hallo Jan! Was ist deine Rolle bei UBports?
Ich bin mehr oder weniger Mädchen für alles. Ich mache verschiedene Sachen, hauptsächlich Projektmanagement und ein wenig High-Level-Entwicklung. Außerdem leite ich das QA-Team. Dabei schau ich, dass alle Releases komplett durchgetestet und die Bug Reports gut verwaltet werden.
Warum heißt die Ubuntu Touch Community eigentlich „UBports“?
Das ist noch ein etwas älterer Name. Es gab die Community ja auch schon, als noch Canonical an Ubuntu Touch gearbeitet hat. Es steckt das „ports“ drin, weil wir damals bereits Ubuntu Touch auf andere Geräte portiert haben.
Wie groß ist die UBports Community und wie viele Entwickler arbeiten an Ubuntu Touch?
Wir haben eine Telegram-Gruppe 🇬🇧 mit mittlerweile 1.400 Leuten. Wir gehen von einer Installationsbasis von ungefähr 5.000 Geräten aus. Das wäre also unsere Nutzergruppe. Wir haben zwei Vollzeitentwickler, die aus Community-Spenden bezahlt werden und etwa 50 Leute, die regelmäßig etwas beitragen und sich mit dem Projekt identifizieren. Dann haben wir natürlich noch deutlich mehr „drive-by-commits“, wo also Leute ein Problem sehen, beheben und sich dann wieder anderen Sachen zuwenden. Natürlich gibt es noch viele App-Entwickler. Dazu habe ich aber keine konkrete Zahl.
Wie viel Freizeit investierst du in UBports?
Es kommt darauf an, wie viel Zeit ich gerade habe. Ich bin eigentlich Student und in der Prüfungszeit ist es etwas weniger. Sonst ist das nach oben offen. Mich interessiert das Projekt total und seit ich eingestiegen bin, war es für mich eine Herzensangelegenheit. Das kann schon in die 50 Stunden pro Woche gehen, wenn ich die Zeit finde.
Wie kam es dazu, dass du bei UBports eingestiegen bist?
Die Idee der Konvergenz hat mich sofort begeistert – die Idee, die gleiche Software auf dem Handy, dem Tablet und auf dem Desktop zu haben. Freie Software ist für jeden in der Community ein wichtiges Argument. Zudem Privatsphäre und all die Dinge, die damit verknüpft sind. Außerdem hat mir das Nutzererlebnis sehr gut gefallen. Ich komme ursprünglich eher aus der Mac- und iOS-Ecke. Gerade die Idee, dass es auf jedem Gerät funktioniert auf dem gesamten Spektrum, das fand ich super interessant.
Hat sich am Gesamtkonzept durch den Wechsel von Canonical zu UBports etwas geändert?
Es haben sich verschiedene Sachen geändert. Wir sind ein viel kleineres Projekt. Wir können es uns nicht leisten, 400 Leute anzustellen, die an dem System tüfteln. Das heißt, wir haben auch deutlich weniger Marktmacht. Wir können ja nicht sagen: „Das was wir jetzt machen, das wird in einem halben Jahr Standard in Ubuntu auf dem Desktop.“ Wir müssen uns also ein bisschen umorientieren. Wir können nicht mit den Telefonen auch gleich noch den Desktop mit revolutionieren. Wir können nicht unser eigenes Paketierungsformat puschen. Wir können nicht unseren eigenen Display Server puschen. Was bei Canonical alles möglich gewesen wäre.
Wir müssen uns daran orientieren, was die Linux Community im Allgemeinen macht und uns dann daran anpassen. Das heißt nicht, dass wir alles, was Canonical aufgebaut hat, über den Haufen schmeißen. Das heißt eher, dass wir Kompatibilität zu anderen Sachen mit dazu packen. Dass man alles, was man leicht erreichen kann, auch versucht zu erreichen.
Habt ihr eine bestimmte Zielgruppe?
Natürlich hätten wir gerne mehr Entwickler. Aber uns ist es auch wichtig, dass wir das System weiter benutzbar halten für ganz normale Anwender. Wir haben die 1400 Leute in der Telegram-Gruppe, die regelmäßig was schreiben. Das sind nicht alles Leute, die Code beitragen. Es gibt viele, die übersetzen oder testen oder reden einfach über das Projekt. Das ist natürlich auch wichtig. Aber wir brauchen natürlich mehr Entwickler.
