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[Kwami] 11 Jahre und hoch die Tassen

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Ubuntu wird heute elf Jahre. ubuntuusers.de feierte seinen Geburtstag schon ein paar Tage vorher. Einiges ist in den vergangenen Jahren bei Community Projekten bei Ubuntu passiert. Dieser Kwami soll subjektiv ausgewählte Projekte der letzten Jahre aufzeigen und verdeutlichen, was sich verändert hat.

Hinweis:

Dieser Artikel gehört der Kategorie Kwami an. Er spiegelt damit allein die Meinung des Autors und nicht zwingend die des ubuntuusers.de-Teams wider.

ubuntuusers.de

Wir fangen an mit diesem Portal. Am Anfang gab es lediglich ein Forum, in dem sich Anwender getroffen haben, um sich über „das neue Betriebssystem“ auszutauschen. Es wurden jedoch schnell Kernbotschaften der Ubuntu-Philosophie übernommen und versucht ein Forum mit einer freundlichen Atmosphäre zu etablieren. Im Laufe der Jahre kam nicht nur ein Wiki hinzu, sondern auch noch ein Nachrichtenportal, ein Kalender und ein Planet.

In den ersten Jahren boomte das Thema „Ubuntu“ und das Portal war neuartig, so dass es in der Open-Source-Szene überall zu einem Begriff wurde und viele daran mitgewirkt haben. Dies hat sich gerade im Forum bemerkbar gemacht, wo der Einstieg am einfachsten ist.

Dies ist in den letzten Jahren etwas weniger geworden. Nicht mehr jede Frage muss gestellt werden, weil es schon für viele Probleme Antworten gibt. Auch die Euphorie am Portal mitzuwirken, ist nicht mehr ganz so groß wie noch vor einigen Jahren. Letztendlich hat sich aber ein fester Kern von ständigen Mitwirkenden gebildet. Manche der Leute, die früher viel gemacht haben, sind nicht mehr dabei. Gleichzeitig aber kommen immer wieder welche hinzu, so dass auf dem Portal gelebt wird und weiterhin versucht wird, es im Sinne von Ubuntu zu führen.

Darauf können wir uns zum elften mal einen Schnaps gönnen. Prost!

Bugreporting

Benutzerbeteiligung besteht bei Open-Source-Projekten häufig aus der Nutzung der Software. Und wenn man dann schon mal die Produkte nutzt, dann hat man ja auch ein Interesse daran, dass diese sich verbessern, weil man davon unmittelbar profitiert. Deshalb gibt es wie bei anderen Projekten auch einen Bugtracker, wo die Fehler gesammelt werden. Dieser befindet sich auf launchpad.net.

Dieser wurde auch von Anfang an gut genutzt. Doch leider zum Teil eben häufig zum Abladen von Problemen. Dann kamen immer wieder Stimmen auf, die sagten, dass Bugs eingestellt wurden, aber damit nichts passiert.

Leider ist das Fehlermelden auf den zweiten Blick nicht so einfach, sondern kompliziert. Fehler müssen von den Einstellern bei Rückfragen betreut werden. Weiter müssen auch Leute gefunden werden, die den Bug bestätigen, weil sonst sowieso nichts mit den Bug passiert. Und außerdem ist es auch für viele Leute schwierig abzuschätzen, wo jetzt der Fehler berichtet werden muss. Überhaupt bei Launchpad oder doch eher beim Upstream-Projekt? Die Antwort ist meist nicht ganz so leicht.

Meine Erfahrungen zeigen, dass wenn man dran bleibt und andere Leute dazu gewinnt, dass sie das mal gegentesten können, zumindest erreicht, dass sich jemand den Bug anschaut. Diese Person kann ihn gegebenenfalls auch fixen. Wenn man dann auch noch einen guten Kontakt zu den Entwicklern aufbauen kann, stehen die Chance für einen Fix schon wesentlich besser, als wenn man den Bug verwahrlost. Bloßes Fehlermelden ist also leider häufig mit Arbeit verbunden.

Darauf können wir uns einen selbst gepressten Orangensaft gönnen! Mit viel Vitaminen kommt man hier voran, aber es braucht eben auch sehr viel Kraft.

