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Update: Der 31. Bundeswettbewerb Informatik startet

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Am Montag, den 03. September beginnt der 31. Bundeswettbewerb Informatik (BwInf). Der Wettbewerb richtet sich an Jugendliche bis zum 21. Lebensjahr, die noch keine Ausbildung abgeschlossen und noch nicht das Studium begonnen haben. Wir haben ein Interview mit Marvin, einem der Ansprechpartner und ehemaligen Teilnehmer, geführt.

Stell Dich doch bitte kurz vor!
Hallo. Ich bin Marvin, 18 Jahre alt, wohnhaft in Bonn und bin hauptberuflich Informatik-Student an der Universität des Saarlands und die Arbeit beim BwInF ist eine Art Ferienjob.

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Wie bist du zum Bundeswettbewerb Informatik, kurz BwInf, gekommen und welchen Platz hast Du belegt?
Im Idealfall hätte mich mein kompetenter Informatik-Lehrer über den Wettbewerb informiert - also habe ich es das erste Mal in einer Zeitschrift gelesen. Insgesamt habe ich vier mal am BwInf teilgenommen, dabei habe ich zwei mal mit einem 2. Preis in der 2. Runde den Eintritt in die Endrunde nur knapp verpasst.

Und wie wird man vom ehemaligen Teilnehmer zum Ansprechpartner des Projektes?
Der BwInf hat seine Geschäftsstelle hier in Bonn und ist hier auch für den Bonner Informatik Club (BIC) - ein kleiner „Verein“ aus Informatikbegeisterten Jugendlichen der Region - zuständig. Da der BIC auch für mich interessant klang erschien ich dort regelmäßig und lernte so auch die Mitarbeiter und den Geschäftsführer des BwInf, Wolfgang Pohl, kennen. So kam dann alles irgendwie zu Stande. Zudem bin ich natürlich nicht der einzige (oder erste) „Ansprechpartner des Projektes“.

Erzähl doch mal etwas zum Wettbewerb. Worum geht es eigentlich?
Der Bundeswettbewerb Informatik ist ein Schülerwettbewerb für Teilnehmer bis zum 21. Lebensjahr. Die Aufgaben werfen Fragen aus verschiedenen Informatikbereichen auf. Zum Lösen entwirft man möglichst gute Algorithmen und implementiert sie nachher. Die Aufgaben der ersten Runden können von Zuhause innerhalb von ca. 4 Monaten bearbeitet werden.

Der Wettbewerb wurde von der Gesellschaft für Informatik ins Leben gerufen und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Gibt es noch weitere Förderer?
Neben der Gesellschaft für Informatik gibt es auch zwei weitere Träger: Das Max-Planck-Institut für Informatik und der Fraunhofer IUK-Verbund. Zudem konnte der BwInf im Laufe der Zeit einige Partner gewinnen, darunter Universitäten, Institute und ein Unternehmen, dessen Namen ein Wortspiel auf die Zahl 10^100 ist.

Der Wettbewerb ist in mehreren Runden aufgebaut, die sich über ein Jahr verteilen. Worum geht es in den einzelnen Runden?
Die erste Runde enthält einige einfachere Aufgaben. Sie eignen sich für den Start in die Informatik-Welt und sollen junge Teilnehmer motivieren, sich näher mit derartigen Problemen zu beschäftigen. Gleichzeitig sind auch schon vereinzelte Aufgaben enthalten, die sich zunehmend am 2. Runden-Niveau orientieren. Mit diesen müssen sich die Schüler intensiver beschäftigen, um eine gute Lösungsstrategie zu finden. Über eine erfolgreiche Teilnahme an der 2. Runde kann man sich für die Endrunde qualifizieren. Hier werden in Einzel- und Gruppenarbeit die Bundessieger ermittelt.

Wie kann man am Wettbewerb teilnehmen und muss man Programmieren können? Oder sind auch die weiteren Felder der Informatik wie Usability, Design etc. mit Inbegriffen? Das Grußwort von Frau Schavan könnte man zumindest derart interpretieren.
Der Bundeswettbewerb Informatik lässt sich nur mit Programmierkenntnissen bewältigen. Dabei ist die Programmiersprache aber völlig egal: Selbst Greenfoot ist erlaubt, Assembler oder Brainfuck sollte man jedoch vermeiden. Zudem besteht die Möglichkeit, mobile Apps für Android zu entwickeln. Die Aspekte Usability und Design kommen in der zweiten Runde zu tragen; beim optionalen Sonderpreis für Mensch-Computer-Interaktion, der jedes Jahr von der Gesellschaft für Informatik ausgelobt wird. In der dritten Runde wird für gewöhnlich nicht programmiert - hier geht es nur um die Theorie.

Das Grußwort von unserer Bildungsministerin bezieht sich auch auf den Informatik-Biber – ein Informatikwettbewerb der keine Vorkenntnisse erfordert – und auch jährlich von der Initiative „Bundesweit Informatik Nachwuchs fördern“ ausgerichtet wird.

