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Episode 1: Tagebuch eines Stubenhockers

Tagebuch eines Stubenhockers

Die ersten 18 Jahre meines Lebens lebte ich glücklich und zufrieden in einer für mich Computer-freien Welt. Ich hatte viel Zeit zum Lesen, spielte jeden Tag Basketball und war eigentlich nie zuhause...

Doch dann traf er mich mit voller Wucht: Der Computer-Virus!!!

Überträger dieser heimtückischen Krankheit war meinen erster PC, ein 486-DX2-66. In den ersten Tagen war noch alles in Ordnung, das Gerät wurde aufgebaut, hochgefahren und alle vorinstallierten Programme wurden ausprobiert. Aber nachdem der Reiz des Neuen nachgelassen hatte, schlug der Virus unbarmherzig zu: "Soll das etwa alles gewesen sein? Wie funktioniert so ein PC eigententlich? Kann ich ihn evtl. aufrüsten?"

So kam es, daß ich im Laufe der Zeit jedes einzelne Teil des Computers austauschte. Ich kaufte einen zweiten, dritten und vierten PC, immer auf der Suche nach dem Neuen, denn ein funkionierendes System war irgendwie langweilig...

Im nachhinein bin ich fest davon überzeugt, dass dieser Virus schon immer in mir schlummerte, denn schon im Kindergarten war für mich Playmobil nur so lange interessant, wie ich etwas aufstellen, umbauen und zusammenstecken konnte. War ein neues Szenario aufgebaut, habe ich wieder von vorne angefangen. Wirklich gespielt habe ich damit nie... (Vor Gericht würde ich auf mildernde Umstände plädieren, ich hatte keine Wahl Smilie

Auch vor dem Betriebssystem machte ich nicht halt:
Auf dem 486er war OS2 vorinstalliert, aber nicht für lange, das Abenteuer begann... Schnell ging es von W95 nach W98 und in den nächsten Jahren über NT 4.0, W2k nach XP. Immer wenn gerade alles funktionierte überkam mich der Spieltrieb und ich installierte alles neu... Immer gab es etwas Neues auszuprobieren, ein neues Tool, schneller, höher, weiter... Immer wieder überlegte ich mir neue "Strategien, Partitionierungen und Vorgehensweisen"... Ich war hoffnungslos verloren.

Meine Umwelt reagierte mit Unverständnis und Mitleid. Einige leisteten der Krankheit sogar Vorschub, indem sie mich Ihre eigenen PC´s reparieren, installieren ließen... (Wer so Freunde hat...)

Mittlerweile hatte ich dann auch mein Hobby zum Beruf gemacht und weitete meinen Spieltrieb auf Netze und Serversysteme aus... Trotz kleinerer Anfälle nach dem Motto: "Jetzt reicht´s!", konnte ich dem Drang, alles neu zu installieren, nie widerstehen... Ich lebte also computertechnisch auf einer ewigen Baustelle...

Vor ein paar Wochen, mittlerweile mit XP SP2, dachte ich, ich sei jetzt clean und sah mich meinen Lebensabend in Ruhe und Frieden ohne Installationsnächte verbringen... Alles hätte so schön werden können...

Doch dann landete eine kubuntu CD in meinen Händen,flux installierte ich kubuntu, kämpfte mit WLAN Treibern, suchte mir die passende Software zusammen, veränderte das Design von KDE und verbrachte so einige Tage damit "mal wieder" das endgültige System zu installieren. Dann war es soweit, ich entfernte XP von der Platte... Endstation, Final Destination, juhuuu...

Naja, dachte ich zumindest, haha... "Auf dem freigewordenen Speicherplatz ließe sich doch ein Testsystem installieren!?" Wieder kribbelte es... Gesagt getan... Und wo wir schon beim Testen sind, wie sieht den Gnome eigentlich aus...??? Arrrgh, da war es wieder mein Problem... Der Weg ist das Ziel... Ich würde am liebsten wieder alles neu aufsetzen, optimieren usw....

Problem 1: Wie erklär ich´s meiner Frau? (Du Schatz, soll ich KDE, oder Gnome installieren? Welche Partitionierung würdest vorschlagen... Keine gute Idee!!!)

Problem 2: Es ist kein Ende in Sicht, denn unter Linux scheint die wunderbare Welt der Möglichkeitem schier unbegrenzt...

Die Vernunft sagt:"Alles Zeitverschwendung." Doch in mir drin ist diese kleine Etwas das sagt: "Du hast das coolste Hobby der Welt, es lebe Ubuntu!!!!"

Kennst Du diesen Drang? Reizt Dich ein Leben auf der Baustelle? Wenn ja, fackel nicht lange, leg die CD ein und probier was Neues aus....

So, das mußte ich nur mal loswerden, jetzt ist mir wohler...

Übrigens, ich heiße Kerouac und bin ein Stubenhocker.

"Der Computer-Geek ist die direkte Bezeichnung für eine Person mit stark gesteigertem Interesse an Computern und neuen Medien, häufig mit einer intensiven Beziehung zum Internet." (Geek)

Danke an Kerouac für die erste Episode.