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Was lange währt, wird endlich gut!? GNOME 3 ist da!

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Die zuerst geplante Veröffentlichung vom GNOME 3 im September 2010 konnte nicht gehalten werden. Nun ist GNOME 3, nach etlichen Überarbeitungen, fertig.

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GNOME 3 Logo

Soeben ist der Counter auf Gnome3.org abgelaufen – die dritte Version von GNOME hat das Licht der Welt erblickt. Nachdem die Kritik über fehlende Innovationen und Visionen des Desktop immer lauter wurden, wurden die Planungen rund um GNOME 3 erstmals auf der GUADEC 2008 in Istanbul vorgestellt.

Seitdem ist viel Zeit vergangen und so manche kritische Anmerkung bezüglich des Paradigmenwechsels der GNOME Shell wurde abermals verlautbart. Dieser Artikel wird auf ein paar der Grundlagen eingehen und versuchen, ein paar Missverständnisse zu beseitigen.

Neuigkeiten

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Gnome Shell-Screenshot

Die sogenannte „GNOME Shell“ ersetzt an vielen Stellen die Funktionalität des bisherigen GNOME Panels. Dazu gehört u.a. ein „Dash“ genanntes Dock, welches zum Umschalten zwischen geöffneten sowie zum Öffnen von neuen Programmen dient. Geöffnete Programme werden, zur besseren Unterscheidung, mit einem hellen Schatten unterlegt.

Zum Darstellen von Fenstern wird Mutter eingesetzt. Mutter ist die Kurzform von „Metacity Clutter“. Es basiert auf den Fenstermanager Metacity, der in GNOME 2 zum Einsatz kam, und benutzt die Bibliothek Clutter. Zusammen sorgen sie für grafische Effekte und Hardwarebeschleunigung. Diese Effekte spielen bei der Shell eine große Rolle, so wird z.B. die Exposé-Ansicht benutzt, um zwischen den verschiedenen Aktivitäten umzuschalten. Voraussetzung hierfür ist eine Grafikkarte mit 3D-Unterstützung. Ist diese nicht vorhanden, so wird weiterhin automatisch das aus GNOME 2 bekannte GNOME Panel verwendet.

GNOME 3 bricht mit vielen althergebrachten Konventionen aus dem Desktopbereich, beispielsweise mit den sonst überall üblichen Panels. Eine weitere Änderungen ist das neue Konzept der Aktivitäten. Dabei soll sich der Desktop nach den Anforderungen und typischen Arbeitsweisen des Benutzers richten. Eine Aktivität beschreibt ein bestimmtes Aufgabengebiet, z. B. Programmierung. Diese würde dann einen Editor, einen Debugger und eine Shell beinhalten. Möchte man nun also etwas programmieren, so startet man die entsprechende Aktivität und hat sofort alle benötigten Werkzeuge zur Hand.

  • Eine globale Suche wurde direkt in den Desktop integriert. Damit soll es leichter gemacht werden, nach installierten bzw. geöffneten Programmen, sowie nach Dateien zu suchen. Dabei soll das Framework Zeitgeist Ereignisse protokollieren, beispielsweise den Empfang einer E-Mail und andere Tätigkeiten, wie das Anhören eines bestimmten Musikstücks. Daraus sollen dann bei der Suche Rückschlüsse auf die gesuchten Dateien gezogen werden. Noch ist Zeitgeist nicht implementiert. Des Weiteren gibt es Bestrebungen, Zeitgeist in das Framework Nepomuk, das in KDE genutzt wird, zu integrieren.

  • Fenster werden nun automatisch maximiert, wenn sie an den oberen Bildschirmrand gezogen werden. Werden sie an einen seitlichen Bildschirmrand gezogen, so werden sie wie bei Windows 7 auf die Hälfte des Bildschirms maximiert.

  • Am unteren Rand gibt es nun eine Benachrichtigungsleiste. Diese zeigt aktuelle, als auch frühere Benachrichtigungen des Systems an. Auf Chatnachrichten kann direkt in dieser Leiste geantwortet werden, ohne die dafür zuständige Anwendung zu öffnen.

  • Für einige Streitigkeiten hat die Entscheidung gesorgt, die Buttons der Fensterdekoration bis auf eine Schließen-Schaltfläche zu verbergen. Damit bleibt auf der Fensterleiste nun weder eine Schaltfläche zum Minimieren, noch eine zum Wiederherstellen von Fenstern. Zum Maximieren bleibt nun nur noch die Möglichkeit, das Fenster an den oberen Bildschirmrand zu ziehen. Das Minimieren von Fenstern ist nach dem Konzept von GNOME 3 nicht mehr vorgesehen. Das Wechseln von Fenstern geschieht einfach über das Dashboard.

