Das Treffen wurde von Jonathan Riddell 🇬🇧, dem de facto Kubuntu-Maintainer, geleitet. Neben weiteren Mitgliedern des Kubuntu-Teams waren auch verschiedene Upstream-Entwickler, darunter auch der hier bekannte KWin Maintainer Martin Gräßlin oder David Edmundson von KDE Telepathy, sowie viele Benutzer anwesend. Darunter waren auch zwei Mitglieder des LiMux-Teams aus München. Weitere Leute, die leider nicht vor Ort sein konnten, wurden per IRC und Mumble eingebunden.
Das „Birds of a Feather“-Treffen |
Themen¶
Es wurden viele verschiedene Themen angesprochen. Kleinere waren das Testen der Installationsprozedur, ein Review der offenen Bugs sowie die Integration von Muon in Kubuntu, insbesondere die Integration von Muon Discover. Daneben gab es auch noch größere Diskussionen, die im Folgenden vorgestellt werden.
Dokumentation¶
Nach mehreren Jahren, in denen aufgrund keiner oder nur geringer Aktivität bei diesem Thema nicht viel passiert ist, haben sich inzwischen mehrere Leute gefunden, die die Dokumentation komplett neu schreiben. Dabei wird insbesondere auf die Kubuntu-spezifischen Eigenschaften eingegangen. Für die Bedienung der Programme oder der Desktopumgebung wird auf die bereits sehr gute KDE Userbase 🇬🇧 verwiesen.
Erstellen der Pakete¶
Die Kubuntu-KDE-Pakete unterscheiden sich teilweise von den Upstream-KDE-Paketen von Debian. Das liegt daran, dass Kubuntu deutlich schneller paketiert als Debian, da diese aufgrund ihres gemächlicheren Release-Zyklus keine große Eile haben. Deshalb unterscheiden sich die KDE-4.11-Pakete trotz der Synchronisation bei KDE 4.10, durch die bei beiden fast die gleichen Pakete existieren, wieder deutlich. Die Synchronisation mit Debian gestaltet sich aus Kubuntu-Sicht zudem schwierig, da Debian sehr hohe Anforderungen an die Quelldateien für die Pakete stellt, die bei den Kubuntu-Paketen nicht immer gegeben ist. Es wurde überlegt dieses Thema auf der Debconf 🇬🇧 anzusprechen. Hier herrschte aber noch Uneinigkeit, da Versuche in vorherigen Jahren leider wenig erfolgreich waren.
LiMux¶
Die beiden Vertreter des LiMux-Projekts stellten dieses erst kurz vor. Aktuell wird Kubuntu 10.04 mit vielen eigenen Anpassungen verwendet, die Desktopumgebung ist noch Trinity 🇬🇧, welches auf KDE 3 basiert. Die knapp 15.000 Rechner werden aber im Laufe der Zeit auf Kubuntu 12.04 mit KDE 4.11 migriert, da dieses aufgrund des längeren Supports des Plasma-Workspace-Pakets sehr gut dafür geeignet ist. Aufgrund der internen Anpassungen und der ausgiebigen Qualitätssicherung wird es erst in einem halben Jahr bereitgestellt werden. Bis alle Rechner umgestellt sind, wird vermutlich ein Jahr vergehen.
Im Hinblick auf die Akzeptanz des Systems bei den Benutzern konnten sie noch sagen, dass es ihren Benutzern egal ist, welches Betriebssystem sie verwenden. Wichtig ist nur, dass die nötigen Programme starten.
Im Anschluss wurde diskutiert, wie Kubuntu LiMux dabei unterstützen kann. Martin Gräßlin merkte an, dass es eventuell Probleme mit KWin, dem Fenstermanager von KDE, geben könnte, da die verwendeten Versionen des Kernels und Grafik-Stacks nicht neu genug sind. Dies wurde dadurch gelöst, dass die KDE-4.11-Pakete Backports von neueren Versionen zwingend voraussetzen.
