ubuntuusers.de

[Update] Novell-Entwickler Michael Meeks fürchtet um OpenOffice.org

allgemein.png

Im Jahr 2004 steuerten 70 Entwickler mehr als 100 Zeilen Code zur Entwicklung der beliebten Office-Suite pro Monat bei. Zurzeit sind nach Berechnungen von Michael Meeks, Mitarbeiter Novells mit einer Vollzeitstelle für OpenOffice.org, derzeit nur noch 24 Entwickler tätig, die regelmäßig an OpenOffice.org arbeiten.

Meeks nahm sich das Code-Repository des Projekts zur Brust und kam nach Auswertung der Statistiken zu dem ernüchternen Ergebnis, dass OpenOffice.org ein zutiefst krankes Projekt sei, was durch den Schwund von Entwicklern in Stagnation geraten könnte.

Betrachtet man die Downloadzahlen und die hohe Akzeptanz verschiedener Linux-Distributionen und deren User, sei der Erfolg von OpenOffice.org absolut vorhanden. Schaut man sich jedoch die Entwicklungabläufe der Software an, so fiele der schlecht gepflegte und aufgeblähte Code sowie die komplizierte Art und Weise, wie Entwickler ihre Codeschnipsel einbringen können auf.

Aus den Statistiken 🇬🇧 von Michael Meeks geht hervor, dass sich Sun_Microsystems langsam aus dem Projekt zurückzuziehen scheint, ohne dass es "Ersatz" anderer Firmen gebe. Allerdings sind diese Daten nicht zuverlässig, was Meeks selbst zugibt. Veränderungen an Softwareprojekten lassen sich nur sehr schwer messen. So betrachtete Meeks die Anzahl der geänderten und neu erstellten Dateien, gelöschte bezog er nicht mit ein. Seinen Arbeitgeber Novell ließ er ebenfalls aus den Betrachtungen heraus, da ein Großteil ihrer Arbeit in eigenen Repositorys ablaufe und der Code erst recht spät in das offizielle Repository einfließt. Novell beschäftigt derzeit 15 Entwickler, die an OpenOffice.org arbeiten.

Meeks appelliert an die Gemeinschaft, dass "jeder, der will, dass freie Software den Desktop erobert, am Erfolg von OpenOffice.org interessiert sein müsse. Das Projekt dürfe nicht einem einzelnen Hersteller überlassen werden, und es brauche unbedingt mehr Entwickler aus unterschiedlichen Richtungen".

Der Entwickler schlägt vor, zweigleisig zu fahren: Einerseits sollten die komplexen und politischen Strukturen des Projekts aufgelöst werden - dieses sollte besser allen daran beteiligten Entwicklern überlassen werden. Andererseits fordert er die Abkopplung von Sun, der Firma, die OpenOffice.org ihr Eigen nennt. Auch was die Lizenzierung betrifft, gebe es diverse Baustellen: Die Rechte am Code, der in OpenOffice integriert wird, müssen zurzeit an Sun übertragen werden. Besser wäre es seiner Meinung nach, eine gemeinnützige Stiftung einzurichten. Da dies alles unwahrscheinlich sei, sollten die Entwickler lieber am Fork Go-oo mitarbeiten.

"Entwickler an die Macht", lautet seine Forderung und er ruft Programmierer auf, sich bei Open Office zu beteiligen. Meeks betont, dass er damit seine persönliche Meinung ausdrücke, nicht die von Novell oder anderen.

Quelle: Pro-Linux

Update

Drei Reaktionen von unterschiedlichen Institutionen und Personen hat Meeks Artikel hervorgerufen.

  • Thorsten Ziehm, bei Sun Microsystems zuständig für die Qualitätssicherung von Open Office, folgt Meeks Beispiel und liefert 🇬🇧 eigene Grafiken und Statistiken: Wo Meeks die abnehmende Zahl der Entwickler kritisiert, verweist Ziehm auf die hohe Zahl der Neuentwicklungen (Child Work Spaces 🇬🇧 ), die integriert wurden. Während Meeks einen schleichenden Rückzug von Sun ausmacht, beruft sich Ziehm auf eine gegenteilige Erklärung von Vizepräsident Jim Parkinson aus dem November 2008.

  • Florian Effenberger, verantwortlich für das Marketing des freien Projekts, äußert sich in einem Blog-Eintrag erstaunt über die pessimistische Zukunftsvision von Meeks. Er interpretiert die aktuelle Diskussion als einen Beleg für die Vitalität und begründet dies mit unterschiedlichen Vorstellungen und Wahrnehmungen des Soll- und Ist-Zustandes und daraus folgender Aktivität des Projekt. Außerdem gebe es viele Menschen, die sich Gedanken machen und denen die Sache am Herzen liegt. Als ein Beispiel nennt Effenberger die 50 neuen Extensions in Open Office, die im Dezember 2008 in das Projekt einflossen.

  • Amanda McPherson, Vizepräsidentin der Linux-Foundation, sieht die große Bedeutung der Büroanwendung als Alternative zu Microsoft. Zweifellos wären 28 Millionen Downloads ein Beleg für den Erfolg der letzten Open-Office-Version, jedoch findet sie allein die Möglichkeit des Scheiterns fatal und schreibt 🇬🇧 , dass es ihr Sorgen mache, dass man den gleichen proprietären Kräften ausgeliefert sein könnte, die auch den Desktop-Markt geformt haben und man sich daher nicht auf Sun verlassen solle.

Quelle: Linux-Magazin