Wie bereits zur Veröffentlichung von 2.6.30 angekündigt, ist nun die Unterstützung für USB 3.0 im Linux-Kernel verfügbar. Die Entwicklerin Sarah Sharp 🇬🇧 stellte den ersten Treiber für xHCI (Extensible Host Controller Interface) zur Verfügung, der bislang nur mit dem Prototyp eines Controllers von Fresco Logic 🇬🇧 getestet werden konnte. Auf dem Markt sind derzeit keine USB-3.0-Geräte verfügbar.
Mit CUSE (Characterdevices in UserSpace) wird der Trend, Treiber in den Berechtigungskontext des Anwenders zu verlagern, fortgesetzt. FUSE (Filesystem in UserSpace) machte hier den Anfang und ermöglicht seitdem die Erstellung von Dateisystemen durch den Anwender. CUSE, das auf Code aus FUSE zurückgreift, erlaubt hingegen die Implementierung zeichenorientierter Geräte, wie zum Beispiel serielle Schnittstellen. Eine erste Anwendung für CUSE steht mit dem OSS Proxy 🇬🇧 von Tejun Heo, ein alternative Emulation des immer noch häufig genutzten, jedoch veralteten Open Sound Systems, auch schon zur Verfügung.
Eine Verbesserung beim Arbeiten mit dem Desktop bei hoher Speicherbelastung versprechen sich die Entwickler von einer Überarbeitung der Heuristik zur Bereinigung der Speicherbereiche, die von laufenden Anwendungen belegt werden. Springt ein Programm bei der Ausführung auf einen Programmteil oder eine verlinkte Bibliothek, die von der Festplatte geladen werden muss, so verzögert dies die Ausführung erheblich. Aus diesem Grund werden solche Komponenten im Hauptspeicher vorgehalten, um den Programmablauf zu beschleunigen und die Reaktionen des Desktops flüssiger zu machen. Das Entfernen dieser Komponenten von aktiven Programmen aus dem Hauptspeicher wurde nun erschwert, die positive Auswirkung auf die Leistung des Desktops konnten die Entwickler bereits anhand von Benchmarks (siehe Ergebnisse im Commit 🇬🇧) feststellen.
Das im Kernel 2.6.29 eingeführte Kernel Mode Setting (KMS) für einen flackerfreien Systemstart konnte um die Unterstützung für ATIs Radeon-Karten erweitert werden. KMS arbeitet nun mit den etwas älteren Baureihen R1xx, R2xx, R3xx, R4xx, R5xx zusammen, Support für R6xx und R7xx soll in Kürze folgen.
Persönliche Drahtlosnetzwerke nach dem Standard IEEE 802.15.4 werden von Linux nun ebenfalls unterstützt. Vorgesehen sind diese für eine einfache Kommunikation mit niedriger Datenrate (bis 250 kBit/s) und Reichweite (bis ca. 10m) zwischen Geräten für den persönlichen Gebrauch oder in der Automatisierungstechnik.
Auch für den Anwender nicht direkt wahrnehmbare Neuerungen haben in den Kernel Eingang gefunden. So steht mit perf ein Werkzeug zur Leistungsmessung zur Verfügung, das über eine Schnittstelle im Kernel die Performance-Counter-Infrastruktur moderner Hardware nutzt. Dies dürfte künftigen Entwicklungen bei der Verbesserung der Leistung von Nutzen sein.
Kernelentwicklern können sich nun beim Testen des Quellcodes auf gcov 🇬🇧 stützen. gcov beantwortet Entwicklern beim Testen von neuem Code künftig Fragen wie „Wurde der Code durchlaufen?“, „Was muss ich tun, damit der Code durchlaufen wird?“ und kann auch bei der Minimierung von Kernel-Konfigurationen behilflich sein. Zwei weitere Hilfen für Entwickler stellen Kmemcheck und Kmemleak dar. Während Kmemcheck bei der Verwendung von nicht initialisertem Speicher warnt, entdeckt kmemleak Speicherbereiche, die von einem Programm zwar belegt werden, ab nicht zur Anwendung kommen können oder nicht wieder freigegeben werden (Memory Leaks).
Eine neue Infrastruktur zur Überwachung auch Dateisystem-Ereignisse stellt Fsnotify dar, die wiederum von anderen Systemen für die Benachrichtigung bei Ereignissen wie dnotify und inotify genutzt wird. dnotify sowie inotify wurden ebenfalls überarbeitet und in diesem Zuge von überflüssigem Code befreit.
Das größte Volumen an Änderungen gab es im Bereich der Treiber. Neben Erweiterungen bestehender Treiber kamen wieder viele neue hinzu. Einer der populäreren dürfte zum Beispiel der WLAN-Treiber iwmc3200wifi sein, der für Intels 802.11AGN-Geräte nun auch die Nutzung des n-Standards ermöglicht.
Eine vollständige Auflistung der neuen Treiber, der Ergänzungen und neuen Funktionen gibt es auch diesmal wieder auf KernelNewbies.org 🇬🇧
Ubuntu-Anwender können gleich auf zweierlei Weise den aktuellen Kernel ausprobieren: Zum einen steht 2.6.31 in der aktuellen Alpha-Version von Karmic Koala zur Verfügung, zum anderen ist er aus dem Mainline-Kernel-Archiv installierbar.
Quellen: Linux Kernel Mailing List 🇬🇧, KernelNewbies.org 🇬🇧