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Mark Shuttleworth: Neues vom Desktop der Zukunft Teil II

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Blogeinträge von Mark Shuttleworth sind vergleichbar mit einer Mondfinsternis: Man sieht sie selten, aber wenn es dazu kommt, ist es immer etwas ganz besonderes. So auch am gestrigen Mittwoch, als sich der Ubuntu-Initiator in einem ausführlichen Artikel erneut zum Thema Benutzeroberfläche zu Wort meldete und interessante Zukunftspläne offenbarte.

Seine jüngsten Ausführungen 🇬🇧 leitet der Südafrikaner mit einem Exkurs über die Erfolgsfaktoren einer guten Webpräsenz ein: Ein gelungenes Internet-Projekt zeichne sich durch ein ansprechendes Aussehen aus, präsentiere eine neuartige Idee und ermögliche dem Benutzer eine unmittelbar lohnenswerte Erfahrung. Mit diesen Charakteristika müsse auch der freien Desktop von morgen ausgestattet sein und Shuttleworth hat auch schon jemanden im Auge, der einen wichtigen Beitrag dazu leisten könnte: Die Firma hinter Ubuntu, Canonical, die der Software-Entwickler höchstselbst im Frühjahr 2004 ins Leben gerufen hat.

Wie er weiterhin schreibt, ist man bereits damit beschäftigt, Designer anzuwerben, die nicht nur ihren Teil zu Canonicals hauseigenen Projekten beitragen, sondern sich auch an KDE, GNOME oder anderen Entwicklungen im Open-Source-Bereich beteiligen sollen, um die Mission „Verbesserung der FLOSS-Benutzbarkeit“ erfolgreich zu bestreiten. Für Shuttleworth handelt es sich dabei keinesfalls um eine Unternehmung der Unmöglichkeit, da man in den Communities der großen Desktopumgebungen ohnehin schon die Wichtigkeit der Benutzerfreundlichkeit registriert habe. Sein Unternehmen Canonical soll diesen Bereich vorantreiben und sich insbesondere um eine klarere Linie bei den Oberflächen verschiedener Softwares bemühen.

Wie in seinen Kommentaren im Rahmen der OSCON vor gut sieben Wochen nennt er auch dieses Mal Apple und das iPhone als Maßstäbe für vielversprechendes Design. Um in wenigen Jahren mit derartigen GUIs konkurrieren zu können, bedarf es der Aufhebung des Defizits im Bereich der Einheitlichkeit, die man laut Shuttleworth nur mit der Kraft freier Entwicklungs-Prozesse bewältigen kann. Hier sei man offen für Innovationen, die oftmals herausragende Ergebnisse hervorgebracht hätten, begründet er seine optimistischen Erwartungen.

Wiederholt betont der südafrikanische Unternehmer die Rolle der Canonical-Mitarbeiter: Man arbeite an der Zusammenstellung eines Teams, das Projekte wie X, OpenGL, Gtk, Qt, GNOME oder KDE unterstützen soll, um die genannten Vorstellungen vom zukünftigen Desktop in die Tat umzusetzen. Konkret stellt sich Shuttleworth dieses Vorhaben als Kooperation mit offenen Bazaar-Zweigen 🇬🇧, Beteiligungen an Upstream-Sprints und anderen Veranstaltungen vor.

Der Canonical-Gründer scheint sich aber auch der Schwierigkeiten seines Plans bewusst zu sein und formuliert zudem verschiedene Risiken, die dieser mit sich bringt: Eine Beteiligung funktioniere nicht ohne das Ausdrücken von Wünschen, die zu kontroversen Diskussionen führen könnten, und ausgeprägte Veränderungen seien immer schwer umzusetzen, egal wie groß oder klein die Einsprüche seien. Wer sich nun Sorgen um die Zukunft von Ubuntu macht, darf beruhigt sein: Das platform team, ein Herzstück von Ubuntu, soll sich nach wie vor auf die Weiterentwicklung der Distribution fokussieren und im traditionellen Zyklus von sechs Monaten wird weiterhin eine neue Ubuntu-Version erscheinen.


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