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Des Steinbocks Kern

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Nach einer Entwicklungszeit von drei Monaten wurde gestern der Kernel 2.6.27 veröffentlicht. Den Entwicklern und Testern von Ubuntu 8.10 "Intrepid Ibex" ist er schon bekannt, denn da steckt er schon seit einigen Wochen drin.

Getan hat sich mal wieder vieles, davon allerdings das Meiste hinter den Kulissen.

Multiprozessor-Systeme werden vom Lockless Page Cache 🇬🇧 profitieren, der es ermöglicht, dass eine CPU den Page Cache lesen kann ohne ihn für exklusiven Zugriff sperren zu müssen. Damit erfolgen Lesevorgänge nun schneller und mehrere Prozessoren müssen nicht so häufig auf die Freigabe des Page Caches durch eine andere CPU warten. Der Page Cache ist ein Bereich im Hauptspeicher, in dem Dateien abgelegt werden, um zusätzliche Lese-/Schreibvorgänge auf den Datenträger zu vermeiden. Er trägt damit zur Leistungssteigerung des Systems bei und wird entsprechend viel genutzt.

In ähnlichen Gefilden bewegt sich die neue Funktion get_user_pages_fast() 🇬🇧. Es handelt sich dabei um eine auf Geschwindigkeit optimierte get_user_pages()-Funktion, die als sehr komplex gilt und für die Markierung von Speicherbereichen für direkte Lese-/Schreibzugriffe aus dem Userspace heraus genutzt wird.

Die Block Layer Data Integrity 🇬🇧 soll die Datenintegrität beim Schreiben auf Datenträger gewährleisten, indem sie mittels einer von der zugehörigen Anwendung mitgegebenen Prüfsumme gleich verifiziert werden. Überraschungen, wenn nach einigen Wochen ein Datensatz defekt oder nicht an der richtigen Stelle ist, sollen damit der Vergangenheit angehören.

Eine alternative Umsetzung für Suspend-to-Disk steht nun mit Kexec 🇬🇧 zur Verfügung. Kexec lädt einen Kernel in den Hauptspeicher, der dann zum Starten des Systemkernels verwendet wird und damit das System aus seinem Schlafzustand holt.

Und ein für Kernel-Hacker sehr leidiges Thema dürfte sich nun erst einmal erledigt haben: mit 2.6.27 wurde die zu manchen Gerätetreibern gehörende Firmware in einen eigenen Bereich ausgelagert. Dadurch wird es für Distributionen, die den Kernel ohne proprietäre Bestandteile ausliefern wollen, einfacher diese zu entfernen. Bezüglich der meist nicht offengelegten Treiberbestandteile bestehen teilweise starke Bedenken, wenn es um deren Integration in den GPL-lizenzierten Kernel geht. Hierzu wurde der Firmware-Loader überarbeitet, um die Firmware zur Laufzeit oder beim Kompilieren aus dem neuen Bereich laden zu können.

Den Anwendern dürften aber andere Änderungen eher ins Auge stechen. So finden sich mit ath9k und iwlwifi nun zwei Treiber im Kernel, die aktuelle 802.11n-WLAN-Karten unterstützten. Mit dem gspca-Treiber wird nun eine sehr breite Palette an Webcams von Haus aus unterstützt. Weitere Treiber kamen insbesondere im Netzwerk-, Audio- und Video-Bereich hinzu.

Dies deckt natürlich nicht annähernd die umfangreichen Neuerungen ab, einen sehr guten Überblick findet der interessierte Leser auf kernelnewbies.org 🇬🇧.


Quelle: kernelnewbies.org 🇬🇧

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