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Im Gespräch mit RadioTux

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RadioTux ist ein Internetradio, welches sich rund um Linux und Open Source dreht. Im Gespräch mit Ikhaya erzählen sie aus ihrem Projekt.

Stellt euch bitte erst mal vor.

Wir sind RadioTux, ein Internetradio rund um Linux und Open Source.

Wie lange seid ihr (bist du) schon dabei und wie seid ihr (bist du) dazu gekommen?

RadioTux existiert seit dem 1. April 2001. Und war/ist trotz des Datums kein Aprilscherz. RadioTux ist ein Mitmach-Radio. Das heißt jeder ist willkommen und kann Radiomachen erfahren. So sind zu unterschiedlichen Zeiten Leute dazugekommen und wieder gegangen. Ingo vom Gründerteam ist immer noch dabei.

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RadioTux Logo

Aus welcher Motivation heraus wurde RadioTux seiner Zeit gegründet?

Wir hatten Spaß an Audio im Internet und für Linux/Open Source gab es keinerlei Audio-Informationen im Netz. Wir wollten Interviews und Neuigkeiten zum Hören anbieten. Mit der Zeit sind wir so auch ein Begleiter der deutschen Linux-Community geworden.

War es von Anfang an geplant RadioTux als Podcast anzubieten oder war auch ein anderes Format (Blog, Video/Screencast) im Gespräch?

Als RadioTux gegründet wurde, gab es noch keine Podcasts, keine Video- oder Screencasts. Da wir aber Audio on Demand gemacht haben war es nur logisch auch einen RSS-Feed anzubieten. Also einen Podcast daraus zu machen, aber wir haben vieles ausprobiert. Eine Zeit lang gab es ein E-Mail-Magazin genannt Magazin42, also so etwas wie heute das freiesMagazin ist. Eine Zeit lang gab es mit linux4us auch eine Seite mit anderem redaktionellen Inhalten. Heute machen wir nur noch Audio. Das ist das, was wir am besten können. Für Videocasts bräuchte man auch noch mal mehr Equipment und beim Verteilen mehr Bandbreite. Außerdem kann man Audio unterwegs im Auto, im Zug oder beim Joggen hören, daher glauben wir das für uns richtige Format zu haben.

Ein Podcast kann ja den Vorteil haben, da es nicht live ist, so dass man peinliche Versprecher oder ähnliches rausschneiden kann. Macht ihr das und wenn wie oft? Wollt ihr nicht aus dem Nähkästchen plaudern und uns mal ein Beispiel sagen?

Klar schneiden wir auch mal was raus, jedoch nur selten. Die meisten Podcasts sind live-on-tape. Also komplett ungeschnitten und werden genau so ins Internet gestellt, so zum Beispiel die ganzen Interviews von Messen/Kongressen. Manchmal kommt es natürlich vor, dass ein Interviewpartner den Faden verliert oder etwas falsches erzählt und sich dann korrigiert, auch sowas schneiden wir. Oder manchmal ist ein Interview schlicht zu lang, so dass man eine ganze Frage oder einen Teil rausschneidet. Das ist aber nichts im Verhältnis zu dem, was die UKW-Radiosender so schneiden. Wir glauben eher daran, dass ein langes Interview mehr Aspekte beleuchten kann und so auch informativer ist.
Es kann im übrigen auch mal passieren, dass selbst etwas, das geschnitten werden muss, online gestellt wird. So wurde bei einem Interview vom Desktop Summit 2011 der Raum, in dem wir waren, von jemand anderen beansprucht und das führte zu einer längeren Diskussion und Unterbrechung des Interviews. Da das Interview schnell online gestellt wurde, hatte der Redakteur vergessen es zu schneiden. Manchmal gibt es die lustigsten Versprecher einer Sendung auch am Ende der jeweiligen Sendung zu hören.

Ihr beginnt jeden Podcast mit einem Gedicht. Wieso und findet ihr immer auf Anhieb ein passendes gemeinfreies Werk?

