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Canonical CEO Jane Silber über Ubuntu Phone

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Neben dem Interview mit Cristian Parrino ergab sich auf dem „Ubuntu Phone Insider Launch Event“ ebenfalls die Möglichkeit auf ein Interview mit Canonical CEO Jane Silber.

Hinweis: Dieses Interview wurde auf Englisch geführt. Den Originaltext findet man im Blog von svij 🇬🇧.

Hi Jane und danke, dass du dich für ein Interview zur Verfügung stellst. Zu Beginn stelle dich doch bitte kurz vor.

Ich bin Jane Silber und ich bin CEO von Canonical.

Canonical hat soeben das erste Ubuntu Phone vorgestellt, welches ist dein persönliches Lieblingsfeature?

Ich mag diverse Apps. Ich mag die Galerie-App sehr. Ich finde, sie ist einfach angenehm zu nutzen. Aus Sicht der Nutzer liebe ich die Wisch-Geste von der rechten Seite des Bildschirms. Ich liebe es dann alle offenen Apps zu sehen und sie mit einem weiteren Wisch einfach schließen zu können. Manchmal öffne ich einfach ein paar Apps und schließe sie wieder, nur weil ich das Feature so toll finde.

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Jane Silber während der Vorstellung.

Nutzt Du Ubuntu Phone täglich?

Ich nutze es täglich, ja. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch ein Android Smartphone mit mir trage. Zur Zeit nutze ich ein Nexus 4 als Ubuntu Phone. Ich habe noch keines der neuen bq-Smartphones, aber ich freue mich wirklich auf eines dieser Geräte. Nebenbei habe ich viele Freunde, die süchtig nach WhatsApp sind, daher nutze ich mein Android Smartphone nur für diese App. Ich bin gerade dabei, alle meine Freunde ganz langsam zu Telegram zu bringen. Ich sende ihnen dann immer eine Nachricht über Telegram und sie fangen es langsam an zu nutzen. Außerdem ist Telegram eine tolle App und sie funktioniert gut.

Hast du irgendein Feature auf deinem Android Smartphone, welches du auf deinem Ubuntu Phone vermisst?

Nein, da ist nichts was ich vermisse – von WhatsApp abgesehen. Es gibt kein spezielles Feature unter Android, welches ich unter Ubuntu vermisse.

Was ist das Business-Model von Ubuntu Phone und wie macht Canonical damit Geld?

Es gibt eine Gebühr pro verkauften Gerät, welches die OEM-Hersteller an uns zahlen. Abhängig von der Region und von Diensten gibt es eine Einkommensteilung, wenn etwa ein Nutzer etwas kauft. Die genauen Details sind vertraulich, da es kommerzielle Informationen sind. Aber es ist ein System, in dem beide Seiten zusammenarbeiten und profitieren.

Wie sieht es bei Entwicklern aus? Wenn ich eine App veröffentliche, wie kann ich damit Geld verdienen?

Auch dort ist es eine ähnliche Art der Einkommensteilung für Entwickler, die Apps oder Scopes veröffentlichen. Im Moment ist die Summe noch gering, da zur Zeit nur eine sehr kleine Benutzergruppe existiert.

Was ist der größte Unterschied zwischen Ubuntu Phone, Android und iOS?

Ich denke die Benutzer werden vor allem die andere Nutzungserfahrung bemerken. Ubuntu Phone hat ein anderes Bedienkonzept, da es Inhalte zu den Nutzer in Form von Scopes bringt verglichen zu normalen App-Icons in Rastern. Nutzer können darauf allerdings sowohl positiv als auch negativ reagieren. Zusätzlich gewöhnt man sich mit der Zeit an die aggregierten Inhalte aus verschiedenen Quellen in den Scopes. Weiterhin sind da einige weitere Unterschiede unter der Haube, allerdings denke ich, dass aus Nutzersicht die Scopes die Nutzungserfahrung prägen, in der Art wie sie Inhalte präsentieren.

Jetzt habe ich allerdings eine Frage an dich! Von dem, was du bisher gesehen hast, was denkst du wird die Nutzer besonders begeistern?

Ich denke auch, dass die Scopes ein sehr nettes Feature sind. So ist Ubuntu Phone nicht etwa gleich Firefox OS, wo man nur Apps hat. Meiner Meinung nach hat Ubuntu Phone einige gute Ideen. Also schauen wir mal, wie es sich entwickelt.

Was außerdem Scopes erlauben oder was es auch für Möglichkeiten für Hardware-Hersteller bringt, ist, dass man damit Dienste hervorheben kann. Die Hersteller haben Anpassungsmöglichkeiten, so haben die Nutzer eine Auswahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Smartphones von verschiedenen Herstellern. So bekommst du eine anderes Nutzererlebnis bei Meizu und eine andere bei bq.

