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Erste Eindrücke vom Meizu MX4

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Das Meizu MX4 wurde an die „Ubuntu Phone Insiders“ ausgeliefert. In diesem Artikel werden die ersten Eindrücke und Besonderheiten hervorgehoben.

Nachdem im Laufe des Jahres 2014 immer wieder Bilder einer Version des Meizu MX4 mit Ubuntu als Betriebssystem zu sehen gewesen waren, unterzeichneten Canonical und Meizu am 25. November 2014 offiziell einen Kooperationsvertrag, wie auch Ikhaya damals berichtete. Sechs Monate später, am 17. Mai 2015, kam die MX4 Ubuntu Edition tatsächlich auf den Markt - allerdings zunächst nur in begrenzter Anzahl für Entwickler in China.

Während sich europäische Interessenten noch – laut inoffiziellen Angaben bis zur vierten Juni-Woche – gedulden müssen, hat Canonical bereits vorab einige Exemplare an die Mitglieder der Gruppe der „Ubuntu Phone Insider“ versandt. Aus dem deutschsprachigen Raum ist es dieses Mal nicht nur svij sondern auch sturmflut.

Ein geheimnisvolles Paket

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Die Box

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Inhalt der Box

Das Gerät ist in einer schlichten, weißen Schachtel mit dem Aufdruck "MX4" verpackt. Im Paket der Geräte für die „Ubuntu Phone Insider“ befindet sich das Smartphone selbst, ein Schaltnetzteil mit 5 Volt/2 Ampere und ein USB-Kabel. Kopfhörer liegen nicht bei. Das Telefon befindet sich in einer kleinen, aufklappbaren Verpackung aus Karton, welche gleichzeitig als eine Art Kurzeinführung dient: auf vier Seiten werden die wichtigsten Merkmale des Geräts – dies sind das große Display und die hochwertige Kamera – hervorgehoben. Mit dabei sind auch Informationen zum Betriebssystem „Flyme OS“, wobei es sich hierbei um das Android-basierte Betriebssystem handelt. Laut Nutzerberichten werden auch die derzeit auf dem chinesischen Markt ausgelieferten Ubuntu-Geräte in der für Flyme OS vorgesehenen Verpackung ausgeliefert, enthalten ist dann aber ein mit Ubuntu vorinstalliertes Gerät. Die Packungsbeilagen beim Marktstart in Europa könnten wiederum anders sein.

Hardware-Vergleich

In der nachfolgenden Tabelle ist ein Vergleich der technischen Daten zwischen bq Aquaris E4.5 (Ubuntu Edition), Meizu MX4 (Ubuntu Edition) und Google Nexus 5 (Android). Insbesondere der Vergleich zwischen dem Nexus 5 und dem MX4 dürfte interessant sein, da sich die Geräte an ähnliche Käuferschichten richten und die Hardware in vielen Punkten vergleichbar ist.

Aquaris E4.5 Meizu MX4 Nexus 5
Chipsatz MediaTek MT6582 MediaTek MT6595 Qualcomm MSM8974 (Snapdragon 800)
CPU 4 x Cortex-A7 @1.3 GHz 4 x Cortex-A17 @2.2 GHz plus 4 x Cortex-A7 @1.7 GHz 4 x Krait 400
Hauptspeicher 1 GB 2 GB 2 GB
Interner Speicher 8 GB 16/32/64 GB 16/32 GB
SD-Erweiterungsslot Ja Nein Nein
GPU ARM Mali-400 MP2 @500 MHz PowerVR G6200 MP4 Adreno 330
Display 4.5" 540 x 960 Pixel 5.36" 1152x1920 Pixel 4.95" 1080 x 1920 Pixel
Hauptkamera 8 MP 20.7 MP 8 MP
Mobilfunk 3.5G (HSPA) 4G (LTE) 4G (LTE)
WLAN 802.11b/g/n 802.11a/b/g/n/ac, dual-band 802.11 a/b/g/n/ac, dual-band
Lokalisierung A-GPS A-GPS, GLONASS, Beidou, QZSS A-GPS, GLONASS
Akku 2150 mAh 3100 mAh 2300 mAh
Sonstiges Dual-SIM Kompass Wireless Charging, NFC, Kompass