Das hat Canonical übrigens sehr gut gemacht, dass das System gut benutzbar ist für Otto-Normal-Verbraucher. Die Zielgruppe ist also jeder. Jeder hat ein Handy und jeder soll es auch benutzen können. Es ist wichtig, dass man ein Terminal hat, wo man machen kann, was man will. Aber es ist auch wichtig, dass es für alles Wichtige eine GUI-Option gibt.
Canonical hat Scopes als besondere Funktion hervorgehoben. Liegen euch die Scopes auch am Herzen?
Das wird sich noch zeigen. Scopes sind ein Problem, denn Scopes kommen nicht gut mit der Konvergenz klar. Es gibt keine wirkliche Entsprechung auf dem Desktop. Auf dem Desktop bist du es nicht gewohnt, eine Vollbildanwendung zu haben, die Informationen bereitstellt. So etwas Widget-ähnliches ist auf dem Desktop nicht weit verbreitet, auch wenn es verschiedene Ansätze gibt. Auf dem Desktop hat man eher klassische Anwendungen.
Das ist also eine Sache, die wir uns noch anschauen müssen: Wollen wir die Scopes so weiterbetreiben oder nicht? Liegt es den Leuten wirklich so am Herzen? Kann man die entsprechende Funktionalität nicht auch einfacher bieten, indem man zum Beispiel Widgets implementiert? Und das möglichst kompatibel zu anderen Systemen? Obwohl es leider nicht so viel Standardisierung in dem Bereich gibt. Oder kann man nicht alles, was die Scopes bieten, auch in einer klassischen App irgendwie umsetzen? Das müssen wir uns anschauen.
Dazu kommt, dass der Scopes-Client sehr aufgebläht ist. Als wir den Ubuntu Store entfernt haben, der ebenfalls als Scope umgesetzt war, sind 12.000 Zeilen Code rausgeflogen. Das hat tatsächlich einen ziemlichen Performance-Unterschied gemacht, der spürbar ist auf den Telefonen. Es könnte also sehr sinnvoll sein, die Scopes loszuwerden. Ich weiß, dass es einigen Leuten am Herzen liegt. Aber ich weiß auch, dass es viele Leute gibt, die die Scopes gar nicht benutzen. Das ist eine Diskussion, die man noch führen muss.
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Jan auf der Ubucon Europe Paris 2017 CC BY UBports Community |
Werden dank Anbox bald alle Android-Apps auf Ubuntu Touch laufen?
Das wird noch eine Weile dauern. Erst mal haben wir ein Proof of Concept, so dass man Anbox zumindest auf drei unterstützten Geräten installieren kann 🇩🇪. Das liegt daran, dass Anbox bestimmte Kernelpatches braucht, die wir noch nicht für alle Geräte haben. Es ist noch nicht wirklich alltäglich benutzbar, da es nur auf 16.04 läuft (Anm. d. Redaktion: Ubuntu Touch 16.04 wird erst Mitte 2018 stabil sein).
Es werden außerdem nicht alle Android-Apps funktionieren, zumindest nicht „out of the box“. Anbox selbst wird optional sein. Wenn man es installiert, dann werden erst mal nur die Open-Source-Komponenten vorhanden sein. Also wird alles, was auf Android ohne Google Mobile Services funktioniert, dann auch funktionieren. Google Mobile Services kann man sich aber noch dazu installieren. Dann wird alles funktionieren von Google Maps bis zum Google Play Store. Das wird aber, denke ich, vielen aus unserer Community gar nicht so wichtig sein. Das Hauptziel ist ohne Zweifel WhatsApp, wofür es einen APK-Download gibt. Man kann das dann also nutzen, wegen der Leute, die sich partout weigern, auf einen anderen Messenger umzusteigen.
Wird man in Anbox auch Aktualisierungen für Android-Apps bekommen?
Erstmal nicht automatisch, da kein Store mitgeliefert wird. Es gibt zum Beispiel den F-Droid-Store, der nur Open-Source-Anwendungen beinhaltet, mit seiner Update-Mechanik. Man kann sich auch Google Play installieren und darüber aktualisieren. Es gibt auch noch andere Stores. Ansonsten kann man zum Aktualisieren einer App eine neue APK herunterladen.
Wodurch unterscheidet sich Ubuntu Touch von Android, wenn darauf die gleichen Apps laufen?
