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[Kwami] Warum Long-Term-Support-Versionen (LTS) die besseren sind

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Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, gibt es keinen Grund, weshalb ein Ubuntu-Nutzer eine Nicht-LTS-Version von Ubuntu einsetzen sollte. Ein Hintergrundartikel und Plädoyer.

Hinweis:

Dieser Artikel gehört der Kategorie Kwami an. Er spiegelt damit allein die Meinung des Autors und nicht zwingend die des ubuntuusers.de-Teams wider.

Allgemein

Der Artikel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung des Begriffs LTS. Diese soll darlegen, wofür die LTS steht, weshalb diese Version so fokussiert betrachtet wird, was die Hintergründe der LTS-Versionen sind und wie sie entstehen. Es folgen die Vor- und Nachteile der LTS-Version, das resultierende Fazit sowie weiterführende Links.

Was bedeutet LTS?

Bei Ubuntu muss man zwei verschiedene Versionen unterscheiden:

  • LTS steht für „Long Term Support“ (englisch für längere Unterstützung)

  • STS steht für „Short Term Support“ (englisch für kürzere Unterstützung)

Der Namenszusatz LTS steht hinter der eigentlichen Versionsbezeichnung. So heißt die im April erscheinende Version namens Trusty Tahr offiziell 14.04 LTS. LTS-Versionen werden über einen Zeitraum von 60 Monaten (fünf Jahre) gepflegt und mit Updates sowie Fehlerbehebungen versorgt (siehe Neue Zeiträume für LTS-Versionen) und erscheinen alle zwei Jahre.

Die jeweilige LTS-Version stellt in der Wahrnehmung Canonicals, der Firma hinter Ubuntu, die Hauptversion dar. Auf sie wird der Fokus gelegt, sie ist die wichtigste Version innerhalb der einzelnen Generationen (siehe Abschnitt Zyklus STS/LTS), sie ist quasi die Evolutionsspitze des zweijährigen Zyklus – auch und weil damit kommerzielle Bereiche (Firmen, Serverbetreiber, Institutionen) angesprochen werden.

Wofür zwei Versionen?

Nun könnte man sich fragen, wieso die Zwischenversionen (STS) überhaupt noch her- und bereitgestellt werden. Immerhin verschlingen sie Infrastruktur- und Mitarbeiterkapazität Canonicals. Dafür gibt es einen Grund: Mit den drei STS-Versionen wird die nachfolgende LTS-Version stabilisiert und überhaupt erst entwickelt; sie ist quasi das Resultat aus den einzelnen Entwicklungsstufen der drei Vorgänger.

Zyklus STS/LTS

Schaut man sich die Entwicklung einer Ubuntugeneration an, so fällt auf, dass diese immer mit einer Zwischenversion (STS) beginnt, die von zwei weiteren gefolgt wird. Das Ende dieser Evolution markiert dann eine LTS-Version (siehe auch Steckbriefe der Ubuntuversionen).

Dieser Zyklus wird vom Anbeginn Ubuntus verfolgt: Auf drei STS-Versionen folgt die LTS-Version. Sie stellt quasi alle Errungenschaften und Neuigkeiten der vorherigen Versionen dar. Durch den zweijährigen Zyklus konnte die LTS-Version mit den drei STS-Vorläufern ausreichend stabilisiert werden.

Exkurs Ubuntu-Entwicklung

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Ubuntu LTS Release Plan

Natürlich sind mit Neuerungungen und Errungenschaften nicht die nächsten Versionen von Firefox oder LibreOffice gemeint. Bei den Evolutionsstufen geht es eher um die Kern-Eigenschaften und die Haupt-Entwicklungsrichtung Ubuntus sowie um komplett neue Programme oder Entwicklungen. Von den ab 6.10 eingeführten Neuerungen profitiert dann die nächste LTS-Version; in diesem Falle Ubuntu 8.04.

