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Shuttleworth: Der Ubuntu-Desktop wird sterben

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Mark Shuttleworth, Canonical- und Ubuntu-Gründer, hat der Seite Ars Technica ein Interview gegeben und erklärt, wieso er immer noch Geld in Ubuntu steckt und wieso in seinen Augen der Desktop keine Zukunft haben wird.

Der Desktop wird aussterben

2004 gründete Mark Shuttleworth die Firma Canonical. Anfangs wollte er die Firma mindestens zwei Jahr finanziell stützen, inzwischen sind es zehn Jahre geworden. Denn noch immer ist Canonical nicht profitabel und kann nicht auf eigenen Beinen stehen.

Shuttleworth zieht sich aber nicht aus dem Geschäft zurück, sondern steckt mit der Entwicklung von Ubuntu Touch 🇬🇧 sogar noch mehr Geld in die Linux-Distribution. In seinen Augen „wird der Desktop-PC für sich aussterben. Nur mit einem Mobilsystem gepaart gibt es eine Zukunft.“ Diese Aussage stützt sich auch auf die aktuell laufende Ubuntu-Edge-Kampagne 🇬🇧, bei der ein Smartphone finanziert werden soll, welches Desktop und Mobilsystem verschmilzt.

Laut eigener Aussage könnte Canonical profitabel sein, wenn „man die Bemühungen allein auf das Server-Geschäft oder OpenStack konzentriert“. Aber das will Shuttleworth nicht. Für ihn stehen zum einen Open-Source-Software und die Endanwender an erster Stelle, zum anderen sieht sein großes Ziel die oben erwähnte Konvergenz von Desktop- und Mobilsystem vor.

In seiner Zukunftsvision könnte „eine App auf einem Ubuntu Phone laufen, das man mit einem großen Bildschirm verbindet und sich somit zu einem Ubuntu-PC wandelt. Die Daten könnten in einer Cloud auf einem Ubuntu-Gastsystem verarbeitet werden, welches wiederum auf einem Ubuntu-Host läuft.“ Shuttleworth denkt groß, wie man merkt. In seinen Augen sei diese Vision aber nicht größenwahnsinnig, sondern eine mögliche Entwicklung.

Die Arten, Geld zu machen

Auch wenn in der Ubuntu-Community (d.h. bei den Endanwender) das böse Wort mit G oft verpöhnt wird, kann Shuttleworth nicht ewig Geld in Ubuntu stecken ohne etwas zurück zu bekommen. Dies ist auch der Grund, wieso er 2005 die Ubuntu Foundation 🇬🇧 gegründet hat, die sich darum kümmern soll, dass Ubuntu auch ohne Canonical entwickelt werden kann.

Daher gibt es bei Canonical bereits verschiedene Wege, Geld zu verdienen. Sei es über Support-Verträge mit Firmen, die Ubuntu einsetzen oder über vertragliche Absprachen mit Hardware-Herstellern wie Dell, Lenovo oder HP, die Ubuntu auf ihren Geräten anbieten möchten. Dieses Jahr sollen bereits „20% der verkauften Geräte mit Ubuntu ausgeliefert“ werden.

Auch mit dem Desktop möchte man Geld verdienen, was zu der kontroversen Einbindungen der Amazon-Suchergebnisse in die Ubuntu Dash vor einem Jahr führte. Die sogenannte Shopping Lens lässt sich zwar deinstallieren, die Kritik war und ist dennoch sehr groß.

Canonical bietet neben Ubuntu Server und OpenStack (auch wenn dies nicht von Canonical selbst entwickelt wurde) auch noch Landscape 🇬🇧 an, ein System-Management-Tool, mit dem Benutzer und Rechner auf Basis von Ubuntu-Desktop- und -Server-Systemen in Unternehmen verwaltetet werden können.

Vor allem aber bei Cloud-Diensten sei Ubuntu derzeit das Mittel der Wahl vieler Anbieter. Laut Aussage von Shuttleworth ist Ubuntu „das Nummer-1-Linux auf Windows Azure, Nummer-1-Betriebssystem bei Amazon und das Nummer-1-Betriebssystem bei den meisten anderen öffentlichen Cloud-Anbietern." Zu den Kunden zählen Namen wie AT&T, Deutsche Telekom, China Mobile HP oder Ericsson.

Mit der Unterstützung der Mobilfunkbranche hat man ein weiteres finanzielles Zugpferd eingespannt. Sobald Ubuntu Touch fertig ist, werden zahlreiche Anbieter Exklusivgeräte mit Ubuntu anbieten können. Auf dem deutschen Markt hat die Deutsche Telekom den Zuspruch bekommen.

Die Zukunft

Wie es mit Canonical weiter geht, ist dennoch offen. Alles hängt davon ab, ob Ubuntu Touch in 2014 ein Erfolg wird oder nicht. Sollte dies nicht profitabel sein, würde sich Canonical aus dem Mobilmarkt zurückziehen. Ebenso könnte man auch den Desktop-Markt aufgeben und sich voll auf die Einnahmen aus der Enterprise-Sparte konzentrieren.

Für Shuttleworth „beginnt ein hartes, aber auch interessantes Jahr“. Er sieht voller Zuversicht in die Zukunft und denkt, dass die Basis, die in den letzten Jahren geschaffen wurde, Ubuntu im Mobilbereich, aber auch auf dem Desktop hilft und Canonical so langfristig profitabel werden kann.