ubuntuusers.de

[Update] KDE 4.2, Codename "The Answer", ist erschienen

kde.png

Heute ist KDE 4.2.0 erschienen. Dies ist die erste Version, die von den Entwicklern für Endanwender empfohlen wird. Version 4.1 war eher für "Early Adopters", Version 4.0 für Entwickler gedacht. Viele neue Funktionen wurden hinzugefügt, und KDE 4 entspricht jetzt in Ausstattung und Stabilität dem bekannten KDE 3.5.

KDE4.2desktop.jpg
Der KDE 4.2 Desktop

Das KDE Projekt konnte somit die "Versprechen" nach dem 4.0 Fiasko bereits nach einem Jahr einlösen. Die Community hat ein enormes Entwicklungstempo hingelegt und konnte statistisch gesehen fast jeden Tag seit 4.0 einen neuen Entwickler gewinnen. Insgesamt haben die Entwickler jeden Monat zwischen 9000 und 12000 Commits in das Quellcodeverwaltungssystem eingespielt und die Anzahl der offenen Bug Reports senken können, obwohl nach Veröffentlichung der Beta 2 wöchentlich über 500 neue Reports erstellt wurden.

Vor etwa einem Jahr wurde mit der ersten Veröffentlichung von KDE 4 eine komplette Neuentwicklung veröffentlicht, die viele neue Technologien vorstellte und somit den Entwicklern eine Basis gab, um darauf aufbauen zu können. Doch die erste Version enthielt noch viele Fehler. Auch waren noch nicht alle Features und Programme implementiert, so dass die Zielgruppe vor allem Entwickler und neugierige Nutzer war.

Mit dem nun veröffentlichten KDE 4.2 ist erstmals eine Version erschienen, die dem Umfang von KDE 3.5 entspricht und auch für die breite Öffentlichkeit und den normalen Benutzer geeignet ist. Diese Übersicht ist nicht vollständig. Sie soll nur einen ersten Überblick über die neuen Funktionen von KDE 4.2 liefern:

Plasma

Wiki/Icons/Oxygen/plasma.png

KDE4.2plasma.jpg
Einige Plasmoide

Die neue Desktop-Shell Plasma ist in 4.2 nun ein vollwertiger Ersatz der kdesktop/kicker-Kombination. Viele vermisste Funktionalitäten, wie automatisches Ausblenden des Panel und Dateien auf dem Desktop, die frei platziert werden können, wurden eingebaut. Der Systemabschnitt wurde komplett neu geschrieben und löst einige der vorher existierenden Probleme. So treten nun fast keine störenden Darstellungsfehler mehr auf. Endgültig werden diese sich erst durch eine bereits in Arbeit befindenden Neufassung der Spezifikation des Systray seitens freedesktop.org 🇬🇧 lösen lassen.

Einzelne Icons können im Systemabschnitt verborgen werden und bei Bedarf eingeblendet werden. Benachrichtigungen und Dateitransferdialoge werden nun auch vom Systemabschnitt angezeigt und als kurzes Popup dargestellt. Die Fensterleiste beherrscht nun das Gruppieren von Anwendungen und das mehrzeilige Darstellen. Die in 4.1 verloren gegangenen Vorschaubilder wurden ebenfalls wieder eingefügt. Kubuntu 8.10 Anwender dürften davon aber nichts gemerkt haben, da diese Funktionalität in diese Versionen zurückportiert wurde.

Ebenfalls neu ist die Energieverwaltung. Grundsätzlicher Ansatz ist die Nutzung von genau konfigurierbaren Profilen mit denen das Energieverhalten in verschiedenen Situationen festgelegt wird. Dazu gehört auch die Bildschirmhelligkeit und Ruhezustände der Hardware. Dazu passend gibt es ein Plasmoid mit dem diese Zustände auch manuell ausgewählt werden können. Des Weiteren kann damit die Displayhelligkeit eingestellt und die verbleibende Akkulaufzeit überwacht werden.

KWin

preferences-system-windows.png

KDE4.2kwin.jpg
Fenstereffekte einstellen mit KWin

Die wichtigste Neuerung des Fenstermanagers KWin in KDE 4.2 ist sicherlich die standardmäßige Aktivierung der Compositing Effekte. Dies wurde in Kubuntu 8.10 auch bereits eingeführt, jedoch beherrscht KWin nun den bereits in OpenSUSE 11.1 verwendeten Selbsttest. KWin erkennt, ob die Hardware Compositing unterstützt und garantiert damit, dass kein Anwender vor einem schwarzen Bildschirm sitzt. Sollte während der Benutzung die Performance zu schlecht werden, deaktiviert KWin automatisch Compositing.