Anwendungen

Viele zu GNOME gehörenden Anwendungen wurden daneben auch geändert:

  • Der Dateimanager Nautilus hat ein grundlegend neues Design bekommen. Dazu gehören zum Beispiel eine neue Status-, Seiten- und Symbolleiste, sowie eine leichtere Möglichkeit, sich mit einen Server zu verbinden.

  • Der Webcam-Software Cheese wurde ein vollständig neues Benutzerinterface spendiert. Außerdem bekam die Anwendung diverse neue Effekte. Es ist nun auch möglich, sich diese bereits live anzusehen.

  • Auch für den Webbrowser Epiphany wurde ein neues Interface entwickelt – so präsentiert sich der Download-Manager nun nicht mehr so aufdringlich und ohne aufpoppende Fenster. Weiterhin entwickelte man unter anderem eine schwebende Statusbar und die Möglichkeit, Tabs nach Seiten zu gruppieren. Einen Nachteil bringt die Umstellung auf GTK+ 3 jedoch: In Epiphany ist es zur Zeit nicht möglich, Flash-Videos abzuspielen.

  • Das PDF-Programm Evince unterstützt nun das XPS-Format und Lesezeichen. Zudem wurde die Dokumentation überarbeitet.

  • Der Medienplayer Totem kann Video- und Audiostreams nun abspeichern.

Daneben gab es natürlich auch noch Änderungen rein visueller Natur. So präsentiert sich GNOME nun in einem komplett neuen Look. Für diesen wurden das GTK-Theme, das Icon-Set, die Schriftart und die Hintergrundbilder geändert.

Wer nach dem Lesen all dieser neuen Funktionen nun GNOME 3 in der nächsten Ubuntu-Version erwartet, wird enttäuscht werden, da zumindest für Ubuntu-Version 11.04 angekündigt ist, auf Unity statt auf GNOME 3 zu setzen.

Kritik

Oftmals wird die tiefe Integration von Mutter als Fenstermanager als problematisch angesehen, da es so unmöglich wird, einen anderen Fenstermanager einzusetzen. Dieser Umstand konnte auch durch Gespräche (siehe GNOME Shell) zwischen den GNOME- und Compiz-Entwicklern bisher nicht ausgeräumt werden.

Durch das neuartige, von den Entwicklern als innovativ angepriesene Bedienkonzept, kann es für Umsteiger schwierig sein, sich an die neue Desktopumgebung zu gewöhnen.

Bei allen Änderungen und Funktionen, die noch nicht ganz rund laufen, sollte man bedenken, dass seinerzeit auch die Veröffentlichung von KDE 4.0, obwohl sie als Entwicklerversion gekennzeichnet wurde, von vielen als verfrüht angesehen wurde. Freie Software lebt von den Rückmeldungen der Community, daher sind manchmal auch Veröffentlichungen nötig, bei denen die Benutzer sich fragen, worin für sie der Vorteil besteht.

Dabei handeln die Entwickler nur getreu dem Motto: „Release early, release often“ („veröffentliche früh, veröffentliche oft“). Nur durch kurze Releasezyklen und die daraus resultierende regelmäßige Resonanz der Benutzer, kann die Software stetig verbessert werden und auf die Wünsche der Community eingegangen werden. Dabei ist es vorteilhaft, wie im Falle von KDE 4.0 und GNOME 3, damit möglichst früh im Entwicklungsprozess zu beginnen.

In dieses Boot kann man auch Unity holen: Es wird in Natty Narwhal einen ersten ernsthaften Versuch geben, die neue Desktopumgebung zu etablieren und zu testen. Daher, so sagt auch Mark Shuttleworth, wird Unity erst mit Oneiric Ocelot (11.10) die volle Leistungsfähigkeit erreichen können und ausreichend stabil werden. Dies hängt nicht zuletzt an dem „Fallback“ auf GNOME 2, wenn die 3D-Fähigkeiten der Grafikkarte als nicht ausreichend angesehen wird. Erst mit Ubuntu 11.10 wird das noch in Entwicklung befindliche Unity 2D als Fallback-Lösung standardmäßig angeboten.

Ausführlich wird GNOME 3, in Wort und Bild, bei derStandard.at vorgestellt.

Quelle: live.gnome.org