War die erste LTS-Version noch die Konsolidierung aus den ersten drei Ubuntuversionen überhaupt, startete mit Ubuntu 6.10 (Edgy Eft) die zweite Ubuntu-Generation. In den drei 8.04-Vorgängern wurden neben dem neuen Theme „Human“ und Upstart auch die automatisierte Codec-Installation, Compiz, AppArmor, ein grafisches Konfigurations-Tool für X.org, NTFS-3G, Compiz Fusion, Fast-User-Switch-Applet, PulseAudio, Wubi, Brasero, Transmission und Vinagre in Ubuntu integriert, zum Laufen gebracht und ausreichend stabilisiert.

Die dritte Generation ab Ubuntu 8.10 (Intrepid Ibex) brachte die folgenden Funktionen hervor: den Live-USB-Creator, ein verschlüsseltes Homeverzeichnis, DKMS, Notify-OSD, Netbook-Unterstützung, GRUB 2, Ubuntu One, eine deutliche Verkürzung der Bootzeit, nouveau-Grafik sowie das neue Light-Design.

Die vierte Generation ab Ubuntu 10.10 (Maverick Meerkat) brachte den Anwendern unter anderem Unity, Multitouch 🇬🇧 , LightDM, Déjà Dup und HUD. Die fünfte Generation ab Ubuntu 12.10 (Oneiric Ocelot) brachte Ubuntu GNOME und ein neues Releasemodell (neun Monate für STS-Versionen) sowie die (noch) Nebenprodukte Unity Touch für Tablets und Handys sowie Ubuntu TV.

Zuammenfassend kann man also sagen: Es wird für die LTS-Veröffentlichung primär auf Fehlerbehebung („bug-fixing“) geachtet. Bei der ersten STS-Version nach einer LTS-Version (LTS+1) liegt der Fokus auf neuen Features, bei LTS+2 steht die Performance im Vordergrund, während LTS+3 dann wieder auf Stabilität setzt für die dann nachfolgende LTS-Version (siehe auch What's the difference between a Long Term Support Release and a Normal Release?).

Zielgruppe STS

Die Zielgruppe der STS-Versionen hat sich, vor allem seit der Verkürzung der Supportdauer der STS-Versionen auf nur noch neun Monate (siehe Abschnitt Längere Supportdauer), nochmal verkleinert. Selbst Canonical spricht nur noch von Entwicklern, Testern und Fortgeschrittenen, die STS-Versionen nutzen respektive testen sollten (siehe Abschnitt Offizielle Meinung).

Diese halbjährlich erscheinenden Versionen stammen von Debian Testing (Desktopsoftware) und Debian Unstable (Programme) ab. Durch die Einbindung von Debian Unstable kann es passieren, dass manche Programme nicht so „rund laufen“, wie man es sonst gewohnt ist. Des Weiteren wird die Einführung neuer Merkmale gefördert (zum Beispiel Unity; siehe Abschnitt Zyklus STS/LTS).

Natürlich kann es Gründe geben, die für eine Nutzung einer STS-Version sprechen. Dies kann zum Beispiel ein Umstieg von einem anderen Betriebssystem oder einer Distribution sein, der kurz vor der Veröffentlichung einer LTS-Version stattfinden soll/muss. Erscheint die LTS-Version erst im April, man ist aber gezwungen schon zum Jahresende zu wechseln, ist es unter Umständen sinnvoller die aktuelle STS-Version zu installieren und von dieser dann mit dem ersten Pointrelease (zum Beispiel 14.04.1) auf die LTS-Version zu wechseln.

Zielgruppe LTS

Die Zielgruppe der LTS-Versionen ist deutlich größer als die Zielgruppe der STS-Versionen. Alle, außer die im obigen Abschnitt Genannten, sollten eine LTS-Version nutzen. Nicht nur ist diese deutlich länger „gereift“ (drei Versionen Vorlaufzeit), sie wird auch deutlich konservativer und stabiler geplant und entwickelt. Es kommt nicht mehr das Neueste vom Neuesten rein, sondern das Stabilste.

Diese Versionen und ihre Programmpakete kamen ausschließlich aus Debian Testing. Das bedeutet, dass das ganze System bereits umfangreichen Tests unterworfen wurde und entsprechend stabil ist. Die Einführung neuer Merkmale (Features) wird eher konservativ vorgenommen.

