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Die vier Sichtweisen des "Ausserhalb"

Innen, sind wir eine starke, wachsende Community. Neue User die zu uns gefunden haben, sowie deren neue Gedanken und Ideen werden gerne aufgenommen - doch nach aussen hin wachsen wir nicht so schnell. Ja, Canonical macht Werbung und verschickt kostenlose CD's und eröffnet die Möglichkeit angepasste Distributionen für Unternehmen zu gestalten, bietet vorteilhafte Supportverträge an, ruft Partnerprogramme ins Leben und es wird nicht zuletzt auch an einer guten Dokumentation gearbeitet.

Aber so richtig bekannt ist Ubuntu in der "Nicht-Linux-Welt", der Geschäftswelt und auch insgesamt in der Gemeinschaft aller Computerbenutzer (auch Privatleute) - also im "Außerhalb" - noch nicht. 4 Sichtweisen und vier Gründe warum Ubuntu "ausserhalb" noch nicht eingesetzt wird, sollen hier erklärt werden.

Warum sollte Ubuntu diese Aufgabe besser bewältigen als alle Distributionen zuvor? Weil Ubuntu ein fehlendes Bewertungskriterium für sich neu entdeckt hat: Menschlichkeit gegenüber anderen. Dieses Kriterium kann, wenn es ernsthaft angewandt wird, gerade ausserhalb mit unglaublichem Erfolg zum Tragen kommen.

Die erste Sichtweise von "Außerhalb"

Beruflich befinde ich mich in der Windowswelt und Ubuntu ist hier noch nicht angekommen. Der eine oder andere hat das Wort schon mal gelesen oder gehört und kann auch den richtigen Zusammenhang herstellen.

Anstatt, dass ich ständig um den Ubuntukern rotiere (= nur innerhalb der Community aktiv bin), sollte ich lieber versuchen einen Teil der (Windows)welt um mich herum zu bewegen. Wenn solche Vorgänge in Atome möglich sind, dann muss es mir - da ich soviel mehr als ein Atom bin - auch möglich sein.Das erreiche ich nicht, indem ich einfach über meine Arbeit innerhalb der Community spreche und mein Gegenüber mich ermutigt mich in der Community noch stärker zu involvieren, aber selbst ausserhalb bleibt. In Wirklichkeit muss ich mich mit seinem System ernsthaft beschäftigen, und ihm an jeder erdenklichen Stelle zeigen, was mit seinem System einfach noch nicht möglich ist. Die Offenbarung der fehlenden Kontrolle über das eigene System ist das geeignete Mittel, um Interesse für ein anderes System zu wecken.

Das ist die erste Sichtweise von "ausserhalb". Wenn mir dieser Schritt wirklich gelingt, dann entschärfe ich die Auswirkungen der zweiten Ebene oder Sichtweise von "ausserhalb".

Die zweite Sichtweise von "Außerhalb"

ist die Angst vor dem Unbekannten und das Leben in festen und (subjektiv gesehen) funktionierenden Strukturen. Diese Sichtweise wird von folgenden Gedanken genährt:

- Konfrontation mit einem Neubeginn

- eine Migration ist mit finanziellem Aufwand verbunden

- schwierige Migration verbunden mit Stillstand im Unternehmensprozess

- der (Windows)Supporter selbst sieht keine Veranlassung zum Wechsel

- Windows- und Linuxanwender sprechen zwei verschiedene Sprachen (In Wirklichkeit stehen beide Usergruppen vor verschiedenen Problemen)

- Der Glaube an einem Komfortverlust.

- Oft steht die Migration überhaupt nicht zur Diskussion, also befindet sich diese "ausserhalb" des Möglichen.

- last but not least: Was passiert danach? Welche Auswirkungen und Konsequenzen leite ich dadurch für die Supportlandschaft der nächsten Jahre ein?

Ich muss also zuerst versuchen, die Möglichkeiten unter Windows zu erweitern, damit ich eine günstigere Gesprächsgrundlage schaffe. Das gelingt mir bei einem Administrator in dem ich z.B. auf einem Windows Server die Services for Unix (SFU) installiere und eine erste Erweiterung des (Gedanken)Systems in Gang setze. Man kann eine Grundlage nicht einfach abschaffen und dafür eine andere Grundlage namens Linux anbieten.

Was nutzt ein gut durchdachter Migrationsleitfaden im Buchformat, wenn die komplexe Systemkomponente namens Mensch mit all ihren Faceten nicht berücksichtigt wird?

Die dritte Sichtweise von "Außerhalb"

resultiert unmittelbar daraus und nennt sich "der Mangel an Zeit".

Erstaunlich, dass hier nicht dreidimensional gedacht, sondern eine vierte Dimension nämlich der Mangel an Zeit ins Spiel gebracht wird. Es ist wie ein Paradoxon. Vor dem Computerzeitalter hätte der Mangel an Zeit höher liegen müssen, weil mehr menschliche Arbeitskraft aufgewendet werden musste, um die gleiche Leistung zu erbringen. Je schneller ein System wird, desto langsamer kann seine Struktur verändert werden. Motto: Systeme müssen laufen.

Die vierte Sichtweise bin ich selbst.

Weil ich in solchen Grenzen gedacht und diese Gedanken hier so (un)frei aufgeschrieben habe. Hier kann ich wohl am meisten unternehmen.

Wo beginnt meine Definition von ausserhalb? Jede Medalie hat zwei Seiten. Man könnte das Ganze umkehren und ein Bericht namens "Ubuntu, die vier Sichtweisen von ausserhalb" schreiben. 4 Sichtweisen und vier Gründe warum Ubuntu "ausserhalb" noch nicht eingesetzt wird. Gerade ausserhalb müssen wir dafür arbeiten.