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Im Gespräch mit LoCo-Enthusiast Julius Bloch

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Julius Bloch ist eine der treibenden Kräfte der deutschen Ubuntu-Community. Zwischen Ubuntu Developer Summit und Linuxtag fand er Zeit für ein Gespräch mit dem Ikhaya-Team.

Welche Bereiche umfasst deine Arbeit für Ubuntu?

Mach 'ne Liste: LoCo-Council-Mitglied, inoffizieller Ubuntu LocCo-Team-DE Contact, IRC-Channel Ubuntu-Deutschland Operator, Ubuntu-DE Messeteam-Leiter, Ubucon-Organistaor, Kassenwart vom Ubuntu Deutschland e.V.

Wie bekommt man das so unter einen Hut?

Indem man mit seiner Freundin ein Agreement macht: Abends Ubuntu; Jahresurlaub für Ubuntu. (grinst)

Womit verbringst du deine Freizeit außer Ubuntu?

Badminton im Verein, Klassische Konzerte und ich gehe leidenschaftlich gerne spazieren.

Wie viel Zeit investierst du täglich in diese Arbeit?

Vier bis fünf Stunden pro Tag bestimmt.

Woran arbeitest du im Moment?

Das LoCo-Council aufsetzen, Richtlinien für LoCo-Teams erarbeiten und die Strukturen des LoCo-Teams in Deutschland zu festigen; Organisation der diesjährigen Ubucon.
Daily Business: Leute im IRC mahnen, Absprachen über Loco-Sachen, Meetings...

Arbeitest du hauptberuflich für Canonical?

Nein. Hauptberuflich bin ich Azubi zum IT-Systemkaufmann.

Wie bist du zu Linux gekommen, wie zu Ubuntu?

Ich konnte meinen Win98-Lizenzkey auswendig, das war im Jahr 2000. Ich glaube am Ende hatte ich alle zwei, drei Tage eine Neuinstallation. Zum Schluss habe ich dann SUSE 6.4 installiert. Ich habe SUSE bis 8.3 genutzt, bin dann auf Debian umgestiegen - in Abwechslung mit gentoo - und bin dann zu Ubuntu gekommen. Das war bei Ubuntu 4.10 (Alpha1).

Was gefällt dir an Ubuntu am besten, wo besteht Verbesserungspotential?

Das Miteinander, das menschliche miteinander umgehen, wie man Probleme miteinander löst, wie man kommuniziert.
Verbesserungapotential: Ich denke, man kann es dem User einfacher machen einzusteigen. Die Alternate-Installation ist immer noch etwas holprig, die Update-Prozesse könnte man noch etwas sauberer machen, sodass ein normaler User das Terminal nicht mehr braucht.

Was erwartest du in dem Zusammenhang von Ubuntu 'Intrepid Ibex' 8.10?

Ich erwarte mir viel Spaß; ich erwarte, dass viele neue Funktionen hinzukommen werden, die der normale User spaßig finden wird. Ich erwarte keine Stabilität.

Bist du mit der Stabilität auf 8.04 zufrieden?

Nein, ich bin mit der Stabilität auf Servern zufrieden, aber den Bug in libflashsupport zum Beispiel finde ich nervig.

Mit welcher Desktopumgebung arbeitest du hauptsächlich, was gefällt dir an ihr?

Mit GNOME, ausschließlich. Mir gefällt die Einfachheit hinter GNOME. Ich habe überall die gleichen Einstellungsmöglichkeiten und ich werde von den Menüs nicht erschlagen. Auf mich persönlich wirkt GNOME unter Ubuntu immer etwas eleganter.
Bei KDE ist das ein Upstream-Problem, dass die Dialoge überfüllt sind; Probleme mit der Schlichtheit sind für mich nichts Kubuntu-bezogenes.

Was sind deine Lieblingsanwendungen unter Linux?

Pidgin, X-Chat, Bash - weil ich unheimlich gerne auf der Shell arbeite und weil ich auf der Bash schneller bin. Da kommt bei mir wieder das Geekige durch.

Hast du jemals daran gedacht, deine Tätigkeit zu beenden?