Erstmals mit Ubuntu 14.04 wurden auch bei einer LTS-Version die Pakete aus Debian Unstable und nicht ausschließlich aus Debian Testing bezogen. Dies passierte vor dem Hintergrund von Migrating packages from -proposed to release.

Canonical als eine kommerzielle Firma, die Geld verdienen will, verdient dieses Geld ausschließlich mit kostenpflichtigem Support, Clouddiensten, dem Verwaltungsprogramm „Landscape“ sowie IT-Beratung, Schulungen, Zertifizierungen, Rechtsschutzversicherungen gegen Klagen um Geistiges Eigentum, Paketierungen von Programmen als Debian-Paket und der Zusammenarbeit mit OEMs.

Um diese Ziele zu erreichen und die Kunden zufriedenzustellen, braucht es eines sehr stabilen, langfristig unterstützten Betriebssystems. Der Privatanwender profitiert also in gewisser Weise von dem für kommerzielle Kunden hergestellten Betriebssystems – der jeweiligen LTS-Version.

Gründe pro LTS

Viele Grunde sprechen für den Einsatz einer LTS-Version. Und das nicht nur im kommerziellen Firmenumfeld oder beim Einsatz von Servern, wo besonders viel Wert auf Stabilität und Kontinuität gesetzt wird. Auch der Privatanwender profitiert.

Längere Supportdauer

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Der (damals) neue fünfjährige LTS-Zyklus

Im Oktober 2011 wurde von Canonical beschlossen, die Unterstützungsdauer der LTS-Versionen ab der ein halbes Jahr später erscheinenden LTS-Version 12.04 LTS von drei auf fünf Jahre zu verlängern.

Damit wird die Desktop-LTS-Version genauso lange unterstützt wie die Server-LTS-Version, die schon von Anfang an (seit Ubuntu 6.06 LTS) fünf Jahre Unterstützung erhielt. Einmal installiert, muss man sich als Nutzer einer solchen Version in der Regel um nichts mehr kümmern – von der normalen Systempflege einmal abgesehen.

Dieser längere Supportzeitraum der LTS-Versionen trat umso mehr in den Fokus, als das Technical Board im März 2013 beschloss, dass der Supportzeitraum der STS-Versionen von bisher 18 Monaten auf neun Monate reduziert wird. Das bedeutet im Umkehrschluss, jede Zwischenversion (STS) würde nur noch für drei Monate nach dem Erscheinen der Nachfolgeversion unterstützt.

Lockerung der Update-Politik

Für bestimmte Programme und Treiber (respektive deren Pakete) wird seit einiger Zeit von der offiziellen Update-Politik Ubuntus abgewichen. Diese besagte, nach der Veröffentlichung einer neuen Ubuntuversion die Anwendungsprogramme möglichst unangetastet zu lassen und keine neuen Versionen einzelner Komponenten zu integrieren, da auf diese Weise die Stabilität beeinträchtigt werden könnte.

Mainline-Kernel

Wiki/Icons/tux.png Die erste (indirekte) Lockerung dieser Regelung startete im März 2009, als das Ubuntu Kernel Team die Mainline-Kernel vorstellte. Dabei handelt es sich um die unmodifizierten Linux-Kernel von kernel.org, die lediglich mit der Ubuntu-Kernel-Konfiguration kompiliert wurden und dementsprechend Nachteile im Vergleich zu den „original“ Ubuntu-Kernel besaßen (keine Ubuntu-spezifischen Kernel-Patches, keine Restricted-Modules, keinen Support für diese Kernel usw.).

Neues Aktualisierungsmodell für Pakete

Firefox/firefox-logo.png Die zweite Änderung der Update-Politik erfolgte zwangsläufig im Juni 2010. Die Mozilla Foundation kündigte an, die Support-Zeiträume für ältere Firefox-Versionen zu verkürzen. Da der Webbrowser eine sicherheitskritische Applikationen in Desktop-Systemen ist, waren die Ubuntu-Entwickler gezwungen, auf das Firefox New Support Model umzusteigen. So wurde erstmals eine neue Programmversion in schon bestehende Ubuntuversionen portiert und die damals noch mit Updates unterstützte Ubuntuversion 8.04 LTS, die noch mit Firefox 3.0 lief, auf Firefox 3.6.4 aktualisiert.