Jeden Podcast damit zu beginnen wäre mal eine gute Idee ☺ Tatsächlich beginnen aber nur die Einträge im Blog damit. Patrick hat damit bei einer Veröffentlichung vor einiger Zeit angefangen und wir haben das dann einfach beibehalten. Zum Glück gibt es viele gute Gedichte, bei dem der Urherber schon vor mehr als 70 Jahren verstorben ist und so haben wir momentan die Qual der Wahl, und wenn es mal knapp wird, schreiben wir einfach selbst etwas. Vielleicht.

Fällt Euch ein Gedicht für dieses Interview ein? Spontan oder auch weniger 😉

Hmm. Das müsste auch wieder gemeinfrei sein oder?
Also das Medium Radio ist leider noch nicht alt genug für gemeinfreie Gedichte. Selbst Bertolt Brecht, der sich viel mit dem damals neuen Medium beschäftigt, genießt noch Urheberrechtsschutz. Und eines unter CC-Lizenz fällt mir auch gerade nicht ein. Also das mit dem gemeinfrei kann schon manchmal ein Problem sein ... ☺

Wie findet ihr die Themen für die jeweilige Sendung? Bestimmt das das eigene Interesse oder die Aktualität oder eventuell auch einfach das Interesse an einem bestimmten Interviewpartner?

Jede Sendung wird im Team geplant und Themen sowie Vorschläge diskutiert. Das gilt auch für Interviews, die aber meist spontan geführt werden und dann in die Sendungsplanung mit hineingenommen werden.

Kann man Euch eigentlich Wünsche zu bestimmten Themen einreichen?

Klar ☺
Und wenn man Lust hat, darf man sogar selbst Audio einreichen. Wir stehen dabei auch mit Rat und Tat zur Seite.

In der Vergangenheit wart ihr auf verschiedenen Ubuntu- und Linux-Events vertreten. Welches von denen war für euch/dich das Erfolgreichste, das Highlight in der Geschichte von RadioTux? Und welches das Negativste?

Puh. Schwierige Frage. Eigentlich sind alle Events toll und deswegen sind wir ja auch da. Es ist immer wieder schön wenn sich die Community trifft, man quatschen kann und man sich mit alten oder neuen Hörern über das Programm austauschen kann. Am erfolgreichsten für RadioTux sind natürlich die, auf denen man mal mit "großen" Bekannten der Linux-Szene zusammen trifft und die interviewen kann wie Mark Shuttleworth, Jon Maddog Hall, Andrew Morton, Richard Stallmann etc. und die findet man natürlich eher auf größeren Events wie der Cebit, dem Desktop Summit oder dem LinuxTag. Selbst Hans Reiser hatten wir schon im Interview, wobei man da jetzt im Nachhinein auch nicht mehr sagen kann, ob der jetzt ein positives Erlebnis war. Besonders interessant war aber auch die Zusammenarbeit bei Radio1984, bei der wir von den "Freiheit statt Angst" Demos in Berlin berichtet haben. Außerdem ist es ein Highlight, wenn wir bei Veranstaltungen Medienpartner sind, wie beim Zarafa Summer Camp 2010 oder OpenOffice Kongress 2011 oder bei der schon längst nicht mehr existierenden Messe LinuxWorldExpo.

Zurzeit sieht das ja etwas anders aus. Es gibt kaum noch Live-Produktionen von Ausstellungen und Messen. Soll das in Zukunft wieder mehr werden und wenn ja, gibt es schon diesbezügliche Planungen?

In der Vergangenheit war RadioTux oft mit einem eigenen Stand auf Veranstaltungen vertreten, wobei wir von dort teilweise auch Live-Programm gemacht haben. Leider ist das ziemlich zeitaufwändig, da sowohl der Stand, als auch das Programm betreut werden müssen. Als Kompromiss haben wir beschlossen unsere Anwesenheit auf Veranstaltungen, die wir sowieso besuchen, dazu zu nutzen, Interviews zu führen.

Anfang des Jahres 2012 gab es einige Änderungen rund um RadioTux. Welche waren das und warum gab es diese?

