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10 Jahre deutsche Wikipedia

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Am 15. Januar 2001 war unter wikipedia.com die bisherigen Artikel der Nupedia abrufbar; die Wikipedia war geboren. Nur zwei Monate später folgte die deutsche Version des Internetlexikons. Ende des Jahres war die Wikipedia bereits in 18 Sprachen vertreten. Nach 10 Jahren nun ist sie mit über 260 Sprachen im Internet gar nicht mehr weg zu denken.

Geschichte

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Das Wikipedialogo

Im März 2000 gründeten Jimmy Wales und Larry Sanger die englischsprachige Internet-Enzyklopädie Nupedia. Durch den hohen bürokratischen Aufwand bedingt – ein jeder eingereichte Artikel musste sieben Überprüfungen überstehen, die Autoren nötiges Fachwissen besitzen und angemeldet sein – wurde Nupedia 2003 mit nur 24 fertigen Artikeln eingestellt.

Um es den einfachen Nutzer leichter zumachen sich zu beteiligen, kamen Wales und Sanger zur Wiki-Software (Wiki, hawaiianisch für „schnell“). Damit sich Artikel aus Nupedia und dem Wiki nicht vermischten, registrierte Jimmy Wales am 12. Januar 2001 die Domain wikipedia.com. Ab dem 15. Januar 2001 konnten die Inhalte des Nupedia Wikis unter der Adresse wikipedia.com abgerufen werden – die Geburtsstunde Wikipedias. 2002 wechselte wikipedia.com, auch um Befürchtungen wegen Werbeeinblendungen entgegen zutreten, zur Top-Level-Domain .org, die bereits am 13. Januar 2001 registriert wurde.

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Deutsche Wikipedia
HomePage 2001

Am 16. März 2001 kündigte 🇬🇧 Jimmy Wales an, weitere Wikipedia in anderen Sprachen einrichten zu wollen. Gleichzeitig wurde neben der französischen und katalanischen Wikipedia auch die deutsche unter den Domains deutsche.wikipedia.com und german.wikipedia.com freigeschaltet. Zunächst nutzten die deutschen Nupedia-Übersetzter die Plattform für ihre Arbeit. Der erste Artikel in der deutschen Wikipedia, über „Die Polymerase-Kettenreaktion“, erschien am 13. Mai 2001. Der 100.000te Artikel (Kiebitz (Art) und Opel Laubfrosch) erschien Juni 2004, der 500.000te (Janina Korowicka) im November 2006. Bis zum Eine-Millonsten-Artikel dauerte es dann über drei Jahre – der Artikel über Ernie Wasson erschien am 27. Dezember 2009. Am 09. März 2011, kurz vor ihrem 10-jährigen Bestehen, wurde der 1.200.000 Artikel (Leander Anguissola) veröffentlicht. Die deutsche Wikipedia ist die zweitgrößte hinter der englischen Ausgabe, die über 3,5 Millionen Artikel vorzuweisen hat. wikipedia.org gehört zu den zehn meist besuchten Internetseiten der Welt. Im Januar 2011 belegte die Domain weltweit den 8. Platz 🇬🇧 – in Deutschland den 6. Platz 🇬🇧 .

Wikimedia

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Wikimedia Deutschland

Am 20. Juni 2003 gab Jimmy Wales die Gründung der „Wikimedia Foundation Inc.“ (kurz WMF) bekannt und übergab ihr alle Namensrechte und auch die vorhandenen Server. Die WMF ist eine nichtstaatliche Non-Profit-Organisation und eine Stiftung nach dem Recht Floridas (USA), mit Sitz in San Francisco (Kalifornien). Neben der Foundation gibt es noch nationale Organisationen – Chapter genannt. In Deutschland wurde am 13. Juni 2004 in Berlin der Verein „Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e. V.“ gegründet.

Die Wikimedia unterhält die für den Betrieb von Wikipedia und weitere Projekte wie OpenStreetMap nötigen Server. Dafür stehen, in Tampa (Florida, USA) und Amsterdam (Niederlande) insgesamt 446 Server zu Verfügung, die 2008 auf Ubuntu 8.04 LTS Server Edition umgestellt wurden.

Finanziert werden die Server und die Projekte der WMF ausschließlich durch Spenden. Dazu wird immer im November eines Jahres eine Spendenkampagne gestartet in der der Wikipedia Gründer Jimmy Wales zu Spenden aufruft. So kamen 🇬🇧 in der Kampagne 2010 weltweit 16 Millionen US-Dollar (ca. 12 Millionen Euro) zusammen. Von über 68.700 Einzelspendern erhielt die „Wikimedia Deutschland“ über 2 Millionen Euro an Spendengeldern. Hiervon geht die Hälfte an die „Wikimedia Foundation“.

Licht und Schatten

Relevanz

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Relevanzdiskussion

Dass die deutsche Wikipedia „nur“ wenig mehr als 1,2 Millionen Artikel aufweist, liegt zum größten Teil an den undurchschaubaren Relevanzregeln, die knapp 30 DIN A4 Seiten lang sind. Dadurch werden neue Autoren von der Mitarbeit abgehalten, auch weil von ihnen erstellte Artikel oft – ohne, dass eine Chance besteht, sie zu bearbeiten – ohne Diskussion gelöscht werden. Selbst der eine Millionste Artikel, über Ernie Wasson fiel fast den Relevanzkriterien zum Opfer.