Ja. Ich habe immer daran gedacht, wenn ich in einem hohen Maße darüber frustriert war, dass gewisse Dinge nicht funktioniert haben. Zum Beispiel wenn Absprachen nicht eingehalten wurden, wenn Sachen, die zugesagt wurden, nicht eingehalten wurden oder wenn sich Leute nicht an die Spielregeln der Community gehalten haben. Aber letzten Endes haben die positiven Dinge immer überwogen, daher habe ich den Posten immer noch. (grinst)

Was motiviert dich dazu, dem Ubuntu-Projekt zu helfen?

Der Austausch mit neuen Leuten, dass man neue Leute kennen lernt. Neue Kulturen, dass man Erfahrungen macht, die man ansonsten niemals machen würde.

Hast du ein Beispiel dafür?

Ich schätze es mit Leuten wie dem Nick Ali aus dem Loco Council zusammenzuarbeiten oder dem Martin Albisetti aus dem Marketing Team. Oder auch den Austausch mit dem Oliver Grawert aus Deutschland. Das sind Interessante Leute, die viel Erfahrung haben und ganz andere Ansichten haben. Ich höre gerne ihre Meinungen und das Pro und Contra.

Was magst du an deiner Arbeit besonders, was überhaupt nicht?

Leuten hinterherlaufen zu müssen, damit sie Sachen machen. Sprich Unzuverlässigkeit.

Welchen Rat kannst du jemanden mit auf den Weg geben, der sich für Ubuntu engagieren möchte?

Geduldig sein, nicht zögern zu fragen, lieber einmal mehr als zu wenig. Am Anfang den Erfahreneren zu vertrauen, aber immer seine Skepsis bewahren. Keiner Diskussion aus dem Weg gehen und keine fremde Meinung, die man nicht mag, akzeptieren nur weil man keine Lust hat zu diskutieren.

Was würdest du auf die Frage eines Neulings antworten, was Ubuntu ist?

Ubuntu ist ein Zusammenschluss von Leuten, die von der gleichen Idee getragen werden eine bessere Linux-Distribution zu schreiben.

Wo siehst du dich und deine Arbeit für Ubuntu in fünf Jahren? Was ist deine Vision?

Ich hoffe, dass ich in fünf Jahren nicht mehr so involviert bin wie jetzt. Ich hoffe dass es sich selbst trägt und dass wir es geschafft haben ein unabhängiges Projekt geworden sind, das nicht mehr von einer Firma abhängig ist.

Wie gefällt dir der aktuelle UDS?

Fazit: Wir brauchen eine eigene Ubuntu-Konferenz, die nicht von einer Firma gelenkt und gesteuert wird.

Welche Aufgaben hat der Verein Ubuntu Deutschland e.V.?

Der Verein stellt in dem Sinne unsere Verwaltungseinheit dar. Er kümmert ich um unsere finanziellen Dinge, um unsere rechtlichen Belange und er ist genereller Ansprechpartner. Dies macht er, ohne eigenen aktiven Eingriff in die deutsche Community. Wobei er jedoch die Bereiche, für die er sich zuständig fühlt, auch für sich reserviert.

Warum sollte man mit Verein Mitglied werden?

Man sollte Mitglied werden, um Ubuntu in Deutschland zu stärken. Dass man sich öffentlich dazu bekennt, dass man Ubuntu unterstützen möchte. Das ist mehr eine ideologische Entscheidung denn eine wirtschaftliche, da man keinen persönlichen Vorteil davon hat.

Kann ich vom Verein profitieren, wenn ich nicht Mitglied bin?

Ja, da sowohl die Veranstaltungen als auch die Angebote des Vereins für jeden kostenfrei zugänglich sind. Speziell für Messen und Vorträge stellt der Verein Marketingmaterial in Form von Karten, Aufkleber und Flyern bereit, des weiteren hilft er mit seinem Kontakten weiter.

Was wünschst du dir für die deutsche Community?

Dass wir es schaffen zusammenzuarbeiten. Dass jeder von seinem Eigenbrötlerdasein etwas aufgibt und an das große Ganze denkt.

Wo kann man nachlesen, wie man sich in die deutsche Community einbringen kann?

http://launchpad.net/~ubuntu-de-locoteam zum Nachlesen, #ubuntu-de-loco auf irc.freenode.net zum Nachfragen.

Was sind deine Lieblingswebsites?

heise.de, spiegel.de, bash.org en

Wer wird Europameister 2008?

England!

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