Es gibt ja immer noch native Apps. Anbox soll nicht unser normales Ökosystem ersetzen. Dann wäre es auch relativ sinnlos. Wir wollen die Kompatibilität zu Desktop-Apps verbessern – und wir wollen Konvergenz. Wir wollen, dass der gleiche Code, der auf dem Linux-Desktop läuft, sich vom User Interface gut anpasst an die Touch-Umgebung. Wenn wir das erreichen, dann ist Ubuntu Touch eine echte Alternative und eine sehr interessante Zielgruppe für App-Entwickler. Die müssen sich dann viel weniger Gedanken um Kompatibilität machen, weil sie mit dem gleichen Code die gesamte Bandbreite an Geräten erreichen können.
Was brauche ich für ein Smartphone, um Ubuntu Touch zu nutzen?
Die Liste an unterstützten Geräten ist leider bisher relativ kurz. Das liegt eben daran, dass man einen sehr komplexen Port erstellen muss, um Ubuntu Touch auf einem Android-Gerät zu installieren. Wir sind im Moment auch dabei, es einfacher zu machen, dass man Unity8 – also die Desktop-Umgebung von Ubuntu Touch – relativ einfach auf dem Desktop installieren kann. Es gibt dafür ein Skript 🇬🇧. Das ist allerdings definitiv noch eine Entwicklerversion. Das empfehle ich noch keinem, im Alltag zu benutzen. Aber das ist eine Möglichkeit für Entwickler, anzufangen, wenn sie kein Gerät haben.
Die Hardware-Liste ist: Nexus 5, Nexus 4, Fairphone 2, One Plus One, BQ E4.5, BQ E5, BQ M10 HD & FHD, Meizu MX4, Meizu Pro 5. Wenn man das in einen Satz packen kann, dann sind das definitiv nicht genug Geräte. Wir wollen dahin kommen, dass es viel mehr Geräte gibt. Wie bekommen wir das? Wir haben ein Kooperationsprojekt mit den Kollegen von Plasma Mobile – und in Zukunft hoffentlich noch mehr mobilen Linux-Distributionen – um die benötigte Hardware-Abstraktion in Form eines Android-Containers zu standardisieren. Das Projekt nennt sich Halium 🇬🇧. Darüber wird es in Zukunft möglich sein, dass man für ein Gerät nur einen Port erstellt und dann kann man jede Distribution, die diesen Standard verwendet, darauf installieren. Wenn man in einer Distribution ein Problem behebt, dann wird dieses überall behoben sein. So hoffen wir in Zukunft mehr Geräte zu unterstützen. Dazu wollen wir die Desktop-Seite stärker fördern.
Gibt es Pläne von Herstellern, Ubuntu Touch zu unterstützen? Vielleicht die ehemaligen Canonical-Partner BQ oder Meizu?
Noch nichts spruchreifes. Wir reden mit verschiedenen Herstellern. Viele sind interessiert an Alternativen, weil Google sehr viele Ansprüche an die Hersteller stellt. Gerade Hersteller, die eine an Privatsphäre interessierte Nutzerschaft bedienen, wären an Alternativen interessiert. Allerdings muss dafür das System erst perfekt funktionieren. Das war nicht unbedingt gegeben, als die ersten kommerziellen Geräte 2015 gestartet sind.
Ich glaube, wir werden eine deutlich bessere Verhandlungsposition haben, wenn wir die Stiftung haben. Innerhalb der nächsten Monate wird das der Fall sein. Dann können wir diese Gespräche weiterführen. Es gibt Verschiedenes, was möglich ist, aber noch nichts, worauf man sich konkret freuen kann.
Würde die Stiftung Geld von den Herstellern bekommen, das man wieder in die Entwicklung investieren könnte?
Das kommt darauf an, was für einen Deal man bekommt. Es sind verschiedene Modelle denkbar. Erst mal könnte natürlich ein Hersteller hergehen und sagen: „Okay, es ist alles Open-Source-Software. Wir setzen einfach den gesamten Server-Stack selbst auf – also die gesamte Infrastruktur drumherum – und bauen uns die ganzen Pakete selbst.“ Sie könnten es dann nicht Ubuntu Touch nennen, da gäbe es Lizenzprobleme. Dafür muss man mit Canonical reden. Aber auf jeden Fall könnten sie die Software so verwenden. Das wäre eine Möglichkeit.
Dann können wir natürlich Deals mit Herstellern machen. Wir wären daran interessiert, Ubuntu Touch auf neue Geräte herauszubringen. Das heißt, viel würden wir nicht dafür verlangen. Aber das kommt dann auf die entsprechende Verhandlung an. Das wird sich zeigen.