Fast alle Effekte wurden in Version 4.2 überarbeitet. Besonders hervorzuheben ist hierbei der an Mac OS X Expose angelehnte Present Windows Effekt. Dieser erscheint nun dank sogenannter "Motion Dynamics" lebendiger und hat ein natürliches Layout, welches jedes Fenster so groß wie möglich darstellt.

Als neue Effekte sind der von Compiz bekannte Würfel hinzugekommen und der erneut von Mac OS X inspirierte "Magic Lamp" Minimier-Effekt. Eine ausführliche Übersicht über alle Änderungen inklusive Screencasts findet man im Entwicklerblog 🇬🇧.

Dolphin

dolphin.png Auch der Dateimanager Dolphin hat diverse Verbesserungen erfahren. Dazu gehören neue Ansichten, um Dateien noch komfortabler im Dateisystem zu bewegen. Als Beispiel seien Tabs genannt, mit denen in bekannter Webbrowser-Manier diverse Verzeichnisse gleichzeitig geöffnet sein können. Des Weiteren gibt es eine "Spalten-Ansicht". Hier können im Stile von Midnight Commander und Co. mehrere Orte gleichzeitig geöffnet sein, die in einer Übersicht dargestellt werden. Drag 'n Drop ist natürlich möglich.

KDE4.2dolphin.jpg
Der Dolphin-Dateimanager

Neu hinzugekommen ist auch ein Schieberegler mit dem die Größe der dargestellten Symbole annähernd stufenlos verändert werden kann. Die Einstellung wird, wie alle anderen auch, separat für jeden Ordner gespeichert. So kann man in einem Bilderordner eine Voransicht mit extrem großen Symbolen verwenden, während für das Home-Verzeichnis eine übersichtlichere Spaltendarstellung mit kleinen Icons benutzt werden kann.

Ein Feature, das seinen Weg zurück in KDE 4 gefunden hat, ist die Darstellung von Metainformationen während sich der Mauszeiger über einem Symbol befindet. Die bestehende Integration des semantisches Desktops in Form von Nepomuk 🇬🇧 zum Bewerten von Dateien, Verwaltung von Metatags und eigener Tags wurde weiter ausgebaut. Dadurch ist es mit der Desktopsuche einfacher Dateien zuzuordnen und zu finden.

KMail/Kontact

Kontact-logo.png

KDE4.2kmail.jpg
KMail - der E-Mail-Client

KMail hat in KDE 4.2 eine komplett neue Nachrichtenliste, welche im Rahmen eines Google Summer of Code Projekts entwickelt wurde, erhalten. Diese ermöglicht ein schnelles Umsortieren aller Mails und bietet mehrere vordefinierte Layouts, lässt dem Nutzer aber auch die Möglichkeit sich seine eigene Ansicht zusammenzustellen. Selbstverständlich kann für jeden Ordner ein eigenes Layout verwendet werden. Kontact, die KDE-PIM Suite, wurde nun auf die neue Lösung Akonadi 🇬🇧 portiert. Beim ersten Start von Kontact werden die bestehenden Daten automatisch übertragen.

Auf den Seiten der KDE befindet sich ein Visual Guide 🇬🇧 welcher mit Bildern und Videos durch die Neuerungen von KDE 4.2 führt.

Aaron Seigo (Hauptentwickler von Plasma-Desktop): "I wait with excitement in my soul to just how far we will be able to take KDE in 2009. All I know is: world, you ain't seen nothin' yet."

("Ich warte mit Aufregung im Herzen darauf, wie weit wir KDE in 2009 bringen können. Alles was ich weiß: Welt, Du hast noch nichts gesehen.")

Quellen: Release Announcement der KDE 🇩🇪, Aaron Seigo: Passing between years 🇬🇧

Update: KDE 4.2.1 Codename "Cream" ist erschienen

Wie auf KDE.org 🇬🇧 bekannt gegeben wird, enthält "Cream" zahlreiche Fehlerkorrekturen, Performance-Verbesserungen und Aktualisierungen in allen Bereichen. Unter den Erweiterungen sind vor allem Okular, Kopete, KMail und KHTML zu nennen. Wie immer gibt es eine ausführlichere Liste der Änderungen in Form des Changelogs 🇬🇧.