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Interview mit Sascha dem Gründer von ubuntuusers.de

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Zum heutigen fünfjährigen Bestehen von ubuntuusers.de stellte sich Sascha den Fragen des Ikhaya-Teams und schaut auf fünf Jahre erfolgreicher Arbeit zurück.

Lustig im Sinne von „Das konnte damals ja keiner ahnen!“ ist in diesem Zusammenhang sein Eintrag in der Mailingliste vom 14. Oktober in dem er den Start von ubuntuusers.de ankündigt:

Hallo, ich habe für den Fall das später Interesse an einer entsprechenden Seite besteht inzwischen die Domain ubuntuusers.de registriert. Wen jemand Vorschläge oder Ideen hat immer her damit ☺ Ich dachte an ein deutsches Ubuntu-Wiki und ein deutsches Forum. (...)

Eineinhalb Tage später, am Abend des 15. Oktobers, der nächste Eintrag auf der Liste:

So ich habe mal ein phpbb auf die Domain geworfen. Ist die Basisversion mit einen deutschen Sprachpaket nicht mehr. Muß mich erst einmal damit einarbeiten und bin für Hilfe, Tipps und konstruktive Kritik immer offen.

Das also war er – der Startschuss für ubuntuusers.de und alles Nachfolgende wie Forum, Wiki, Ikhaya und schlussendlich Inyoka. Die beiden Einträge auf der Mailingliste zeigen eindrucksvoll, dass Sascha damals nicht einmal annähernd ahnen konnte, welche Lawine er ins Rollen gebracht hat: Über 100.000 Mitglieder, weit über zwei Million Threads im Forum, über 4.300 Wiki-Artikel sowie eine eigens für diese Zwecke programmierte Software namens Inyoka.

Sascha, seines Zeichens Gründer von ubuntuusers.de und damit erstes Mitglied, kramte für die Fragen des Ikhaya-Teams rund um „sein Baby“ in fünf Jahre alten Erinnerungen. Genauer gesagt ging es zurück in den Oktober des Jahres 2004. Sascha ist 33 Jahre alt und war lange Jahre im ubuntuusers-Team.

Sascha, wie hast Du damals – fünf Jahre ist es nun her – von Ubuntu erfahren?

Das war noch ein Stück vor dem Release von Ubuntu 04.10 Warty Warthog. Damals gab es auf einer Newsseite (ich glaube es war auf Pro-Linux) eine kurze Meldung darüber. Da ich damals Debian nutzte, fand ich die Idee einer benutzerfreundlichen Debian-Variante klasse, habe es mir gleich besorgt und auf einem Rechner installiert. Freilich bin ich dann auch gleich auf den entsprechenden Mailinglisten gelandet.

Wie kamst Du zu Linux? Was war Dein Linux-Werdegang?

Dafür muss ich ein wenig weiter ausholen: Meinen ersten Kontakt mit Linux hatte ich 1995 mit Redhat. Ich hatte damals irgendwo etwas über Linux gelesen und wollte es ausprobieren. Leider bin ich dann damit so ziemlich gescheitert. Zu groß war der Unterschied zwischen Linux und DOS/Windows.
Mein nächster Versuch mit Linux fand mit Lehmanns Halloween Linux Distribution, die auf Redhat basierte, statt. Damals war hier Linux und Windows parallel installiert. Linux war im Vergleich zu heute noch äußerst primitiv. Schließlich kam ich nach einem Schlenker über Mandrake wieder zu Redhat zurück und landete schließlich im Spätjahr 2000 bei Debian, damals mit der Version 2.2 Potato.
2004 hörte ich schließlich von Ubuntu und war gleich Feuer und Flamme, hatte das System schon ein Stück vor dem ersten Release hier installiert und konnte damit arbeiten. Klar habe ich dazwischen zahlreiche andere Distributionen angeschaut und auch über den Tellerrand (Richtung BSD, Apple und Windows) geschaut. Aber seit meiner Debianzeit läuft auf meinen Arbeitsrechnern nur noch Linux.

Wie und wann kam Dir die Idee zu einem Ubuntu-Forum?

Die Idee kam im Rahmen der Entwicklung von Ubuntu 4.10. Wir hatten damals die deutschsprachige Mailinglisten, und ich dachte mir das diese zwar eine sehr gute Idee der Kommunikation wären, aber nicht unbedingt für den unerfahrenen Nutzer der ja mit Ubuntu angepeilt wurde. Für diesen hielt ich ein Forum für den besseren Weg.
Damals war es dann kein großer Schritt mehr die Domain ubuntuusers.de zu registrieren und ein phpBB-Forum darauf zu betreiben. Angekündigt habe ich das damals ganz schlicht und unprofessionell auf der deutschsprachigen Mailingliste. Ein Grund, dass ich dieses Forum so früh eröffnet habe, ist auch, dass das offizielle deutsche Community Forum nicht unter ubuntu-de.org liegt. ubuntuusers.de hatte da einfach die Gunst der frühen Geburt.

Was für technische Möglichkeiten hattest Du damals?

