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Buchbesprechung: Linux Server – Das umfassende Handbuch

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Das Buch „Linux-Server – Das umfassende Handbuch“ ist ein ausführliches und knapp 1100 Seiten schweres Buch, welches in der 4. aktualisierten Auflage erschienen ist.

Hinweis:

Der Rheinwerk-Verlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Was steht drin?

Das Buch umfasst 1151 Seiten und gliedert sich in 7 Teile, die wiederum in insgesamt 28 Kapitel unterteilt werden. Jedes Kapitel befasst sich mit einem Thema und kann unabhängig von den anderen Themen gelesen und durchgearbeitet werden.

Die Autoren eröffnen das Buch mit einer Erklärung zum Beruf des Administrators, an den sich das Buch schließlich richtet. Das erste Kapitel gibt einen Überblick über den Beruf und grenzt auch von anderen Berufen bzw. Berufsbezeichnungen, wie DevOps ab und ist somit kein technisches Kapitel.

Die einzelnen Kapitel können zwar unabhängig aufeinander gelesen werden, sie bauen allerdings logisch aufeinander auf. So wird zunächst über den Boot-Vorgang mit systemd geschrieben, gefolgt von Festplatten, Dateisystemen und Berechtigungen.

Der zweite Teil geht dann auch schon eine Schicht höher, denn dort wird das Paketmanagement besprochen. Dazu gehört auch, wie man ein Paket baut und wie man einen Mirror und Cache einrichtet. Weiterhin behandelt Teil 2 auch noch das Thema Backup und Recovery mit den Tools rsync, dd und Bacular/Bareos.

Der dritte Teil befasst sich mit mit verschiedenen Diensten. Darunter Webserver-Konfiguration mit Apache, lighttpd und Nginx, gefolgt von FTP-, Mail- sowie Datenbank-Server. Übrige Kapitel befassen sich mit der Einrichtung eines Proxy-Servers, Kerberos, Syslog, Samba, NFS, Druckserver sowie einem äußerst ausführlichen Artikel zum Einsatz von LDAP.

Teil 4 behandelt Infrastruktur-Themen. Dort wird zum einen erklärt, wie man mit Pacemaker, DRBD und weiteren Diensten hochverfügbare Systeme einrichtet und zum anderen welche verschiedenen Virtualisierungslösungen es gibt. Fokus liegt hier auf KVM mit libvirt.

Im fünften Teil geht es um die Kommunikation, sprich: Netzwerk. Nicht nur das IP Tool wird erklärt, sondern unter anderem auch wie man Netzwerke konfiguriert und wie man Firewalls mit iptables einrichten kann. Weiterhin finden auch noch OpenSSH, Administrationstools wie top, netstat und co, sowie Versionskontrolle in einem Kapitel Erwähnung.

Das Buch schließt mit den letzten beiden Teilen ab, wo es um die Automatisierung mittels Shell-Script, Monitoring, Sicherheit und Verschlüsselung mit SSL und OpenVPN und weiteren Diensten geht.

Wie liest es sich?

Das Buch ist ein Handbuch und ist dementsprechend auch so geschrieben, dass man einzelne Teile und Kapitel auch für sich allein lesen kann. Der Leser braucht für das Buch allerdings schon Kenntnisse von Linux. Die Zielgruppe ist klar: (angehende) Systemadministratoren. Für Linux-Neulinge ist das Buch eher nichts. Da dies aber auch nicht die Zielgruppe ist, ist dies auch kein Nachteil. Das Buch befasst sehr viele Programme und Dienste. Nicht jedes Programm wird ausführlich erläutert, die gegebenen Informationen reichen allerdings, um eigene Dienste zum Laufen zu bekommen. Wer dann noch mehr Informationen benötigt, kann bzw. muss wohl im Internet weitere Dokumentation bemühen.