Gehäuse

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Das Meizu MX4 liegt grundsätzlich gut in der Hand

Wie auf den Fotos bereits ersichtlich, ist das Gehäuse des MX4 an allen Kanten abgerundet und erscheint dadurch kleiner, als es mit seinen 144 x 75.2 x 8.9 Millimetern eigentlich ist. Vor allem entsteht der Eindruck, dass das Gerät deutlich flacher als das Aquaris E4.5 ist. Dies ist aber nicht der Fall: 8.9 Millimetern Tiefe beim MX4 stehen 9 Millimeter beim Aquaris E4.5 gegenüber.

Obwohl die MX4 Ubuntu Edition in China mit weißem oder goldenem Gehäuse angeboten wird, erhielten die Ubuntu Phone Insider eine Version in grau. Welche Farben Meizu in Europa anbieten wird, ist derzeit nicht bekannt. Über diverse Online-Plattformen sind bereits Gehäusedeckel in vielen Farben erhältlich, allerdings deckt dieser nicht die gesamte Rückseite des Geräts ab.

Leistung

In diesem Punkt lässt sich derzeit kein Vergleich durchführen, da es an objektiven Benchmarks mangelt, welche sowohl für Android, als auch für Ubuntu verfügbar wären. Außerdem muss sich etwa die Taktfrequenz nicht direkt auf das Nutzererlebnis auswirken: Beide Betriebssysteme machen beispielsweise intensiv Gebrauch von GPU-Beschleunigung, um die Benutzeroberfläche flüssig darzustellen.

Im ersten direkten Vergleich der beiden Ubuntu-Geräte lässt sich grundsätzlich sagen, dass der MT6595-Chipsatz des MX4 spürbar stärker und schneller als der MT6582 des Aquaris E4.5 erscheint. Nicht nur kann das MX4 bei Bedarf von vier langsamen, aber energieeffizienten Cortex-A7-Kernen auf vier hochperformante Cortex-A17-Kerne umschalten, auch die Grafikeinheit ist um ein Vielfaches leistungsfähiger als jene des Aquaris E4.5. Hier muss allerdings beachtet werden, dass das Display des MX4 mehr als vier Mal so viele Pixel aufweist, der Leistungsvorteil kann also in vielen Fällen vom deutlich höheren Aufwand für Berechnungen zunichte gemacht werden.

Interner und externer Speicher

Während das MX4 in der Flyme-OS Variante grundsätzlich mit bis zu 64 GB internem Speicher angeboten wird, wird das Modell mit Ubuntu nur mit 16 GB erhältlich sein. Unter Ubuntu sind knapp vier GB für das System reserviert und daher nur 12 GB nutzbar. Eine Erweiterung mittels einer microSD-Karte ist nicht möglich.

Display

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Die Vorderseite

Im Vergleich mit dem Nexus 5 und dem Aquaris E4.5 erscheint das Display des MX4 als sehr groß, obwohl der Unterschied in der Diagonale zum Nexus 5 0.4" beträgt und daher eher marginal ist. Bei maximaler Helligkeit liegen alle drei Geräte etwa gleichauf, wobei die Darstellung einer reinen, weißen Fläche allerdings unterschiedlich ausfällt: Das vorliegende Aquaris E4.5 hat einen leichten Blaustich, das MX4 einen leichten Gelbstich. Ob dieser Eindruck auf alle ausgelieferten Geräte zutrifft, kann noch nicht gesagt werden.

Kamera

Meizu bewirbt seit Monaten die mit 20.7 Megapixeln sehr hoch aufgelöste Kamera des MX4. Immer wieder wurden beispielsweise von Nutzern eingesandte Bilder, welche auf den ersten Blick mit professionellen Aufnahmen vergleichbar sein sollen, besonders prominent hervorgehoben. Die Bildqualität ist im Vergleich zum Aquaris E4.5 wesentlich schärfer. Dies machen die aufgeführten Bilder deutlich.