Durch das Löschen des Artikels über „MissbrauchsOpfer Gegen InternetSperren (MOGIS)“ und der daraus resultierenden Berichterstattung in bekannten Onlineportalen und Blogs (heise online, netzeitung.de, Computerwoche, Aggregat7, WeltOnline (2. Artikel) und weiteren), wurden die restriktiven Relevanzkriterien erst richtig bekannt. Auch die Open-Source-Gemeinschaft wurde durch die Löschung der Veranstaltungen Brandenburger Linux-Infotag, OpenRheinRuhr und FrOSCon ein Opfer der Relevanzkriterien.

Klagen

Wikipedia oder besser der Verein, der dahinter steht (Wikimedia Deutschland) wurden schon desöfteren in Rechtsstreitigkeiten (Klagen, Abmahnungen) hineingezogen.

Der 2006 geführte Prozess um die Veröffentlichung des Realnamens des verstorbenen Hackers Tron, war der erste öffentliche Prozess, indem es über Inhalte von Wikipedia ging. Die Eltern des Hackers wollten so verhindern, dass der Realname ihres Sohnes in die Öffentlichkeit kommt. Nachdem das Amtsgericht Charlottenburg (Berlin) eine gestellte einstweilige Verfügung wieder aufhob, bestätigte das Landgericht Berlin letztendlich das Urteil des Amtsgerichtes.

Ähnlich gelagert war der Fall des Komikers Atze Schröder. Auch er wollte durch einer Klage beim Landgericht Hamburg erreichen, dass sein Realname nicht in einem Wikipediaartikel über seiner Person erscheint. Kurz vor Prozessbeginn zog er die Klage zurück, beantragte aber gleichzeitig, dass der damalige erste Vorsitzende der Wikimedia Deutschland, Arne Klempert, die Kosten des Verfahrens tragen solle. Dies lehnte das Gericht allerdings aber ab.

Für das meiste Aufsehen hat aber wohl die einstweilige Verfügung des der Partei Die Linke angehörenden Politikers Lutz Heilmann gesorgt. Durch die Anordnung wurde Wikimedia Deutschland untersagt von ihren Portal wikipedia.de auf die Wikipedia Foundation und damit auf de.wikipedia.org weiter zu leiten. Nach vielfältigem Druck der Öffentlichkeit, nicht zuletzt aus seiner eigenen Partei, zog Heilmann die Einstweilige Verfügung wieder zurück, mit der Begründung, dass die falschen, ehrabschneidenden und deshalb das Persönlichkeitsrecht verletzenden Inhalte weitgehend aus dem entsprechenden Artikel entfernt wurden.

Das Landgericht Köln wies eine Klage der Verlagsgruppe Frankfurt gegen Wikimedia Deutschland ab, mit der Begründung, dass Wikimedia Deutschland nicht für den Inhalt der Wikipedia verantwortlich sei. In einem zweiten Prozess wurde das Urteil vom Oberlandesgericht Köln bestätigt.

Auszeichnungen

Im Laufe des 10-jährigen Bestehens wurden der Wikipedia einige Auszeichnungen und Preise überreicht.

Wissenschaftliche Arbeiten über Wikipedia

Über Wikipedia und Wikimedia wurden auch verschiedene Diplom–, Seminar– und Magisterarbeiten geschrieben.

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Zahlenspielereien

Wikipedia lebt, wie auch das ubunntuusers-Wiki, vom Mitmachen – durch die Nutzer. Anders als beim Ubuntuusers-Wiki, braucht man bei Wikipedia nicht angemeldet sein, um einen Artikel zu erstellen oder zu bearbeiten. Bei nicht angemeldeten Nutzern wird zum Schutz vor Missbrauch die IP-Adresse gespeichert.

Einige Zahlen: (Stand 13. März 2011)
Wer/Was Anzahl Links/Hinweise
Registrierte Nutzer 1 187 433
Aktive Nutzer 25 855 aktiv sind Nutzer mit einer Bearbeitung in den letzten 30 Tagen
Aktivster Nutzer 411 033 bearbeitete Artikel Aka
Administratoren 292
Artikel 1 201 489
Seiten 3 394 943
Längster Artikel 668 907 Bytes Handball-Weltmeisterschaft_2011/Kader
Kürzester Artikel 41 Bytes Brezovica pri Ljubljani
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Ubuntu seit dem 04. Mai 2008
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Wenn man alle Wikipedia–Artikel (Stand März 2011) als Buch binden würde, würde das 609 Bände ergeben – bei der Annahme, dass ein Band 500 Seiten hat, 25 cm hoch und 5 cm dick ist, 8 000 000 Zeichen bzw. 1 000 000 Wörtern oder 1972 Artikel enthält.

Quellen: Wikipedia, Wikimedia Deutschland e.V., BR-online