Der dritte Streich fand im Januar 2012 statt. Nachdem Mozilla beschlossen hatte, die Veröffentlichungszyklen von Firefox deutlich zu beschleunigen (alle sechs Wochen eine neue Version), musste Ubuntu nachziehen. Es wurde entschieden, aktuelle Firefox-Pakete für alle offiziell unterstützten Ubuntuversionen im Rahmen der üblichen Sicherheitsupdates zur Verfügung zu stellen (siehe Firefox Rapid Release Migration).

Damit entfielen die Gründe für die bis dahin üblichen Verrenkungen der Anwender (Nutzung eines PPA oder eine manuelle Installation), wenn man unter älteren Ubuntuversionen einen aktuellen Firefox nutzen wollte. Bis dahin surften Nutzer von Ubuntu 10.04 LTS noch mit Firefox 3.6, obwohl schon Version 12 in den Startlöchern stand.

Backport-Kernel

Eine weitere Änderung betraf Ubuntu 10.04 LTS. Es gab einen aus Ubuntu 11.10 zurückportierten, neueren Kernel 3.0 (siehe Kernel (Abschnitt „Backport-Kernel“)). Dieser Kernel war dann empfehlenswert, wenn man sehr neue Hardware oder Funktionen nutzen möchte, die vom Lucid-Standardkernel 2.6.32 noch nicht unterstützt wurden.

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LTS Enablement Stack

LTS Enablement Stack Support

Die fünfte und wohl progressivste Lockerung der Update-Politik erblickte mit dem Pointrelease von Ubuntu 12.04.2 das Licht der Welt. Bei einer Neuinstallation werden neuere Kernelversionen samt den zugehörigen X.Org-Stacks und MESA, die aus jüngeren Ubuntuversionen zurückportiert wurden, als Standard verwendet. Diese Veränderung wurde nötig, um während des langen Unterstützungszeitraumes von fünf Jahren die Hardwarekompatibilität zu verbessern. Canonical bezeichnet diese Aktualisierung als „LTS Enablement Stack Support“.

Aber nicht nur bei Neuinstallationen von Pointreleases kamen Anwender in den Genuss neuerer Software. Auch auf schon installierte LTS-Versionen können die auch „Hardware Enablement Stack“ (HWES) genannten Pakete manuell installiert werden. Vor allem diese Möglichkeit erhöht den Komfort und den Nutzen für die Anwender und deren Rechner um Welten, kommen doch mit einem neueren Kernel auch neue oder verbesserte Treiber auf den Rechner.

Offizielle Meinung

Die offizielle Meinung bei Ubuntu und auch die Empfehlung des Gründers von Ubuntu, Mark Shuttleworth, lautet 🇬🇧 , dass „normale“ Anwender LTS-Versionen nutzen sollten. Die STS-Versionen blieben damit denen vorbehalten, die damit auch etwas anfangen können: Fortgeschrittene, Entwickler und Tester.

Auch wird die STS-Version nicht einfach nur „normale Version“ genannt, sondern sie wird von Ubuntu als „Short Term Support“-Version bezeichnet. Die Kürze der Unterstützung wird demnach schon im Namenszusatz thematisiert. Dieser wird jedoch nicht explizit ausgeschrieben, sondern nur bei der LTS-Version schon im Namen benannt.

Gründe contra LTS

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und Schatten wirft auch die LTS-Version. Auch wenn man konstatieren muss, dass dieser Schatten deutlich kleiner ausfällt, als der einer STS-Version.

Ältere Software

Die oben angesprochene Update-Politik von Ubuntu, die besagt, dass nach der Veröffentlichung einer neuen Ubuntuversion die Anwendungsprogramme möglichst unangetastet zu belassen und keine neuen Versionen einzelner Komponenten zu integrieren, wirkt sich daher direkt auf die Aktualität der Pakete und Programme einer LTS-Version aus.