Übersetzungen

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Launchpad Portal

Ein weiteres Projekt ist die Übersetzung des Ubuntu Systems in alle möglichen Sprachen. Dadurch soll jeder das Betriebssystem nutzen können, auch wenn man z. B. nicht Englisch versteht. Dieses Ziel ist nicht nur mit viel Arbeit bei den Übersetzungen verbunden, sondern auch ist auch logistisch aufwendig. Viele Helfer arbeiten auch hier freiwillig auf launchpad.net an den Übersetzungen.

Das funktioniert für viele Sprachen recht gut. Ubuntu ist gut ins deutsche übersetzt – aber auch in dieser Sprache gibt es gerade jetzt wieder Nachwuchssorgen. Etwas Hilfe hat das Ubuntu Touch System gebracht, weil dort ein paar neue hinzugekommen sind, die auf einmal auch etwas beitragen wollten. Insgesamt aber wirken etwas zu wenige mit.

Dies liegt sicherlich auch daran, dass es nicht immer ganz so einfach ist zu helfen. Man kommt eben halt nicht drum herum sich etwas einzuarbeiten und ein paar Regeln zu befolgen, damit die Übersetzungsarbeit gut funktioniert. Wie man einen Einstieg in die Übersetzungsarbeit findet, ist in einem Ikhaya-Artikel beschrieben oder auf der Einstiegsseite zum Übersetzerteam im Ubuntu Wiki.

Auch hier gibt es vielfältige Herausforderungen für die Zukunft: Wie kann die Übersetzungsarbeit mit Upstream-Projekten verbessert werden? Welche Schwerpunkte soll man für das jeweilige Release setzen? Bis wann sollen welche Ziele umgesetzt werden? Wie kommt man zu guten Standardübersetzungen?

Auf dieses Projekt trinke ich dann mal ein Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot.

askubuntu

Warum gibt es eigentlich so viele Foren mit Ubuntu-Bezug? Neben den ubuntuforums.org und den Answer System von launchpad.net ist mit askubuntu ein weiteres Projekt an den Start gegangen, was sich mit den Fragen rund um Ubuntu beschäftigt.

Die Community ist nicht gespalten oder will sich damit in Gruppen separieren. Meiner Meinung nach ist da einfach so viel Platz, dass sich somit auch fast gleiche Projekte halten können, um Nutzern unterschiedliche Angebote zu machen. Wobei die unterschiedlichen Angebote nicht so ganz weit hergeholt sind. Vieles hat auch mit unterschiedlichen Nutzerbelohnungen zu tun. Wobei diese auch eine gewisse Ähnlichkeit zeigen. In Launchpad bekommt man beispielsweise Karma, in ubuntuforums werden die Beiträge gezählt und man bekommt Beans und bei askubuntu bekommt man Badges, die einem an die virtuelle Brust geklebt werden.

Auf Dauer ist aber schon die Frage, ob diese unterschiedlichen Ökosysteme sich soweit voneinander abgrenzen, dass sie alle weiterhin mit Leben gefüllt werden. Askubuntu ist mit den Badges schon sehr nett aufbereitet, weil natürlich jeder gerne Auszeichnungen bekommen mag.

Auf dieses Projekt trinken wir dann Milch, damit wir auch klar die Fragen beantworten können. Ach so, ja, wir leben ja in der Neuzeit: ich meinte natürlich laktosefreie Milch.

spreadubuntu

Über spreadubuntu kann man einfacher für Ubuntu Werbung machen und Werbeunterlagen für alle zur Verfügung stellen, so dass man sich diese selbst nach Bedarf ausdrucken kann. Das Konzept ist also sehr einfach und bot dadurch gute Zugangsmöglichkeiten, um günstige an Werbematerialien zu kommen. Jeder kann Werbematerial selbst hochladen und verbreiten.

Anfänglich nutzten es auch einige Leute um so tolle Prospekte und Poster in die Welt zu bringen. Leider entwickelte sich aber die Plattform nicht mit. Es sind kaum Personen vorhanden, die Bugs beseitigen und im Laufe der Jahre habe die neuen Dateien, die dort zu finden sind, doch sehr abgenommen.

Meiner Ansicht nach müsste das Projekt in ein anderes integriert werden, damit die Idee nicht so für sich allein steht, sondern auch gesehen wird, wenn man nicht auf diese Webseite gelangt. Andernfalls wird es aussterben, auch wenn man noch so viel Werbung dafür macht.

