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Rolling Release für Ubuntu?

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12.04 – 12.10 – 13.04 – 13.10. Die Versionsnummern der letzten und der nächsten Ubuntuversionen zeigen ein eingängiges Schema. Alle sechs Monate wird eine Version veröffentlicht.

Ab 14.04 könnte sich das aber ändern. Wie in einem Google+ Hangout mitgeteilt wurde, gibt es bei Canonical – der Firma hinter Ubuntu – Diskussionen, ob man auf einen zweijährigen Rhythmus umstellen sollte. Zwischen diesen LTS-Veröffentlichungen (Long Term Support) würde dafür Ubuntu als Rolling Release gepflegt werden.

Der Status Quo

Derzeit ist Ubuntu release-basiert. Canonical gibt alle sechs Monate eine Ubuntuversion heraus, die dann für 18 Monate bzw. 5 Jahre mit Fehlerbereinigungen und Sicherheitsupdates versorgt werden. Wenn aber von einer Software eine komplett neue Version erscheint, fließt diese Version nicht in die schon veröffentlichten Versionen ein. So wird z.B. 12.04 immer nur LibreOffice 3.5.x beinhalten aber nie 3.6 oder höher.

Dieser Ansatz bietet einige Vorteile – vor allem für Firmen. Je länger eine Ubuntuversion existiert, desto stabiler werden ihre Programme, da immer mehr Fehler behoben werden. Außerdem kann man sich immer sicher sein, dass ein Programm sich nach einem Update genauso verhält wie zuvor.

Jedoch kommt ein Nutzer nicht in den Genuss von Verbesserungen in neueren Programmversionen. So gibt es z.B. in 12.04 noch nicht den GIMP-Einfenstermodus. Außerdem gibt es Nutzer, die das halbjährliche Update auf eine neue Ubuntuversion stört.

Der Rolling-Release-Ansatz

„Rolling Release“ („fortlaufende Veröffentlichung”) ist ein Ansatz, der schon von anderen Linux-Distributionen erfolgreich umgesetzt wird. Debian Sid, ArchLinux und Gentoo sind Beispiele. Neue Programmversionen, aber auch Fehlerkorrekturen und Sicherheitsupdates werden so schnell wie möglich an den Nutzer der Distribution weitergereicht. Natürlich werden die Updates vorher vom Distributor getestet. Der Nutzer ist also immer auf dem neuesten Stand.

Im Falle von Ubuntu denkt Canonical darüber nach, eine Rolling-Release-Version anzubieten und alle zwei Jahre eine LTS-Version herauszubringen, die dann nach dem bekannten Ansatz gepflegt wird. Dieser Ansatz wäre dem Nutzerverhalten von Debian ähnlich. Dort gibt es Debian Sid als Rolling Release und Debian Stable als release-basierte Version für den Desktop.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Nutzer, die auf Stabilität achten, nutzten die LTS-Veröffentlichungen und müssten sich nicht umgewöhnen. Nutzer, die immer auf dem neuesten Stand bleiben wollen, installierten sich einmal die Rolling-Release-Version von Ubuntu und müssten sich um nichts mehr kümmern; Kernel und Treiber würden z.B. immer auf dem neuesten Stand sein und so die Installation auf neuer Hardware erleichtern.

Nachteile gibt es aber auch. Starke Veränderungen (z.B. in Bedienkonzepten) können Nutzer irritieren und Programme, die plötzlich ihre Daten in völlig anderen Dateiformaten ablegen, brechen Kompatibilitäten. Auch die Gefahr, dass bei einem normalen Programmupdate etwas kaputt geht, könnte steigen.

Das alles ist aber im Moment noch ein Gedankenspiel, entschieden ist noch nichts. Die Umstellung böte jedoch Chancen, flexibler auf Neuerungen zu reagieren und versierte Nutzer zu Ubuntu zu bringen, die das bisherige Releasemodell als zu konservativ empfanden. Andererseits könnten Nutzer mit diesem Modell unzufrieden sein, außerdem gäbe es nur noch alle zwei Jahre eine Releaseparty.

Die Diskussion läuft.

Quellen: heise.de und arstechnica.com 🇬🇧


Ein großes Dankeschön an fbausch für den eingesandten Artikel!