Sieht man von den obigen Ausnahmen ab, werden diese, abgesehen von Fehlerbehebungen und dem Schließen von Sicherheitslücken, so gut wie nicht mehr angetastet. Am Beispiel von LibreOffice in Ubuntu 12.04 LTS kann man dies gut veranschaulichen: Dort ist die Versionsnummer mit 3.5.7 angegeben (siehe libreoffice). Aktuell veröffentlicht wurde Version 4.2.3.

Ein LTS-Nutzer erhält aktuellere Versionen von Programmen mit neuen Funktionen, Eigenschaften oder Designs nur sehr spät oder gar nicht. Oft ist man als Anwender nicht von neuen Versionen und deren Funktionen abhängig. Ist man es doch, so bleibt die Möglichkeit, ein Personal Package Archiv (PPA) zu nutzen.

Fehler in LTS-Version

Es kommt teilweise vor, dass Anwender berichten, dass Fehler (Bugs), die in weniger bekannten/genutzten Programmen einer LTS-Version auftreten, nicht oder nur teilweise gefixt werden. Dies ist sehr ärgerlich, da es sich einerseits um eine LTS-Version handelt, die von Haus aus im Fokus der Entwickler steht, andererseits sind die Nutzer durch diese Fehler gezwungen, die Fehler selbst zu beheben – und sei es nur durch Kompilierung oder durch das Installieren alternativer Pakete/PPA, was dem Sinn und Zweck einer LTS-Version zuwider läuft.

In diesen Fällen bleibt nur hartnäckig zu bleiben und die Fehler wieder und wieder auf den einschlägigen Seiten wie Launchpad oder Upstream zu berichten, so dass sich, wenn schon nicht die Ubuntu-Entwickler und -Maintainer selbst, die Programm-Verantwortlichen darum kümmern können. Ist dies der Fall, so ist es zumindest möglich, dass Paket oder den Patch von einer Originalquelle einzuspielen.

Spätere Installation

Die Installation einer LTS-Version sollte nicht vor dem ersten Pointrelease (z. B. 12.04.01) stattfinden. Eine LTS-Version ist zwar konservativ entwickelt und dementsprechend stabil, dennoch werden gerade in den ersten Wochen, wenn viel Nutzer auf die dann aktuelle Version umsteigen, noch zahlreiche Fehler und Kinderkrankheiten behoben.

Daher empfiehlt es sich, das erste Pointrelease abzuwarten und erst dann mit dem Upgrade oder der Neuinstallation zu starten. Diesen Weg geht auch Canonical: Nutzer einer LTS-Version erhalten einen Hinweis auf die Verfügbarkeit der Nachfolge-LTS-Version erst mit dem ersten Pointrelease. Heißt: Nutzer von Ubuntu 12.04 erhalten erst mit Veröffentlichung von Ubuntu 14.04.1 den Hinweis, dass sie ein Upgrade auf diese Version machen könnten.

Unterschiede der Paketquellen

Beachten sollte man, dass ausschließlich Pakete aus den Paketquellen main und restricted über die gesamte Laufzeit offiziell unterstützt werden (gilt auch für die STS-Versionen). Pakete aus anderen Paketquellen (universe, multiverse und partner) erhalten keine oder nur (durch den Entwickler) optionale Sicherheitsaktualisierungen.

Überprüfen kann man den Status der Pakete des eigenen Systems mit dem Befehl ubuntu-support-status --show-unsupported im Terminal.

PPA (nicht nur) in LTS - Wohl oder Übel?

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Ubuntu Untrusted Repository
von trevi55, CC BY-NC-SA 2.0

An PPA scheiden sich die Geister. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Aus Administratoren- und Sicherheitsperspektive haben sie auf einem System nichts zu suchen. Dennoch bieten sie manchmal die einzige Möglichkeit, eine Software oder ein Paket in einer bestimmten, aktuellen Version in einer LTS-Version nutzen zu können.