Ich glaube da trinke ich ein Glas Mineralwasser drauf, nachdem ich die Kopfschmerztablette eingeworfen habe.

Ubuntu Membership

Wer viel für die Ubuntu Community geleistet hat, kann eine Membership beantragen. So bekommt man dann auch eine schicke ubuntu.com-Mailadresse und noch andere Rechte bis hin zu einem Zertifikat, welches eigenhändig von Mark Shuttleworth unterschrieben wurde.

Doch geht es hier um die kleinen Benefits warum man sich um diese Membership bewirbt und sich in einen Auswahlprozess begibt, der nicht so hart ist, wie man vielleicht denkt? Wohl eher kaum. Es gibt bei den meisten wohl mehr um eine Anerkennung für ihre Leistungen, die sie zum Teil schon viele Jahre für Ubuntu erbracht haben. Für einige ist es wichtig, um in der Ubuntu Gemeinschaft zu etwas Besonderem zu gehören.

Eigentlich ist es auch nichts anderes als ein Badge von askubuntu – nur eben halt etwas höher aufgehängt. Hier gehe ich davon aus, dass es auch in Zukunft weiterhin bestehen bleibt. Damit kann man einigen Menschen auch etwas anbieten, was eigentlich keinen Mehrwert hat, aber für einige dennoch etwas bedeutet.

Darauf trinke ich eine Mate, damit wir da weiter im Schwung bleiben.

Loco Portal

Auf dem LoCo Portal befinden sich die lokalen Communitys, die als erste Anlaufstation für Neu-interessierte dienen soll. Hier zeigen die Communitys auf, welche Veranstaltungen stattfinden und wie sie zu erreichen sind. Hier werden LoCos aufgeführt, die offiziell anerkannt wurden und auch welche, die diese Stufe nicht erreicht haben. Dort hat sich viel getan.

Seit einigen Jahren ist es aber so, dass viele Communitys dort gar nicht mehr aktiv sind und es schwierig ist, überhaupt noch Ansprechpartner zu finden. Wie bei keinem anderen Projekt bei Ubuntu ist so deutlich zu sehen, wie dort der Generationswechsel verschlafen wurde. Viele aus den ersten Stunden von Ubuntu hatten keine Lust mehr und konnten es aus was für Gründen auch immer, nicht hinbekommen, Nachfolger zu finden.

Seit einigen Jahren versucht dort das LoCo Community Council entgegen zu wirken und allen so gut wie möglich zu helfen. Doch es wirkt fast so, dass es nicht mehr ganz zum Leben erweckt wird.

Mit dem LoCo Portal trinke ich einen schwarzen Kaffee, damit wir beide wach bleiben.

Ubucon

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Ubucon 2015

Ich kann nur von der deutschsprachigen Ubucon reden, denn nur die kenne ich, weil ich dort seit einigen Jahren auch dabei bin. Hint: Sie ist vom 23. bis 25. Oktober 2015 in Berlin und ist das Klassentreffen der Ubuntu Community in Deutschland. In Deutschland hat sie bisher an ganz unterschiedlichen Orten stattgefunden und auch sehr unterschiedliche Konzepte gehabt. Okay, ein Konzept war immer gleich: Es gab immer zu viele Brötchen.

Doch im Laufe der Jahre hat sich das Gesicht gewandelt. Am Anfang waren sehr viele Ubuntu-Themen und auch Community-Themen präsent. In den vergangenen Jahren war dort ein Wandel, dass auch viele Themen aus dem Open-Souce-Bereich dort besprochen wurden. In diesem Jahr wird wieder stärker auf Ubuntu gebaut. Sicherlich hat es auch damit zu tun, dass Ubuntu endlich auch mal wieder ein paar mehr Neuigkeiten anzubieten hat: Ubuntu Phone oder Snappy Ubuntu Core.

Die Zukunft wird sich natürlich auch hier gestalten. Im nächsten Jahr wird aber ein weiterer Fokus hinzukommen, so dass die Ubucon in Deutschland eine europäische Ubucon 🇬🇧 werden soll. Dies ist nochmal ein neues Konzept und wird hoffentlich die Ubucon weiterentwickeln.

Ich warte bei der Ubucon darauf, dass mir jemand beim Social Event ein Getränk ausgibt.