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass uns ein Hersteller nur dabei unterstützt, die Ports zu erstellen und es dabei erst mal bleibt. Das hieße, dass wir Hilfe bekommen, wenn wir zum Beispiel die Treiber nicht selber finden können. Wenn wir darüber Hilfe bekommen, dann könnte man erst mal zeigen, wie sich Ubuntu Touch eigentlich auf solch einem Gerät anfühlt. Das wäre auch ein wichtiger Schritt.
Habt ihr Pläne, auch selbst irgendwann Hardware zu entwickeln?
Erst mal auf jeden Fall nicht. Zum Einen wird die Stiftung gemeinnützig sein. Sie verkauft also selbst nichts und wird nur mit anderen zusammenarbeiten. Was uns wichtig ist, ist dass wir wirklich sicherstellen, dass das gesamte System Open Source ist, so dass jeder der will, ein Geschäftsmodell finden kann. Hardware selbst zu entwickeln ist sehr kompliziert und sehr viel Arbeit und hat ganz andere Herausforderungen als Software. Darin haben wir keine Erfahrung. Was wir können ist Software.
Wird man zukünftig Ubuntu Touch auf Notebooks mit Touch Screen nutzen?
Das kann sein, ja. Es ist unser Anliegen, dass man Unity8 auf dem Desktop einfach installieren können wird. Das ist im Moment noch alpha, also sehr früh in der Entwicklung. Es ist noch nicht so, dass man sagen kann: „Unity8 ersetzt mein GNOME oder mein KDE oder mein MATE.“ Da sind wir noch nicht. Wir wollen aber dahin kommen. Es wäre dann auch die Überlegung, ein Flavor, also ein offizielles Derivat von Ubuntu, aufzuziehen. Aber das ist alles noch in der Zukunft. Mal schauen, wo die Reise hingeht.
Wir hoffen, dass wir auch mehr Desktop-Entwickler bekommen, die in den entsprechenden Bereichen mitarbeiten. Größter limitierender Faktor ist dabei Mir, also der Display Server, der in Unity8 eingesetzt wird. Der wird ja tatsächlich weiterentwickelt von Canonical. Wir sind auch immer im Gespräch mit den Entwicklern. Mir ist ein sehr interessantes Softwareprojekt. Es hat ein paar Unterschiede zu Wayland und zu anderen Implementierungen von Wayland. Mir ist aber jetzt kompatibel zum Wayland-Protokoll. Wayland-Anwendungen können also einfach so auf Mir laufen. Für eine Desktop-Umgebung macht es tatsächlich Sinn, sich zu überlegen: Nehme ich jetzt Mir oder nehme ich eine andere Wayland-Implementierung? Mir macht ein paar Sachen anders und eventuell auch besser.
Wir müssen darauf achten, dass wir kompatibel bleiben mit der neuesten Version von Mir, weil Canonical noch einige Änderungen daran vornehmen will. Zum Beispiel werden native Interfaces, die zu Mir gehört haben, aber so nicht in Wayland vorgesehen sind, aus Mir entfernt. Wir müssen schauen, dass Unity8 damit kompatibel bleibt. Das ist gerade der hauptsächlich limitierende Faktor.
Es wäre sehr schön, wenn man Ubuntu Touch auf x86-Notebooks und Convertibles und Tablets einsetzen könnte. Es gibt dabei verschiedene andere Sachen, die uns einschränken. Zum Beispiel Prozessorarchitekturen, was wahrscheinlich den meisten Anwendern gar nicht so bewusst ist. Aber Laptops verwenden eben andere Prozessoren als die meisten Handys. Ubuntu Touch besteht zu großen Teilen aus kompilierten Programmiersprachen, also solchen, die genau für eine Prozessorarchitektur übersetzt werden. Man wird also daran arbeiten müssen, dass es alle Apps und Systemkomponenten für unterschiedliche Architekturen gibt. Das ist etwas, was wir noch lösen müssen. Der OpenStore stellt zum Beispiel immer nur ein Paket zur Verfügung und das kann dann installiert werden. Das ist eine Sache, die man auch auf der Server-Seite lösen muss. Aber wir werden dahin kommen.
Ist der OpenStore ein offizieller Teil des Ubports-Projekts?
Nein. Wir arbeiten sehr eng damit zusammen. Der OpenStore-Hauptentwickler ist auch Mitglied der zukünftigen Stiftung. Wir haben da schon eine enge Bindung. Wir wollen es aber so halten, dass der OpenStore 🇬🇧 von anderen Projekten mitbenutzt werden könnte. Im Moment ist das Problem dabei noch, dass wir aktuell nur click-Pakete zur Installation unterstützen und dass diese für die meisten anderen Linux-Distributionen nicht so interessant sind.