Also was sind die Unterschiede zwischen…

Wenn man jetzt ein Android Smartphone kauft, dann versuchen die Hersteller es anders zu machen als andere Hersteller. Dadurch werfen sie das System über den Haufen. Sie verändern das System an vielen verschiedenen Stellen was zur Fragmentation führt. Das ist auch schwierig für Entwickler.

Was wir mit Scopes und Frameworks machen ist, dass wir eine gleiche Basis für Entwickler bieten. In anderen Regionen können wir etwa eine andere Nutzererfahrung anbieten, speziell für die Region oder das Land. Wenn ein Hersteller zum Beispiel einen Satz an Diensten in der Region hervorheben will.

Dienste wie…?

Dienste wie Cloud-Speicher, Musik, Videos, also Anpassungen auf diesem Level. Der Nutzer kann dann etwa aber auch sagen „Ich möchte meine Musik nicht von Grooveshark“. Das System erlaubt ein hohes Level an Anpassbarkeit ohne Fragmentierung, wie es andere Ökosysteme getroffen hat.

Also bieten verschiedene Hersteller verschiedene vorinstallierte Apps und Scopes an?

Genau. Und Nutzer können es auch in einem konsistenten Weg anpassen. Entwickler wiederum können für diese Bedürfnisse in einem konsistenten Weg entwickeln, ohne sich mit der Fragmentierung beschäftigen zu müssen, wie auf anderen Plattformen.

Das neue bq Smartphone mit Ubuntu startet nächste Woche in Europa, wie sieht es mit einem Start in den USA oder Asien aus?

In Asien starten wir mit Meizu. Das Meizu Smartphone wird sowohl in Europa als auch in China erhältlich sein. Die USA folgen danach, aber wir haben aktuell noch nichts zum Bekanntgeben.

Also kein Datum? Etwa im ersten halben Jahr oder zweiten?

Kein Datum 😉. Meizu wird aber definitiv als Erstes starten und für die USA kündigen wir noch nichts offiziell an.

Alles klar, danke für das Interview!

Veröffentlicht von svij | 13. Februar 2015 12:05 | Kategorie: Ubuntu Touch | # Fehler im Artikel melden

katze_sonne

Avatar von katze_sonne
1 13. Februar 2015 22:35

Tja, ich bin ja mal sehr gespannt, was aus diesen Scopes wird... Denn ein Großteil der Zeit nutze ich an meinem Smartphone Apps. Und diese möchte ich natürlich auch nach meinen Vorlieben sortieren (häufiger verwendete Apps kommen weiter vorne etc.). Ist sowas mit Ubuntu Phone überhaupt möglich? Klar, die linke Seitenleiste gibt es auch noch - da passen aber längst nicht alle Apps rein. Und eine Sortierung nach Alphabet hat das Problem, dass sich die Apps bei Installation einer neuen Apps jeweils verschieben können.

Und was ich an den Android-Widgets mag, ist die Möglichkeit, dass man eben viele verschiedene Informationen auf einer Seite zusammenfassen kann. Zum Beispiel habe ich auf meinem Standard-Homescreen ein Wetter/Uhr Widget und ein Spotify Widget. Auf der nächsten Seite ein Mensa-Widget, das mir das aktuelle Essen anzeigt. Irgendwie klingt alles was man von den Ubuntu-Scopes liest so, als ob man "pro Seite eine Information" bekommt. Wenn das tatsächlich so ist, halte ich den Ansatz für falsch... Und es wird in diesem Fall bestimmt nicht lange dauern, bis jemand ein "Widget Scope" programmiert 😉

Das sind so meine beiden Hauptbedenken, die ich bei Ubuntu Phone aktuell habe. Beides nervige Probleme, die ich von meinen iPhone-Zeiten (keine Widgets) oder aktuell von Android (App-Liste nur sortiert nach Alphabet oder zuletzt installiert... jedes Icon einzeln per Hand auf den Homescreen packen nervt halt extrem) kenne.

Ansonsten würde mich noch interessieren, wie es mit so Dingen wie einem Schnellzugriff auf die Taschenlampe aussieht? Alles Dinge, die bei iPhone erst recht spät nachgeliefert wurden - und bei Android zumindest bis Kitkat noch nicht möglich sind...

Außerdem stellt sich mir die Frage wie sieht es mit der Verwaltung der Zugriffsrechte aussieht? Wird man bei jeden Zugriffsversuch einer App auf eine neue Sache (Kamera, ...) erst gefragt (so wie beim iPhone) oder werden einem die App-Berechtigungen in Android-Manier ("Friss oder stirb") schon bei der Installation abgerungen (das nervt mich bei Android echt, vor allem "stumpft" man mit der Zeit ab)?

