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[Artikelwettbewerb] Der Raspberry Pi im professionellen Einsatz

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Der Raspberry Pi erfreut sich seit ein paar Jahren wachsender Beliebtheit. Doch nicht nur in den Hobby- und Bastelkellern oder im Klassenzimmer, auch im professionellen Einsatz macht der Pi eine gute Figur. Eine Anwendung für den kreditkartengroßen Einplatinencomputer soll in diesem Artikel vorgestellt werden.

Award:

Dieser Artikel belegte den 1. Platz des zweiten Artikelwettbewerbs für Ikhaya. Die Auszeichnung wurde an Tronde überreicht.

Problemstellung

Betreibt man mehrere IT-Systeme in einem Serverraum, ist die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in diesem Raum meist von großem Interesse, denn unzulässige Temperatur und Luftfeuchtigkeit stellen eine Gefährdung für den Betrieb von IT-Systemen dar (BSI Gefährdungskataloge G 1.7).

Für die Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit gibt es schon zahlreiche Lösungen von unterschiedlichen Herstellern. Doch kann nach meiner Ansicht keine dieser Lösungen tatsächlich überzeugen. Sie sind entweder mit Funktionen überladen, die man gar nicht benötigt, müssen an einen vorhandenen Server angeschlossen werden oder sind mit durchschnittlich 350 bis 500 EUR das Stück ziemlich teuer. Möchte man die gewünschten Werte direkt an der Klimaanlage abgreifen, können die Kosten für die notwendigen Module schnell im vierstelligen Bereich liegen.

Doch muss man sich auf keinen Kompromiss einlassen. Dank Open Source Hard- und Software kann man selbst eine Lösung entwickeln, die genau das kann, was man braucht. Nicht mehr und nicht weniger. Dabei sollen folgende Ziele erreicht werden:

  • Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit

  • Darstellung der Messwerte auf einer Webseite bzw. in einem Monitoringsystem

  • Dedizierte Lösung; kein Anschluss von Sensoren an vorhandene Server

  • Günstiger Preis

  • Besteht aus frei verfügbaren bzw. leicht zu beschaffenden Komponenten

Eine freie Lösung

Die beiden letzten Ziele lassen sich mit folgender Einkaufsliste erreichen:

  • Raspberry Pi Model B (512MB)

  • Gehäuse für Raspberry Pi Model B

  • Secure Digital SDHC Card 8 GB Speicherkarte

  • Adapter DVI-D auf HDMI

  • SHT21 für Raspberry Pi

  • Ladegerät Micro USB mit 2A

Zusammen kosten diese Komponenten ca. 110 EUR.

Es wurde sich für den SHT21 entschieden, da mit diesem Sensor sowohl die Temperatur, als auch die Luftfeuchtigkeit gemessen werden kann. Zudem gibt es auf der Internetseite von emsystech auch gleich eine Beispielanwendung mit Democode, auf den sich aufbauen lässt.

Als Betriebssystem für den Pi empfiehlt sich Raspbian 🇬🇧. Raspbian ist ein freies Betriebssystem, welches auf dem ebenfalls freien Debian 🇬🇧 basiert und für die Raspberry-Pi-Hardware optimiert wurde. Damit ist Raspbian auch eng mit Ubuntu verwandt. Als Anwender von Ubuntu wird man sich in diesem Betriebssystem schnell zurecht finden.

Erfahrungen mit dem SHT21-Sensor

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Screenshot des Sensors

Während der ersten Schritte daheim am Schreibtisch machte ich mir Gedanken, welche Aspekte zu beachten sind, um den Pi samt SHT21-Sensor auch im Unternehmen einsetzen zu können. Das Projekt muss nachvollziehbar dokumentiert werden, sodass das Ergebnis auch wiederhergestellt werden kann, wenn man selbst verhindert ist oder das Unternehmen eventuell verlassen hat. Dabei war wichtig, dass die Dokumentation nicht auf irgendeinem Server in der Firma herumliegt. Sie sollte so veröffentlicht werden, dass auch andere Menschen mit dem gleichen Anliegen darauf zurückgreifen können.

Seitdem existiert auf GitHub das Repository Raspi-SHT21, welches den ursprünglichen Code inkl. meiner Erweiterungen beinhaltet. Dort ist auch beschrieben, wie man die Software konfiguriert und installiert. Das Repository umfasst mit dem Script check_raspi-sht21.py ein erstes Python-Script, um den Raspi-SHT21 in Nagios/Icinga einbinden zu können. Werden die konfigurierten Grenzwerte für Temperatur und Luftfeuchtigkeit über- bzw. unterschritten, zeigt das Monitoring eine entsprechende Warnung an. Parallel dazu kann man sich auch via E-Mail darüber informieren lassen.

Dank Git lässt sich in kurzer Zeit ein neuer Sensor installieren und vorhandene Installation aktualisieren.

Die Kombination aus günstiger Hardware, freier Software, nachvollziehbarer Dokumentation und einfachem Deployment haben meine Vorgesetzten sofort überzeugt und den Weg für den Pi frei gemacht. So verrichten nun zwei Raspberry Pis seit nunmehr acht Monaten zuverlässig ihren Dienst in unseren beiden Serverräumen und helfen, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Auge zu behalten.

In meinen Augen hat sich die Lösung damit bewährt und der Pi hat seinen Platz im Rack behauptet.


Vielen Dank an Tronde für den eingereichten Artikel.