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Interview mit den Entwicklern der Amazon-API für Amarok

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Amarok bietet die Möglichkeit Alben und Stücke direkt anzeigen und herunterladen zu können. Wir haben ein Interview mit den Entwicklern der API Sven Krohlas und Justus Wingert geführt.

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Amarok-Logo

Stellt Euch erstmal vor!
Sven: Ich bin Sven Krohlas, 29, Entwickler bei Amarok und einer der Mitgründer vom Amarok Promotionteam Rokymotion.
Justus: Moin, ich bin Justus Wingert, 23, Informatikstudent und nebenher selbständiger Web- und Softwareentwickler, oder anders herum, ich bin mir da nie sicher.

Wie seid ihr zu KDE und eurem Projekt gekommen?
Sven: Ach herje, das ist bei mir schon Ewigkeiten her. Ich glaube, mein erster Beitrag war eine News auf dot.kde.org. Ich war auf einem Vortrag von Jimmy Wales am LinuxTag in Karlsruhe, auf dem er eine API zum Zugriff auf Wikipediadaten und eine Kooperation mit KDE angekündigt hat. Damals war ich schon oft in den IRC-Kanälen von Amarok und wollte wissen, ob die Wikipediaintegration auch bereits diese API verwendet. Dabei hat sich herausgestellt, dass ich offenbar der einzige greifbare war, der den Vortrag gesehen hat. Also habe ich die News dazu getextet. Seither bin ich dabei.

Im Herbst letzten Jahres habe ich mich gefragt, warum bisher alle Versuche, den Amazon-Store in Amarok zu integrieren, gescheitert sind. Ich habe mir das Problem genauer angesehen und festgestellt, dass es wohl eine Aufgabe für mehr als nur eine Person sein würde. Dann habe ich mir Justus dazu geholt, der bei mir um's Eck wohnt.

Justus: Meine Antwort auf diese Frage fällt dementsprechend kurz aus, Sven ist Schuld! Mein Fachgebiet war für die Implementation der API auf der Serverseite recht nützlich, Sven brachte die Connections und das Know-how für die Clientseite, da wir uns sowieso schon ein Weilchen kannten, haben wir uns entschlossen zusammenzuarbeiten.

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Sven Krohlas

Habt ihr schon vor der API am KDE-Projekt mitgearbeitet?
Sven: Seit 2006 habe ich unzählige Messestände für Amarok organisiert und Vorträge gehalten. Neben diversen kleineren Codebeiträgen habe ich die Free Music Charts in Amarok integriert und 2009 erfolgreich am Google Summer of Code teilgenommen. Damals ging es um die ersten Unit Tests in Amarok, die ich angelegt habe. Zuletzt habe ich Studenten beim Google Code-In betreut. Derzeit versuche ich mit einem Summer of KDE Studenten die Unit Tests weiter zu verbessern.

Justus: Definitives nein hier, wenn man von sehr sporadischen Bugreports für Win-KDE einmal absieht. Ich war zwar schon immer ein Fan von freier Software, bin aber nie so wirklich bei der Entwicklung eingestiegen, vor allem da ich lieber bei meinen Webentwicklungen bleibe.

Was macht die API eigentlich genau und wie funktioniert das?
Die API liefert auf Suchanfragen der Nutzer passende Songs und Alben. Das Ganze ist auf Mediaplayer optimiert. Wir liefern nicht nur Name und Preis eines Songs, sondern sauber strukturiert (als XML- oder JSON-Output) auch zugehörige Daten wie das Cover oder das Album, auf dem sich ein Stück befindet.