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Fließendes Wasser Das Dortmunder U An einer Dortmunder Kirche

Mobilfunk

Ein häufiger Kritikpunkt am Aquaris E4.5 ist die fehlende Unterstützung für Mobilfunknetze der vierten Generation, kurz LTE genannt. Diese ist beim MX4 vorhanden und funktionierte im kombinierten Netz der deutschen Anbieter O2 und E-Plus auf Anhieb. Bei einem kurzen Geschwindgkeitstest wurden problemlos bis 80 MBit/s im Downstream erreicht, das verbaute Modem beherrscht theoretisch LTE Cat4 mit bis zu 150 MBit/s im Down- und 50 MBit/s im Upstream.

Im Gegensatz zu Aquaris E4.5 und Nexus 5 hat das MX4 kein vollständig geschlossenes Gehäuse. Die Micro-SIM-Karte wird also nicht in einen Schlitten eingelegt und seitlich in das Gerät eingeschoben, statt dessen nimmt man den Gehäusedeckel auf der Rückseite ab und schiebt die SIM-Karte in einen Slot.

Akku

Bedingt durch das höhere Gehäusevolumen konnte Meizu zu einem Akku mit 3100 mAh Nennladung greifen, einer in dieser Geräteklasse üblichen Größe. Ob sich die im Vergleich zum Aquaris E4.5 um 50% erhöhte Ladungskapazität auch im selben Maße auf die mittlere Gerätelaufzeit auswirkt, wird sich erst in Zukunft zeigen, denn mit der Aquaris E4.5 Ubuntu Edition sind etwa durchaus Laufzeiten von mehreren Tagen möglich. Durch das größere Display und der höheren Auflösung, kann die Akkulaufzeit allerdings völlig unterschiedlich sein.

Bedienelemente und Anschlüsse

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Die Rückseite

Das MX weist einen an der Oberseite befindlichen Power-Button sowie eine auf der linken Gehäuseseite eingebaute Wippe für die Lautstärkeregelung auf, verfügt aber im Gegensatz zum Aquaris E4.5 noch über einen zusätzlichen „Home-Button“. Dies widerspricht eigentlich dem Konzept von Ubuntu. Beim Aquaris E4.5 wurden die in der Android-Version vorhandenen Soft-Buttons unterhalb des Displays bei der Ubuntu-Version entfernt. Der Home-Button integriert gleichzeitig die für Benachrichtigungen benötigte, farbige LED.

An der Oberseite befindet sich zusätzlich der Kopfhöreranschluss, an der Unterseite der übliche Micro-USB-2.0-Anschluss und die Lautsprecher. Der USB-Anschluss beherrscht USB-OTG und soll laut Spezifikation auch MHL für die Anbindung externer Bildschirme unterstützen. Allerdings ist derzeit unklar, ob letzteres auch tatsächlich funktioniert. Viele Nutzer eines MX4 berichten, dass die MHL-Funktion trotz passender Kabel nicht funktioniere.

Betriebssystem

Die an die Ubuntu Phone Insider ausgelieferten Geräte boten sofort eine Aktualisierung auf die Version „r1“ an. Diese basiert zwar bereits auf Ubuntu 15.04, ist aber nicht identisch mit der am 15. Juni veröffentlichten, OTA-4 genannten Hauptversion. Erst mit einer nächsten, etwa Ende Juli ausgelieferten Version soll dies korrigiert werden.

Derzeit gibt es keine Unterschiede zur bereits vom Aquaris E4.5 bekannten Softwareinstallation. Ein Wizard führt durch die Inbetriebnahme, es folgt eine kleine Einführung in die Navigation mittels Gesten, danach ist das System nutzbar. Lokalisierungsunterstützung und Kartenmaterial stammen wie gewohnt von Nokia HERE, die Liste der vorinstallierten Anwendungen und Scopes ist identisch zu der des Aquaris E4.5.


Dieser Artikel wurde von sturmflut und svij geschrieben, die beide das Meizu MX4 von Canonical zur Verfügung gestellt bekommen haben.