Ubuntu Women

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Ubuntu Women

Ja, es ist immer schön als Mann über ein Frauenprojekt zu schreiben, besonders wenn es kein sachlicher Artikel ist, sondern ich hier überall meine eigene Meinung unterbringe. Ich glaube, dass es aber gut ist, wenn sich Menschen zusammen tun. Wenn der eine Kreis mit Ubuntu nicht reicht, kann dann ja auch noch ein zweiter eine gute Möglichkeit sein, sich besser aufgehoben zu fühlen. Es versucht ja auch zu fördern, dass die Frauen besser bei Ubuntu einbringen können.

Außerdem zeigt es auch den Leuten, die noch nicht in der Community sind, dass hier auch Frauen sich in der Community einbringen können. Leider muss man das Leben da auch etwas suchen. Auf der Wikiseite passiert kaum etwas und auf der Mailingliste sind nur hin und wieder mal die eine oder andere Mail.

Vielleicht reicht das auch? Oder vielleicht ist auch gar nicht mehr notwendig bei diesem Projekt?

Ich glaube, dass ich gern mit denen einen Hugo trinken möchte.

Ubuntu Manual

Mit dem Ubuntu Manual sollte ein umfassendes Handbuch geschaffen werden, um den Nutzern Ubuntu in einem Buch leicht verständlich zu machen. Mit vielen Screenshots und einfachen Erklärungen kann so jeder leicht Ubuntu lernen. Es wurden auch schon PDF-Dateien zum Download angeboten.

Leider muss das Projekt sehr hart daran arbeiten, dass es nicht wieder eingeht. Es arbeiten nicht viele Leute daran mit und bei den Übersetzungen sieht man, dass sie um einige Ubuntu Versionen hinterher hängen. Es ist so ein bisschen wie mit spreadubuntu: Total toll und können sicherlich auch viele Leute gebrauchen, aber es steckt auch einiges an Arbeit drin.

Mit dem Projekt trinke ich einen großen Eiweiß Shake, damit es gut in die nächsten Jahre kommt.

Ubuntu Brainstorm

Als eine Benutzer-Beteiligung wurde Ubuntu Brainstorm eingerichtet. In dieser Plattform kann jeder Verbesserungsvorschläge einreichen und alle können darüber abstimmen, ob diese gut oder schlecht ist. Diese aktive Benutzer-Beteiligung wurde zum Teil sehr stark genutzt und es wurden einige Ideen davon umgesetzt und diskutiert.

Doch dann wurden die Vorschläge von den Usern nicht mehr ganz so stark übernommen und viele stellten sich die Frage, ob da überhaupt noch Wünsche umgesetzt werden. Das Marketing war hier recht schlecht, denn man konnte noch auf einige Erfolge hinweisen. Tat man aber nicht. So ein bisschen wurde da wohl die Lust dran verloren.

Ubuntu Brainstorm wurde abgeschafft. Die Benutzer-Beteiligung findet über einen Wunsch jetzt ausschließlich über Launchpad.net statt. Einerseits ist dies nun wieder zentraler an den Entwicklern dran. Aber leider wurde auch etwas von den Benutzern entfernt, da sie sich nicht hauptsächlich auf Launchpad aufhalten.

Da bleiben wir jetzt mal lieber trocken und stoßen nicht darauf an.

Fazit

Vielleicht kann sich der eine oder die andere schon denken, worauf diese ganze Aufzählung hinaus will. Die Projekte sind eben halt immer nur so gut, wie sie gelebt werden. Es kommt also auf jeden einzelnen in der Community an etwas beizutragen und auch zuzuschauen, wie dies am besten umgesetzt wird. Die Projekte leben nicht autonom vor sich hin, sondern werden von Menschen gemacht und gelebt. Alle Beteiligten haben es in der Hand, die Zukunft zu gestalten und etwas mit den Projekten zu machen. Ja, und vielleicht auch ein Gläschen Sekt auf den elften Geburtstag zu trinken.

Über den Autor

Torsten Franz ist seit 2007 in der Ubuntu Community aktiv und hat sich in diversen Projekten eingebracht. In den besprochen Projekten arbeitet er momentan bei ubuntuusers.de, im Bugreporting, bei den Übersetzungen, im Ubuntu Membership Board, in der deutschsprachigen LoCo und bei der Ubucon mit.