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Einführung in Launchpad: Übersetzen

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Launchpad – ein Tool das oft in der Linux- und vor allem Ubuntuwelt erwähnt wird. Allerdings gestaltet sich der Einstieg für Anfänger oft schwierig. Deswegen wollen wir mit einer losen Artikelreihe versuchen, Klarheit zu verschaffen.

Beginnen wollen wir mit der Übersetzung. Dieses leider oft vernachlässigte Instrument ermöglicht es den Anwendern in und um Deutschland überhaupt erst, ein eingedeutschtes Ubuntu benutzen zu können. Ohne die unzähligen Helfer, die tagein-tagaus die englischen Dialoge übersetzen, wäre Ubuntu, aber auch viele, viele andere Projekte, nicht dort, wo sie heute sind.

Anhand eines Beispieles soll dieser Artikel erklären, wie sowohl Fortgeschrittene als auch Anfänger schnell und einfach mit etwas Zeit ihrem Lieblingsprojekt unter die Arme greifen können. Das „Ubuntu Manual Project“, der Versuch ein mehrsprachiges Handbuch für Ubuntu Einsteiger zu schaffen, soll als Beispiel für eine Übersetzung dienen. Diese Anleitung kann dann für alle anderen Übersetzungsprojekte genutzt werden.

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Die Startseite von Launchpad
– dort geht es auch zur Registrierung

Wie bereits berichtet, ist für Ubuntu ab „Lucid Lynx“ ein Projekt ins Leben gerufen worden, welches ein von der Community geschriebenes, leicht verständliches Handbuch schaffen möchte. Allerdings geschieht dies auf Englisch, weshalb es natürlich vor allem für Einsteiger und Nutzer mit geringen Englischkenntnissen hilfreich wäre, wenn es auch auf anderen Sprachen wie z.B. Deutsch existierte. Und genau dafür ist Launchpad 🇬🇧 da: Dass die Community nicht nur (in diesem Fall) am Handbuch selbst schreiben, sondern es auch übersetzen kann.

Voraussetzungen

Was braucht man eigentlich um ebenfalls Teile des Handbuches übersetzen zu können? Englischkenntnisse sind nötig. Dazu braucht man nur noch etwas Zeit und ein Launchpad-Konto (Hinweis: Die Benutzeroberfläche von Launchpad existiert nur auf Englisch).

Erste Schritte

Auf https://launchpad.net klickt man auf „Register“ (oder „Log In“, falls man schon eine Benutzerkonto sein Eigen nennt) und folgt den dortigen Anweisungen.

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Die Übersichtsseite eines Projektes

Jetzt kann es eigentlich schon beginnen. Natürlich sollte man bereits wissen, für welches Projekt man Übersetzungen beisteuern möchte. In diesem Fall soll, wie erwähnt, bei der Übersetzung des Handbuches geholfen werden, weshalb wir den Projektnamen in das Suchfeld eingeben und mit Enter bestätigen: „Ubuntu Manual“ – über die Liste mit den Suchergebnissen gelangen wir zu dessen Projektseite 🇬🇧 .

Auf der Projektseite gibt es vor allem drei für uns wichtige Punkte:

  1. Der Link zur Übersetzungsseite

  2. Der Downloadlink, welcher nützlich ist, um erst einmal den aktuellen Stand des Projektes zu erfahren und später eventuell bei Kontextfragen nachschlagen zu können

  3. Die Projektbeschreibung welche wichtig ist, um einen Überblick über das Projekt zu bekommen und herauszufinden, was die Ziele sind und was es eventuell zu beachten gibt. Wenn man mit den Punkten 2 und 3 durch ist, kann man auf den Link Translation (Nr. 1) klicken – es geht ans Übersetzen. Doch Vorsicht: Man sollte nicht einfach drauf los übersetzen, denn es gibt einige Dinge, die man beachten sollte, weshalb man diese Anleitung zu Ende lesen sollte.

Hintergrundinformationen

Das Werkzeug, mit dessen Hilfe die Übersetzungen in Launchpad stattfinden, heißt Rosetta. Es ist in den Projekten über den Reiter Translations erreichbar. Auf der Einstiegsseite von Rosetta bekommt man eine Übersicht über den aktuellen Stand der Übersetzungsarbeiten des ausgewählten Projekts in der präferierten Sprache, die in den Nutzereinstellungen getätigt werden können. Wenn man dort keine Sprache ausgewählt hat, werden einem alle zur Verfügung stehenden Sprachen angeboten.

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Die Übersetzungsseite eines Projektes

Bevor man nun übersetzt, ist ein Blick in die Übersetzungsrichtlinien angebracht. Diese gibt es für alle Sprachen und werden von den Lokalisierungsteams (als Beispiel sei an dieser Stelle das deutsche genannt: ubuntu-l10n-de) erarbeitet. Hier werden wichtige Hinweise, die bei der Übersetzung zu beachten sind aufgeführt. Zum Beispiel findet man dort ein Wörterbuch, welches die wichtigsten Übersetzungen zu vereinheitlichen versucht. Auf der Seite befinden sich auch noch weiterführende Links, die mehr Informationen zu dem Thema beinhalten.