Kritik

Insgesamt vier Autoren werkelten an diesem Buch, das mittlerweile in der vierten Auflage erschienen ist. Die Autoren sind allesamt – wenig überraschend – Systemadministratoren. Peer Heinlein ist etwa Geschäftsführer von der Firma heinlein-support und Dirk Deimeke dürfte einigen als Blogger und ehemaligen Vorstand des ubuntu Deutschland e.V.s bekannt sein.

Prinzipiell gibt es an dem Buch nicht viel auszusetzen. Alle wichtigen Themen werden gut und ausführlich genug behandelt und sind klar und verständlich, sofern man gängige Linux-Nutzungserfahrung besitzt. Mit dem Buch, das mit fast 50€ nicht gerade billig ist, bekommt der Käufer in der Tat ein umfassendes Handbuch. In diesem findet man alle nötigen Informationen, um Dienste im Internet zu betreiben oder um ein Netzwerk in Firmen aufzubauen. So bekommt man mit diesem Buch alles aus einer Hand und muss sich für viele Dienste und Anwendungen nicht noch einmal extra informieren oder das Internet befragen.

Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Kleinigkeiten, die meiner Meinung nach das Buch noch ein bisschen umfassender hätten machen können. Das Buch behandelt lediglich den klassischen Linux-Server. Cloud-Umgebungen werden hingegen überhaupt nicht berücksichtigt. Schöne wäre noch, wenn Anwendungen wie cloud-init und die veränderten Arbeitsweisen bei Cloud-Instanzen erläutert werden würden. Auch findet sich in dem Buch nichts zu Configurationmanagement-Programmen wie Puppet oder Ansible. Diese Tools erleichtern die Administrierung von Linux-System noch etwas weiter, in dem viel mehr automatisiert wird. Das Buch ist zugegebenermaßen schon so dick, dass an einer Stelle ein Schlussstrich gezogen werden muss. Schließlich umfassen einige Kapitel in dem Buch auch eigene vollständige Bücher, etwa wenn es ums Netzwerk, Versionsverwaltung oder Scripting geht. Ebenfalls sind Container-Technologien nicht gänzlich enthalten. Mittlerweile gibt es ja einige Container-Technologien, die auch im Produktivumfeld genutzt werden, oder die man nicht produktiv nutzen sollte. Container wären jedenfalls langfristig praktischer, als der Abschnitt zu chroot.

In dem Buch werden die vier Systeme Ubuntu, Debian, CentOS und openSUSE leap behandelt. Irritierend ist, dass SLES in der Auflage durch openSUSE leap ersetzt wurde, was eigentlich kein klassisches Server-Betriebssystem ist. Dadurch, dass alle Systeme nun systemd nutzen, sind mittlerweile viele Aufgaben auf allen Systemen ähnlicher geworden. Trotzdem finden sich an einigen Stelle wohl noch Überreste aus der alten Auflage. Zum Beispiele sind noch Aufrufe von /etc/init.d/ enthalten, die mit systemd nicht mehr gebraucht werden. Schön wäre auch noch ein Hinweis auf den Umgang mit SSDs statt nur Festplatten gewesen, da man diese auch auf produktiven Servern im RAID einsetzen kann. Im Kapitel zur Paketverwaltung findet sich leider auch kein Abschnitt zum Tool apt (nicht zu verwechseln mit apt-get). Das recht neue Tool erleichtert einige Aufgaben der apt-* Befehle.

Trotz der vergleichsweise langen Kritik ist das Buch den Personen empfohlen, die bisher zwar Erfahrung mit Linux-Systemen gesammelt haben, aber sich noch nicht an Server-Systemen herangetraut haben. Das Buch bietet dazu eine sehr gute Basis, um sich aufbauenden Kenntnissen anzueignen und weitere neuere Technologien einzusetzen.

Buchinformationen
Titel: Linux-Server – Das umfassende Handbuch
Autor: Dirk Deimeke, Stefan Kania, Daniel van Soest, Peer Heinlein
Verlag: Rheinwerk-Verlag
Umfang: 1151 Seiten
ISBN: 978-3-8362-4274-5
Preis: 49,90€ (Buch), 44,90€ (E-Book)