Wie viel Hilfestellung darf man bei der Lösung durch Lehrer oder Eltern bekommen?
Nicht mehr als unbedingt nötig. Prinzipiell sollten die Aufgaben alleine (bzw. in der ersten Runde in der Gruppe) gelöst werden. Lehrer können im Informatik-Unterricht eventuell auf ähnliche Probleme eingehen, sodass die Schüler die Möglichkeit haben, den Zusammenhang zu sehen.

Ist die Teilnahme am Wettbewerb kostenlos? Wodurch könnten Kosten entstehen?
Der Wettbewerb ist natürlich kostenlos. Zur Bearbeitung der Aufgaben ist ein Computerzugang notwendig. Die gelösten Aufgaben müssen nach derzeitigem Stand ausgedruckt, die Programme auf CD gebrannt und beides zusammen per Post an den BwInf geschickt werden.

Auf euren Seiten steht, dass ein Lehrer bestimmte Schüler anmelden kann. Muss das so sein oder kann man abseits der eigenen Schule am Wettbewerb teilnehmen?
Man kann auch unabhängig von der Schule teilnehmen. Dazu gibt es auf der Webseite ein Anmeldeformular, das zu Beginn des Wettbewerbs freigeschaltet wird. Die Möglichkeit der Schule, Schüler anzumelden gibt es tatsächlich sogar erst seit diesem Jahr. Damit wollen wir es den Schülern noch einfacher machen am Wettbewerb teilzunehmen.

Als Gewinne winken Urkunden und Geldpreise. Zudem sagt ihr, dass durch die Teilnahme vieles möglich werden kann, beispielsweise eine Stipendium durch die Studienstiftung des deutschen Volkes ohne eine Aufnahmeprüfung. Das wäre schon ein sehr hilfreicher Start ins Studium, aber wieso ist das nur eine Möglichkeit? Wovon hängt es ab, ob man am Ende einen derartigen Gewinn erlangt?
In die Studienstiftung werden die Bundessieger - die Gewinner der Endrunde - aufgenommen. Allerdings ist dies schlussendlich von der Studienstiftung abhängig. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass alle Bundessieger aufgenommen werden.

Neben den Bundessiegern werden in der Endrunde auch Preisträger ermittelt. Alle Bundessieger und Preisträger erhalten Geldpreise. Für diejenigen, die die Endrunde nur knapp verpasst haben, gibt es Buchpreise des Verlags O'Reilly. Urkunden sind für jeden Teilnehmer dabei.

Wodurch grenzt sich eurer Wettbewerb von anderen dieser Art ab, wie beispielsweise dem Google Summer of Code?
Alle Wettbewerbe unterscheiden sich zunächst einmal im Namen und beim Ausrichter.

Der GSoC ist ein reiner Programmierwettbewerb, beim BwInf wird deutlich mehr Wert auf die Informatik gelegt. Eine vollwertige Dokumentation des Programms, zu der auch die eigentliche Idee gehört ist hier Pflicht.

Der BwInf ist zudem auch (gemeinsam mit Jugend forscht) der Zugang zur Internationalen Informatik Olympiade und somit im Prinzip die Brücke zu einem weltweit einzigartigen Wettstreit.

Unterstützt ein so gestalteter Wettbewerb nicht eh diejenigen die bereits einen guten Zugang zur Informatik gefunden haben und grenzt andere, denen unter Umständen der Mut fehlt, durch die Aufgabenstellung aus?
Die Aufgaben in der ersten Runde sind bewusst so gestellt, dass auch jüngere Teilnehmer und Einsteiger sie mit ausreichend Einsatz lösen können. Dass in der Endrunde allerdings Einsteiger landen ist relativ unwahrscheinlich.

Der BwInf ist auch eher als Wettbewerb für „fortgeschrittene“ Jugendliche gedacht, für Schüler die den Zugang zur Informatik noch suchen haben wir den Informatik-Biber.

Als Informatikwettbewerb nutzt ihr scheinbar relativ wenige Kommunikationskanäle der heutigen Zeit, zumindest scheint eure Webseite ein wenig in den 90igern hängen geblieben zu sein. Wäre es nicht auch mal ein gutes Projekt eure Webpräsenz auf den Stand der Zeit zu hieven? 😉
Die wenigen „Kommunikationskanäle der heutigen Zeit“ kann ich so direkt nicht bestätigen. Der BwInf hat einen IRC-Channel (#bwinf im IRCnet), die Community der Webseite einstieg-informatik.de und eine Facebook-Seite.

Über Webseiten-Designs lässt sich streiten - aber zumindest erfüllt sie ihren Zweck.

Hast Du noch eine abschließende Bemerkung?
Hmmpf? Aus eigener Erfahrung kann ich nur jedem empfehlen, am BwInf teilzunehmen: Nicht nur der Wettbewerb an sich ist lehrreich, auch das umfangreiche Rahmenprogramm, in Form von mehrtägigen Veranstaltungen zu denen der BwInf und seine Partner einladen, bei denen man andere Informatik-begeisterte kennenlernt und bei Vorträgen auch aus der aktuellen Forschung lernt.


Wir danken Marvin für das Interview!


Update: Die Aufgaben sind nun verfügbar und können auf der Website des Wettbewerbes heruntergeladen werden.