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Redmond behauptet: Freie Software verletzt 235 Microsoft-Patente

In einem Interview mit dem US-Magazin Fortune, behauptet Microsoft-Lizenzchef Horacio Gutierrez, Open-Source-Software verstoße gegen insgesamt 235 Monopolrechte des Softwarekonzerns.

Welche Patente dies genau seien, ließ Gutierrez zwar offen, nannte aber Zahlen für verschiedene Freie-Software-Projekte. So verstoße der Linuxkernel gegen insgesamt 42 gewerbliche Schutzrechte Microsofts, grafische Benutzeroberflächen wie KDE und GNOME gegen 65 und die freie Bürosuite OpenOffice.org gegen 45 Patente. Die restlichen 83 Rechtsverletzungen verteilten sich auf weitere Open-Source-Projekte wie z.B. E-Mail-Programme.

Microsoft besitzt insgesamt über 4.500 staatliche gewährte Monopolrechte, u.a. auf Verfahren zum Abspeichern von Dateien oder dem Darstellen von Text auf dem Monitor. Der Linux-Distributor Novell hatte im vergangenen September für Schlagzeilen und Aufregung in der Szene gesorgt, als er einen branchenüblichen "Nichtangriffspakt" in Sachen Patente mit Microsoft schloss, der aus der Sicht Microsofts mit dem Eingestehen von Patentverletzungen in Freier Software gleichzusetzen ist. In Europa konnte die Einführung von Softwarepatente nach einer Lobbyschlacht vorerst verhindert werden. Das Thema ist aber auch hierzulande nach wie vor aktuell.

Quelle: heise open

Diskussion und Kommentare

Update:

Inzwischen hat die Nachricht viele Reaktionen ausgelöst und wurde auch in einigen nicht in erster Linie IT-affinen Medien wie Spiegel Online aufgegriffen. Der deutsche Linux-Verband wies die Microsoft-Behauptungen mit scharfen Worten zurück. Auch Linus Torvalds sagte der InformationWeek, eher verletze Microsoft Patente als Linux, nur sei dies mangelns offenem Code bei Microsoft nicht nachzuweisen. Tatsächlich weist beispielsweise die FAZ darauf hin, dass die im Open Innovation Network (OIN) zusammengeschlossenen linuxfreundlichen Unternehmen wie IBM, ebenfalls über eine Vielzahl von Patenten verfügen. Diese könnten im Falle einer tatsächlichen Klageanstrengung Microsofts gegen Unternehmen, die Linux einsetzen, zur Verteidigungswaffe werden. Daher ist eine tatsächliche Klage Microsofts extrem unwahrscheinlich und die in der Diskussion oft geäußerte Vermutung, hinter Microsofts Verlautbarung stehe vor allem eine FUD-Strategie (Fear, Uncertainty and Doubt), wird gestützt.

In diesem Zusammenhang erwähnungswert ist übrigens, dass Microsoft vor einigen Monaten eine Technologie zum Patent einreichte, dessen Prinzip von einer bereits existierenden Open-Source-Software geklaut wurde.