Die Projekte in Launchpad bieten unterschiedliche Möglichkeiten, wie sich Menschen an der Übersetzung beteiligen können. Es gibt Projekte bei denen die Übersetzungen reglementiert sind und nur für eine Gruppe von Nutzern freigegeben sind. Es gibt aber auch Projekte bei denen jeder Übersetzungen vorschlagen, gegenlesen und einpflegen kann. Die am häufigsten anzutreffende Möglichkeit ist die, dass jeder Übersetzungsvorschläge machen kann, aber nur Mitglieder einer Gruppe (meist einer Lokalisierungsgruppe) diese gegenlesen und ins Projekt einpflegen kann. Diese Art der Berechtigung wird in Launchpad als „Structured“ bezeichnet.

Bevor man in einem Projekt übersetzt, sollte man sich auch mit der Vorgehensweise des entsprechenden Übersetzerteams vertraut machen. Launchpad Translations bietet hier bei jeder Übersetzung einen Link zu den entsprechenden „Guidelines“. Hier gibt es definierte Vorgehensweisen, wie die Abstimmung zwischen Übersetzer und Korrekturleser erfolgt. Dies kann über eine Kommunikation über Mailinglisten oder durch spezielle Aufgabenlisten in einem Wiki erfolgen. Das kann jedoch von Team zu Team unterschiedlich gehandhabt werden.

Abhängig vom Vorgehen des Übersetzerteams erfolgt meistens auch eine Planung, wer an welchen Übersetzungen arbeitet. Größere Übersetzungen werden dabei auch unter mehreren Übersetzern aufgeteilt. Bevor man also konkrete Übersetzungen vornimmt, sollte man sich man sich informieren, ob nicht schon andere an dieser Übersetzung arbeiten und wo man sich am effektivsten einbringen kann.

Hat man seine Übersetzungen in Launchpad vorgenommen, sind die entsprechenden Abstimmungen vorzunehmen, damit der Korrekturleser aktiv und die Übersetzungen übernommen werden können. Dies kann etwa so erfolgen, dass man den Status in einer Aufgabenliste ändert oder aber den Korrekturleser per Mail bzw. Mailingliste informiert.

Übersetzen

Unser Projekt in diesem Beispiel nutzt genau diese Möglichkeit. Gleich auf der Startseite ist zu sehen, wie viel des Projektes schon übersetzt worden ist (grüner Balken) und wie viel noch zu übersetzen ist (roter Balken). Wenn man nun durch einen Klick die Sprache auswählt, kommt man zu einer Übersicht von unterschiedlichen „Übersetzungstemplates“, vorausgesetzt, es wurden mehrere Übersetzungstemplates zu diesem Projekt hochgeladen.

Anhand der Namen kann man meist schon erkennen, wohin man gehen möchte. Hier werden nun die „Übersetzungsstrings“ aufgelistet. Sinnvoll ist hier, die Ansicht so einzuschränken, dass nur die Items angezeigt werden, die noch zu übersetzen sind. Dies kann man in dem Formular über den Übersetzungen angeben.

Die Übersetzungen können in Lauchpad einfach in Formularen getätigt werden und am Ende der Seite mit einem Klick auf „Save“ bestätigt werden. Übersetzungen können neben dem eigentlichen Text weitere technische Angaben oder Metainformationen sein. In Dokumentationen können dies etwa HTML-Tags oder LaTeX-Anweisungen sein, die zur Formatierung des Textes dienen. Bei der Übersetzung von Benutzeroberflächen trifft man manchmal auf Programmiersprachen-spezifische Platzhalter für Variablen wie %s oder ${RELEASE}. Übersetzt man solche Zeichenketten, dürfen diese Elemente in den Übersetzungen nicht verloren gehen. Die Position innerhalb eines Satzes zu verändern kann durchaus manchmal sinnvoll sein.

Ein Beispiel:

\marginnote{Ubuntu will run on computers with lower specifications than these, but you will need to use the \textbf{alternate CD} to install Ubuntu.}

Hier wäre die beste Übersetzung ungefähr:

\marginnote{Ubuntu wird auch auf Computern mit geringerer Leistung laufen, dann aber wird die \textbf{Alternate CD} zur Installation benötigt.}

Das heißt, in solchen Fällen mit im Text vorkommenden Schrägstrichen wird nur der Inhalt zwischen den geschweiften Klammern übersetzt. Den Rest, der unmittelbar hinter den Schrägstrichen steht, kann man sich als Befehl für das Programm vorstellen, welches diesen Übersetzungsstring beinhaltet (z.B. können darin Formatierungen wie fett, kursiv oder unterstrichen festgelegt werden, aber auch Variablen, deren Inhalt variieren kann und dann in den Text eingesetzt wird.


Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit von toddy und katze_sonne.
Vielen Dank an Jochen Skulj für die Mithilfe!