Von Seiten des Forums bzw. Servers? Das Forum lief zuerst auf einen normalen Webspace, sprengte aber sehr schnell dessen Grenzen. So entschloss ich mich einen Rootserver anzumieten. Das ging auch eine Weile lang gut, doch dann wurden wir von dem Ansturm überrascht und zugegeben auch überrannt. Nach und nach entwickelte sich ubuntuusers.de dann zu dem was es Heute ist. Ich habe damals nur den Startschuss gegeben und das Projekt einige Zeit begleitet. Heute steht es Dank der Hilfe von vielen tollen Menschen besser da als je zuvor.

Bei welchem Provider hast Du die Domain und den Space reserviert?

Da muss ich jetzt wirklich passen. Wenn mich nicht alles täuscht war das damals noch bei 1&1, aber ich bin mir nicht mehr sicher. Leider haben wir die Historie von ubuntuusers.de nie aufgeschrieben.

Wann und wie merktest Du, dass dieses gehostete Paket nicht mehr langt? Zu viel Traffic?

Zu viel Traffic und Instabilität der Forensoftware. Das Forum war nicht mehr erreichbar, elend langsam, wir mussten es oft neu starten etc. Das war keine gangbare Lösung.

Wie kam der Kontakt mit Noris zustande?

Der Kontakt zu Noris kam wie kaum anders zu erwarten über smurfix zu Stande. Er hatte sich dem Projekt ubuntuusers.de angeschlossen und hat durch seine Kontakte und Fähigkeiten, aber auch als Mensch, Entscheidendes im Projekt bewirkt.

Welche waren die ersten „Teamer“ neben Dir?

Da muss ich passen. Das ist immerhin fast fünf Jahre her. Ich habe zwar noch einige Kontakte dahingehend, auch wenn ich mir in einigen Fällen wünschen würde, dass sie noch reger wären. Auf jeden Fall sind es hervorragende Menschen gewesen, die dem Projekt entscheidende Hilfe und Impulse gegeben haben.

Wie kamst Du auf den Namen ubuntuusers.de? Wieso zum Beispiel nicht UbuntuNutzer.de oder ubuntu.de?

Das war am damaligen mandrakeuser.de angelehnt. Ich fand die damalige Communityplattform rund um Mandrake Linux (heute Mandriva) sehr gut und anwenderfreundlich gemacht. Somit lag es nahe, für Ubuntu etwas ähnliches zu schaffen.

Wie lange hat es gedauert, um aus einer Idee ein Forum, Wiki und Portal zu gestalten?

Das ging alles halbwegs Hals über Kopf. Das Forum habe ich einige Wochen nach der Idee erstellt. Das Wiki kam später von Seiten blackbird hinzu und das Portal wurde auch von ihm und einigen anderen realisiert. Dahingehend muss ich wirklich danken, da ich mich nach wie vor eher als erfahrenen Benutzer denn als Entwickler sehe.

Mit welcher Intention hast du das Forum gegründet?

Mit der Intention, es normalen Anwendern einfacher zu machen.

Hattest du Hilfe?

Anfangs nicht, aber schnell war ein Team entstanden und man arbeitete Hand in Hand.

Hast du erwartet, dass das Forum derart beliebt wird und eines der besten Ubuntu-Wikis hervorbringt?

Nun ich war sehr überrascht, als das Forum praktisch überrannt wurde. Das Wiki bzw. dessen Anfänge wurden, wie gesagt, von blackbird beigesteuert. Erst durch die Vereinigung von Forum und Wiki wurde somit die Grundlage dafür gelegt, was ubuntuusers.de heute ist.

Was denkst du heute wenn du ubuntuusers.de siehst?

Ich sehe es mit einen lachenden und einen weinenden Auge. Das Portal hat sich prächtig entwickelt, ist zu etwas ganz Großem geworden. Ich kann jedem der daran mitgearbeitet hat nur danken! Allerdings fällt mir freilich auch auf, dass der gewisse „sense of wonder“ bzw. der Enthusiasmus, der dem Projekt anfangs angeheftet hat, weitgehend verschwunden ist und auch der ursprüngliche nicht-technische Gedanke hinter Ubuntu (siehe Ubuntu) inzwischen leider ein wenig zurück steht.

Benutzt du Ubuntu noch?

Klar, hier läuft nach wie vor Ubuntu auf allen Desktopsystemen. Auch schaue ich mir regelmäßig Derivate von Ubuntu an. Momentan habe ich gerade Lubuntu auf dem Testrechner in der Mangel, da mir der Ansatz des LXDE-Desktops sehr gut gefällt.

Was ist für dich das beste was ubuntuusers.de geschafft hat?

Das Beste ist, dass es die Menschen zusammengebracht hat und geholfen hat den Gedanken von Ubuntu zu verbreiten.

Was ist für dich der größte Fehler gewesen?

Im Nachhinein betrachtet, war es der größte Fehler nicht von Anfang an mit anderen zusammen zu arbeiten, sondern zu versuchen das Projekt/Forum allein hoch zu ziehen. Hätte man das Ganze damals richtig geplant und in einer Gruppe organisiert, wären viele Fehler der Anfangszeit vermeidbar gewesen.


Noch interessant in dem Zusammenhang ist das Interview zum einjährigen Bestehen von ubuntuusers.de.