Das kann dann beispielsweise so aussehen:

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Album:
<item>
<asin>B0045M8SDK</asin>
<artist>The Cure</artist>
<album>Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me</album>
<price>599</price>
<img>http://ecx.images-amazon.com/images/I/411ncIcC8vL._SL500_SS110_.jpg</img>
<iscompilation></iscompilation>
</item>
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Song:
<item>
<asin>B001SPWMDO</asin>
<artist>The Cure</artist>
<album>Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me</album><albumasin>B001SPQKLY</albumasin>
<title>The Snakepit</title>
<price>99</price>
<img>http://ecx.images-amazon.com/images/I/41xpHGOlX2L._SL500_AA240_.jpg</img>
<iscompilation></iscompilation>
</item>

Damit kann ein Mediaplayer die Angebote sauber integriert anzeigen, als ob sie ein Teil der lokalen Musiksammlung der Nutzer wären. Details gibt es unter MP3 Music Store. Die API ist natürlich für alle interessierten Projekte nutzbar.

Wo liegt der Nutzen für den Nutzer?
Einfachheit. Um einen Song im Netz zu kaufen, muss der Nutzer seinen Browser öffnen, den Store ansteuern, dort suchen, durch den Kaufprozess gehen, das Stück herunterladen, den Player öffnen und irgendwie das heruntergeladene Stück an ihn verfüttern. Wir hingegen verlegen so viele Schritte wie möglich davon direkt in den Player.

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Justus Wingert

Wie sieht es mit dem Schutz der Daten bei Euch aus?
Alle Suchanfragen laufen über unseren Server. Wir speichern dabei nur den Zeitpunkt und Inhalt der Anfrage um Statistiken erstellen und die Geschwindigkeit des Services optimieren zu können. IPs speichern wir nicht.

Amazon wiederum sieht nur Anfragen von uns und kann daher nicht für einzelne Nutzer schließen. Erst wenn der Nutzer seine Produktauswahl von Amarok zum Kauf an Amazon schickt erfährt Amazon überhaupt irgend etwas. Damit ist unser Service auf jeden Fall datenschutzfreundlicher als eine direkte Suche bei Amazon. Zugegebenermaßen war das allerdings kein Ziel unseres Designs, sondern nur ein schöner Nebeneffekt. ☺

Ihr habt für das Projekt extra eine Firma gegründet. Warum war das nötig?
Aus zwei Gründen. Erstens verlangt Amazon nach einer Firma als Vertragspartner. Und das kann Amarok nicht vorweisen. Zweitens ist Amarok Teil der Software Freedom Conservancy und damit als gemeinnützig in den USA anerkannt. Das Projekt darf nichts tun, das diesen Status der SFC bedrohen könnte, insbesondere kommerzielle Aktivitäten. Deshalb mussten wir dies auslagern.

Durch den Einkauf über die API bekommt KDE Geld, dass ihr euch teilt.
Wir haben eine Vereinbarung mit Amarok direkt, nicht mit dem KDE e.V.. 😉

Wie sieht denn die Verteilung der Gelder aus?
Die Details möchten wir hier nicht verraten, aber so viel ist, denke ich, kein Geheimnis: Die Verteilung ist für die Projekte sehr fair, schließlich sind wir beide Sympathisanten freier Software.

Habt ihr schon ersten Einnahmen machen können?
Ja, aber sie liegen noch unter den Ausgaben, hauptsächlich Serverkosten. Ein Teil der Vereinbarung mit Amarok ist, dass wir zwei dieser Risiken übernehmen. Anders gesagt: derzeit zahlen wir sogar dafür, dass der Store in Amarok integriert ist.

Wofür verwendet ihr euren Anteil?
Wie gesagt, derzeit deckt er nicht einmal die Betriebskosten. Für die Zukunft erhoffen wir uns natürlich unseren Hauptkonkurrenten iTunes in die Schranken zu verweisen. Dann können freie Projekte auch ein paar Mitarbeiter mehr einstellen. 😉

Wohin soll es mal gehen mit der API?
Wir haben viele Ideen, die wir aber auf Grund der niedrigen Einnahmen nur nebenbei umsetzen können. Produktempfehlungen oder diverse weltweite Charts stehen auf der Ideenliste. Oder auch die Suche nach CDs oder DVDs, nicht nur nach Downloads. Und sicher werden bald auch einige andere Projekte unsere API verwenden.