Allerdings haben wir ein großes Portfolio an wirklich guten Apps für Touch Screens. Das ist für jede mobile Distribution interessant. Wenn du erst mal LibreOffice auf einem Smartphone installiert, dann wirst du merken: Das passt sich überhaupt nicht an. Wenn du Thunderbird installierst, wirst du sehen: In der U-Bahn möchte man damit keine E-Mails schreiben. Wir versuchen den OpenStore also unabhängig zu halten. Die Hauptentwicklungsarbeit kommt aber aus dem UBports-Projekt.
Wo braucht ihr Hilfe?
Überall. Wir sind eine kleine Community. Es kommt komplett darauf an, was für ein technisches Level man hat. Selbst wenn es sehr untechnisch sein soll, dann kann man übersetzen. Deutsch ist zwar sehr gut übersetzt, aber selbst da gibt es Bereiche, wo wir was verbessern können.
In der Entwicklung ist es auch unglaublich vielfältig. Wir haben das gesamte Spektrum mit Aufgaben. Es geht los auf der Ebene von Android mit sehr Hardware-naher Arbeit, bis zu Webentwicklung und Frontend auf einer sehr hohen Ebene. Da ist für wirklich jeden etwas dabei. Wir haben zwar für jeden Bereich Leute, die daran arbeiten können. Aber wir haben auch viele Apps, wo wir sagen: Die sind nicht so aktiv in der Entwicklung. Da könnte gerne noch jemand mehr reinkommen, der sagen würde: „Okay, ich kümmere mich jetzt ausschließlich um diese App.“
Es gibt viele Bereiche, wo sich jemand verwirklichen kann, der sich voll einbringen möchte. Wir haben also viele offene Positionen. Es gibt spezielle Issues auf Github 🇬🇧, die auf spezielle Art und Weise getaggt sind, wo man gute Ansätze findet, um anzufangen. Es gibt auf unserer Internetseite auch Anleitungen 🇬🇧, wie man anfangen kann, an Ubuntu Touch mitzuarbeiten und aktiv zu werden. Natürlich hilft es uns, wenn Leute an Ubuntu oder Debian mitarbeiten und schauen, was da für Ubuntu Touch hilfreich sein könnte.
Was nervt dich an der Community?
Was mich oft nervt, ist irrationaler Canonical-Hass. Man kann bei Canonical viel kritisieren, aber das ist oft etwas übertrieben. Gerade als wir neu gestartet sind, sind viele Leute rein gekommen und haben gesagt: „Als Canonical das noch betrieben hat, fand ich das nicht interessant. Aber jetzt ist es eine Community. Jetzt mache ich mit.“ Canonical hat Fehler gemacht, sonst würden wir heute alle Ubuntu Touch benutzen. Aber Canonical hat auch viel Gutes getan für die Community. Das muss man definitiv so sagen. Wenn es Canonical nicht gäbe und es Ubuntu so nicht gäbe, dann sähe Linux auf dem Desktop noch sehr anders aus heutzutage.
Auf die Frage, ob Ubuntu Touch nicht auch eingestampft werden würde, antwortete Cristian Parrino von Canonical beim Start von Ubuntu Touch 2015: „Nein, ich glaube, die Chance hierfür ist sehr sehr gering. Wir möchten, dass die Menschen es lieben. Dann wird das Produkt von alleine leben.“ Hat er damit Recht behalten?
Ich glaube, dass genau das passiert ist. Die Community hat es übernommen, die Community wollte es weiter machen. Ich glaube, die Kommunikation von Canonical war nicht ganz glücklich in dem Bereich, aber ich glaube, dass hätten sie kaum anders machen können. Dadurch dass sie gesagt haben, „es ist eingestellt“, gehen die Leute am nächsten Tag hin und ändern alles auf Wikipedia von „Ubuntu Touch ist die mobile Version von Ubuntu“ zu „Ubuntu Touch war die mobile Version von Ubuntu“ Damit mussten wir dann lange kämpfen, um klar zu machen: Nein, Ubuntu Touch ist nicht tot! Ubuntu Touch lebt weiter in der Community!
Also, ich glaube, dass genau das eingetreten ist: Die Leute haben es geliebt – oder einige Leute – und die haben es weiter betrieben. Die Leute, denen es nicht gefallen hat oder denen die Führung von Canonical nicht gefallen hat, haben das Projekt schon vorher verlassen. Das ist ja was Schönes in der Linux Community, dass es Vielfalt und unterschiedliche Ansätze gibt.
Danke für das Interview!
Vielen Dank!