Analyse und Auswirkungen der Mir/KWin-Situation¶
Nach den ausgiebigen Diskussionen über Mir und KDE wurde festgestellt, dass einige Kommentare auf beiden Seiten vermutlich zu hart waren. Martin Gräßlin wollte aber klar gestellt haben, dass er falsche Aussagen definitiv weiter richtig stellen wird. Wenn dies nicht gewünscht ist, sollen sich die Verantwortlichen vorher bei den zuständigen Upstream-Entwicklern von der Richtigkeit überzeugen oder die Kommentare gleich sein lassen.
Natürlich blieb auch die Frage nach Wayland nicht unbeantwortet. Martin Gräßlin zeigte eine kurze Demo und stellt in Aussicht, dass KWin ab Kubuntu 14.10 auf Wayland laufen könnte, sofern KDE Frameworks 5 zu diesem Zeitpunkt schon veröffentlicht ist. Ob dies dann sinnvoll ist, müsste dann noch einmal diskutiert werden.
Verkürzter Release-Zyklus bei KDE¶
Im Vorfeld der Akademy wurde auf der KDE-Mailingliste 🇬🇧 die Möglichkeit einer Verkürzung des Release-Zyklus auf drei Monate und auch eine damit einhergehende Straffung des Prozesses diskutiert. Dieses wurde am Mittwoch in einem weiteren BoF-Treffen weiter diskutiert, die Ergebnisse werden in einem allgemeinen Akademy-Artikel in Ikhaya zusammengefasst.
Im Vorgriff auf diese Diskussion wurde die Kubuntu-Position geklärt. Es wurde schnell klar, dass ein dreimonatiger Release-Zyklus für Kubuntu unwichtig ist, da Releases sowieso nur alle sechs Monate stattfinden. Es wurden aber keine Gegenstimmen laut, die dies dann verhindern wollten, solange sichergestellt ist, dass auch weiterhin genügend Bugfix-Releases (mindestens 5) zur Stabilisierung veröffentlicht werden. Martin Gräßlin merkte weiterhin an, dass mit einem entsprechend neu organisierten Release-Prozess Backports der Fehlerbehebungen einfacher werden sollten. Es muss aber klar gemacht werden, dass Bugfix-Releases herausgegeben werden, da Entwickler sonst Fehlerbehebungen nicht rückportieren. Dies ist aber nur ein kleines Problem, da die meisten Leute die Bugfix-Releases nicht nutzen oder direkt zur nächsten Hauptversion wechseln.
Neuorganisation der Kubuntu-PPAs¶
Die aktuellen Kubuntu-PPAs mit den Kanälen Updates, Backports und Betas ist sehr gut. Allerdings ist ein einziges Staging-PPA zu wenig, da man nur an einem Release gleichzeitig arbeiten kann. Deshalb wird es für jeden Kanal ein eigenes Proposed-PPA geben in dem nur die jeweils neueste Version für diesen Kanal gebaut werden kann.
Fazit¶
Kubuntu ist definitiv gut aufgestellt. Es gibt viele aktive Entwickler und Benutzer, die mithelfen. Auch durch die Einstellung von zwei der Paketbetreuer bei BlueSystems 🇬🇧 ist Kubuntu sehr selbstständig und fähig, eigene Entscheidungen auch gegen die Präferenz der Mutter-Distribution Ubuntu zu fällen, wenn dies für Kubuntu besser ist. Die Großinstallation in München durch das LiMux-Projekt zeigt zudem, dass es problemlos möglich ist auch Firmennetze oder Netze in der öffentlichen Hand mit Linux und KDE auszustatten. Zudem ist Kubuntu festes Mitglied der KDE-Gemeinschaft, was die Kommunikation mit Upstream erleichtert. Dies war nicht immer so. Von daher kann man sehr entspannt und zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Vielen Dank an Hefezweiz3n für den eingereichten Artikel!