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Hoch hinaus? Canonical startet Mir

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Canonical wird einen einheitlichen Display-Server entwickeln – unabhängig von X oder Wayland. Dies wurde kurz vor dem Ubuntu Developer Summit bekanntgegeben.

Status Quo

Eine neue Desktopumgebung hat Ubuntu mit Unity bereits, nun folgt der eigene Display-Server. Obwohl Mark Shuttleworth vor etwas mehr als zwei Jahren quasi eine Zusage abgegeben hatte, Unity in Zukunft auf Wayland aufzubauen, sieht der nun eingeschlagene Weg etwas anders aus. Recht überraschend wurde gestern die Entwicklung von „Mir“ bekannt gegeben.

Tätig werden – in welche Richtung auch immer – musste man, weil der Compiz-Entwickler Sam Spilsbury im Januar bekannt gegeben hatte, keine Portierung des Compositing-Managers für den Display-Server Wayland zu planen.

Die Gründe werden mit der fehlenden Integration in das System nach dem Startvorgang und dem komplexen Eingabemodell von X angegeben. Wayland jedoch stelle auch keine Lösung dar, da sich die Anforderungen der Ubuntu-Entwickler nicht vollständig mit den Merkmalen von Wayland decken.

Warum

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Schema von Mir

Laut MirSpec soll der Display-Server sehr leichtgewichtig werden – durch möglichst wenige Zusatzfunktionen soll die Leistungsfähigkeit hoch gehalten werden. Zusätzlich sollen Berechnungen mit möglichst wenig CPU-Zyklen bei minimalem Speicherverbrauch und minimaler Leistungsaufnahme abgeschlossen werden. Das soll den Einsatz auch auf Tablets und Smartphones ermöglichen.

Auch soll durch Kapselung der Zugriff Unbefugter auf privilegierte Bereiche verhindert und so die Sicherheit erhöht werden.

Mir soll mit Toolkits wie Qt/QML, GTK3 oder XUL ohne Aufwand laufen und einen eigenen Grafikstack mitbringen, der auch mit herkömmlichen Treibern funktioniert.

Hintergrund

Die letzte große Eigenentwicklung, die ebenfalls nicht unkritisiert blieb, war die eigene Benutzeroberfläche, benannt Unity nach dem ersten Verbindungsknoten der Internationalen Raumstation , der die russischen mit den amerikanischen Komponenten der ISS verbindet.

Shuttleworth kennt dieses Modul auch auswendig, da er 2002 einige Tage Gast auf der ISS war. Die ehemalige russische Raumstation Mir hat er jedoch verpasst, sie verglühte etwa ein Jahr vor seinem Raumflug über dem Pazifik.

Kritik

Es bleibt abzuwarten, ob dem neuen Displayserver ein ähnliches Schicksal erspart bleibt – Ubuntus Ambitionen bleiben nicht ohne Kritik. Denn schließlich hatte Canonicals Ankündigung der Wayland-Unterstützung dazu geführt, dass viele Projekte und Firmen mit Integration, Test und Portierung von und zu Wayland begannen. Die Ankündigung von „Mir“ kommt also einer 180-Grad-Wende gleich.

Die Webseite Phoronix hat zwei ausführliche Artikel, in denen die Kritiken zusammengefasst werden. A Note To Canonical: "Don't Piss On Wayland" 🇬🇧 sowie Upstream X/Wayland Developers Bash Canonical, Mir 🇬🇧 .

Zukunft

Der neue Display-Server „Mir“ soll auf den Ubuntu-Telefonen ab Mai den jetzigen Compositing-Manager ersetzen. Mit Ubuntu 13.10 soll Mir das erste Mal auf Desktops zum Einsatz kommen und ab Anfang 2014 (also mit Ubuntu 14.04 LTS) auf allen Plattformen – auch Ubuntu Touch, der Ubuntuversion für Telefone und Tablets sowie Fernsehern – zur Verfügung stehen.