RadioTux hatte bis 2012 eine Vielzahl von Kleinstpodcasts angeboten und so für eine Fragmentierung gesorgt, die dann mit dem Wegfallen der Magazinsendung zur zweiten Jahreshälfte dazu führte, dass ein Stück RadioTux Identität verloren gegangen ist und die Teamarbeit erschwert wurde. Ein verkleinertes Kernteam hat dann für 2012 beschlossen, RadioTux wieder zu dem zu machen als was es einmal gestartet wurde: eine regelmäßige Magazinsendung. Neben den typischen "abgelesenen" Beiträgen versuchen wir auch immer möglichst viel Inhalt unterzubringen, der aus Gesprächen entsteht und Interviews die wir auf Veranstaltungen führen.

Bei euch auf der Homepage sind nur fünf Personen aufgeführt, die scheinbar RadioTux produzieren. Stimmt das oder gibt es noch weitere Personen, die nicht aufgeführt sind und im Hintergrund mitarbeiten?

Die Anzahl stimmt, wobei sich einer der fünf sogar im Augenblick eine längere Auszeit genommen hat. Für den Neustart der Magazinsendung 2012 haben wir das Team auf den aktiven Kern geschrumpft. In der Vergangenheit mussten wir die Erfahrung machen, dass ein großes Team manchmal dazu führt, dass Aufgaben nicht gemacht werden, weil jeder denkt, dass "irgendwer" sie tut, und die Größe des Teams dazu führte, dass man die vorhandene Leistungsfähigkeit überschätzte. In einem kleinen Team funktioniert die Kommunikation sehr viel direkter und man kann sich sehr gut aufeinander verlassen. Neben der Redaktion gibt es aber auch immer mal wieder "freie Mitarbeiter". Also Leute die nur an einer oder ab und zu mal an einer Sendung mitwirken.

Da ihr nur zu fünft seid, könnt ihr sicherlich weitere Helfer brauchen. Wie können sich Interessierte einbringen? Welche Voraussetzungen sollten mitgebracht werden?

Helfer können wir immer gerne gebrauchen. Das fängt schon damit an, dass wir aktuell eine Desktop Talk Reihe haben, bei der wir immer wieder Nutzer aufrufen, ihren Traumdesktop bzw. ihre Traumkonfiguration vorzustellen. Aber auch zu anderen Themenbereichen, die sich im Linuxumfeld befinden, haben wir nichts dagegen, wenn sich couragierte Mithelfer melden, am besten noch mit interessanten Ideen oder Themen, die sie vorstellen möchten.

Welche technischen Geräte nutzt ihr für eure Aufnahmen? (Hard- und Software)

Darüber könnte man eine ganze Abhandlung schreiben 😉
Mobil für Interviews werden gerne die Zoom H4n oder Zoom H1-Geräte eingesetzt, das sind MP3-Rekorder mit integrierten Mikrofonen. An den H4n kann man auch ein extra Mikrofon anschließen, so dass auch ein Headset daran angeschlossen werden kann wie das Beyerdynamic DT 297. Der H4n kann auch als USB Soundkarte direkt am Rechner verwendet werden, so dass man dann mit Audacity oder Ardour oder jedem anderen Soundeditor direkt aufnehmen kann. Die Sendung wird dann in Audacity oder Ardour zusammen geschnitten.
Zur Aufnahme der Desktop Talks oder anderen Gesprächsrunden bei denen wir verteilt zu einem Thema sprechen oder wir ein Interview übers Internet führen, nehmen wir Mumble. Mumble kann direkt lokal aufzeichnen, so dass man danach nur noch die Spuren zusammensetzen muss.

Stichwort Projekt Hugson. Was verbirgt sich dahinter und wie weit ist das Projekt fortgeschritten?

Hugsun war die Idee eine Software zu entwickeln, die den typischen Produktionsweg eines Podcasts unterstützt. Der ganze Vorgang fängt ja schon bei der Planung an und hört erst bei der Konvertierung und Veröffentlichung der Sendung auf. Dazwischen gibt es noch Redaktionsmeetings, Absprachen, Qualitätssicherung und natürlich die Aufzeichnung.
Leider waren die Reaktionen eher verhalten. Zwar haben alle Podcasts mit den Problemen zu kämpfen, aber die Idee alleine hat die wenigsten begeistert. Da wir alleine nicht die Möglichkeit hatten so etwas umzusetzen, wurde das Projekt eingestellt.

Wir danken für das Interview.