In Ausnahmefällen und nur wenn der Anwender weiß, was er tut, kann der Einsatz eines PPA gerechtfertigt sein. Dennoch muss man sich darüber im Klaren sein, dass man die Stabilität des Systems und der Paketverwaltung gefährdet, wenn PPA eingebunden und Pakete daraus installiert werden. Der Einsatz von PPA sollte, wenn überhaupt, nur nach gründlicher Überlegung und so selten wie möglich eingesetzt werden.

Man sollte sich nicht nur über die in dem PPA vorhandenen Pakete informieren, sondern sich auch dem Autoren widmen: Hat er Erfahrung? Bietet er mehrere PPA an? Wie lange schon? Ist er vertrauenswürdig? Wird das Paket von „offizieller Stelle“ (zum Beispiel Mozilla, LibreOffice etc.) angeboten?

Ein PPA ist immer auch ein Risiko – nicht umsonst heißt es auch Fremdquelle! Einen kleinen Exkurs zu diesem Thema bietet der Ikhayaartikel „Eine kleine Geschichte über fremde Paketquellen“.

Zusammenfassung

Durch das neue Firefox Rapid Release Migration in Ubuntu, was nicht nur den Browser Firefox, sondern auch den Mailclient Thunderbird mit einschließt, erhält man für das wichtigste Programm auf dem Desktop, den Browser, immer die jeweils aktuelle Version und profitiert von dessen neuen Eigenschaften, Funktionen und genutzten Webstandards.

Vor allem aber mit den im Februar 2013 eingeführten LTS Enablement Stacks, gehört eine LTS-Version nicht mehr länger zum „alten Eisen“. Wer möchte, kann alle halbe Jahr den aktuellen HWES installieren und fünf Jahre lang von neueren Kerneln nebst Grafiktreibern profitieren, ohne das gesamte System neu aufsetzen oder aktualisieren zu müssen. Wem das nicht aktuell genug ist, kann natürlich auch alle zwei Jahre von LTS- zu LTS-Version springen und ist somit ebenfalls immer auf dem Stand der Zeit.

Ganz Mutige können auch ausprobieren, eine LTS-Version zu überspringen. Dies ist ab 12.04 LTS zwar nicht offiziell getestet, aber grundsätzlich möglich. Ein Szenario wäre, die eigene Ubuntuversion 12.04 LTS noch bis April 2017 zu nutzen, nach eigenem Ermessen und auf eigene Gefahr die zwischenzeitlich ab April 2014 erhältliche 14.04 LTS zu überspringen, um die dann gereifte 16.04.2, welche dann wiederum bis April 2021 gepflegt wird, zu aktualisieren/installieren.

Vom Jahr 2012 ausgehend, müsste man also nur einmal aktualisieren (oder wenn gewollt neu installieren) und hätte bis April 2021 Ruhe. Beachten muss man dabei allerdings, dass von Ubuntu offiziell nur der direkte LTS-zu-LTS-Sprung getestet wird – ein LTS-Übersprung geschähe dann auf eigenes Risiko.

Fazit

Trotz der vermeintlichen Nachteile der „Contra-Punkte“, ist und bleibt die LTS-Version das Maß der Dinge für die große Mehrheit aller Nutzer. Sie sollte auf keinem Rechner fehlen und das Haupt- und Produktivsystem sein. Man erkennt ganz deutlich die Handschrift Canonicals, die über die Jahre der Entwicklung Ubuntus die LTS-Versionen immer weiter in den Fokus rücken. Dies gilt erst recht seit der Einführung der LTS Enablement Stacks und des kürzeren Supports der STS-Versionen.

tl;dr

Wie man es auch dreht und wendet: Eine LTS-Version ermöglicht für nahezu alle Anwender fünf Jahre sehr komfortables, stabiles, pflegeleichtes Arbeiten – man hält es damit wie Sir Alf Ramsey: Never change a winning team!

Über den Autor

UbuntuFlo ist seit sechs Jahren im ubuntuusers-Team, wo er im Ikhayateam und als Supporter tätig ist. Er schwört auf LTS-Versionen und setzt diese sowohl privat als auch beruflich ein. Um es nicht zu langweilig und stabil werden zu lassen, testet er „von Berufs wegen“ die jeweils aktuelle Entwicklungsversion.