Falls demnächst mal ein Artikel kommen würde, der den aktuellen Stand von Ubuntu zusammenfasst, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn ihr auch auch diese Fragen eingehen würdet ☺

deutwwsch?

katze_sonne

Avatar von katze_sonne
2 13. Februar 2015 22:54

Hmpf, das letzte Wort einfach mal ignorieren 😀 War ein Stichpunkt den ich mir gerade nebenher beim Essen gemacht hatte ^^ Das sollte so viel heißen wie: "Wie sieht es eigentlich mit der deutschen Übersetzung bei Ubuntu Phone aus?" Ist diese schon vorhanden und wenn ja, ist die qualitativ besser gelungen, als die von Microsoft bei Windows 8.1? 😈 (Beispiele: Wer weiß, was eine "Getaktete Verbindung" ist? → Mobilfunk. Vermutlich. Wieso diese Einstellung auf einem Desktop-PC - und auch auf einem Surface ohne Mobilfunkmodem meines Mitbewohners - vorhanden ist, hinterfrage ich jetzt mal lieber nicht... Wieso heißt die Symboltabelle jetzt Zeichentabelle? Natürlich, damit man sie über die Suche nicht mehr findet. In der Wetterapp kann man auch Skigebiete angucken - super! Aber was wollen die mir dort mit den Feldern "Boarding", "Tubing" und "Länderübergreifend" sagen - über mehrere Länder erstreckt sich das "Brandnertal" jedenfalls nicht, auch wenn dort "Ja" steht? Außerdem kann ich dort "Wettersuchen löschen" (→ Suchverlauf löschen) Oder weiß jemand, was ein "Zeitgeber" ist? Das hier? Bestimmt nicht. Dahinter verbirgt sich ein "Countdown", "Timer" oder meinetwegen auch eine "Sanduhr"... Manchmal wird etwas durch zwanghaftes Übersetzen einfach nur noch unverständlich. Und die Marktmacht, solche Übersetzungen in die Alltagssprache zu drücken, hat Microsoft auch nicht mehr (wie vielleicht mit mal bei "Systemsteuerung" und anderen Wörtern geschehen)...

Benno-007

3 13. Februar 2015 23:49

Nix da, wir haben deutwwsch schon gesucht und rausgefunden, was du schlimmes gefunden hast. 😊

Das dachte ich erst auch, aber was möchtest du denn noch alles auf eine Seite packen außer 2-3 Zeitungen/ Videos? Dann ist ja eine Seite schon thematisch voll. 😉

Die Lokalisierung im Emulator ist sehr gut, auf Videos ist im BQ sogar eine Wortvorschlagsfunktion zur Tastatur bereits integriert.

Ich wurde bei der einen nachinstallierten App (Google Maps) erst beim ersten Start gefragt, ob ich Zugriff auf GPS geben will.

Ich lade dich und andere ein, bisschen mit am Emulator auszuprobieren: Plauderthread. Aber nehmt besser die Entwicklerversion von einem Post von mir später: --channel=ubuntu-touch/vivid-proposed

Grüße, Benno

skull-y

4 14. Februar 2015 09:43

@2: Zeichentabelle heist es aber unter Windows nicht erst seit Windows 8.1

Müllmann42

5 14. Februar 2015 13:04

@1:

Außerdem stellt sich mir die Frage wie sieht es mit der Verwaltung der Zugriffsrechte aussieht? Wird man bei jeden Zugriffsversuch einer App auf eine neue Sache (Kamera, ...) erst gefragt (so wie beim iPhone) oder werden einem die App-Berechtigungen in Android-Manier ("Friss oder stirb") schon bei der Installation abgerungen (das nervt mich bei Android echt, vor allem "stumpft" man mit der Zeit ab)?

Dazu hatte ich gerade den britischen Ubuntu Podcast gehört, bei dem es darum ging: Der Plan ist wohl, dass die Apps nur sagen(bzw das steht halt in einer Text datei), welche Zugriffsrechte sie brauchen. Der Nutzer kann dann beim ersten Mal sagen ob ers erlaubt oder nicht. Und zwar nicht wie bei Android alles oder nichts sondern jedes (Kontaktzugriff, Dateizugriff, Kamerazugriff etc )einzeln. Ob/Wie man die einzelnen Berechtigungen dann wieder ändern kann weiß ich nicht.

Benno-007

6 14. Februar 2015 13:26

Das kann man in den Systemeinstellungen wieder ändern.